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Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Titel: Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Wil…«
    Wilhelmina griff in die Tasten und übertönte seine Worte. Nachdem sie ein paar Takte gespielt hatte, wandte sie sich ihm vorwurfsvoll zu: »Du spielst ja gar nicht!«
    Sie ahmte Graffs keifende Stimme derart perfekt nach, dass Daemons Lippen sich zu einem boshaften Grinsen verzogen. Als er sich zu ihr drehte, bemerkte er jedoch, dass ihre Miene um Verständnis flehte und ihre Augen voll Angst waren. Zähneknirschend legte er die Finger auf die Tasten. »Eins, zwei, drei, vier.« Sie begannen zu spielen.
    Sie hatte große Angst und es hatte irgendetwas mit ihm zu tun. Während sie durch das Duett stolperten, sah er aus dem Augenwinkel Graff, die im Türrahmen stand, um zu lauschen, zu beobachten und zu spionieren. Je länger sie spielten und je länger Graff sie beobachtete, desto mehr Fehler unterliefen Wilhelmina, bis Daemon sich fragte, ob sie überhaupt noch dasselbe Stück spielten. Die Noten auf der Seite vor ihm hatten gewiss nichts mit dem zu tun, was an seine Ohren drang, und mehr als einmal zuckte er bei den Tönen, die sie fabrizierte, innerlich zusammen.
    Als Wilhelmina das Duett hartnäckig zum dritten Mal von vorne anfing, wandte Graff sich widerwillig ab und Daemon beneidete die Gouvernante darum, einfach gehen zu können. Sobald sie verschwunden war, spielte Wilhelmina jedoch flüssiger und weniger laut.
    »Du darfst niemals nach Jaenelle fragen«, sagte sie so leise, dass Daemon sich zu ihr beugen musste, um sie zu verstehen. »Wenn du sie nicht finden kannst, darfst du niemals jemanden fragen, wo sie ist.«
    »Warum nicht?«
    Wilhelmina starrte geradeaus. Sie schluckte so heftig, als
ersticke sie an den Worten. »Weil sie Ärger bekommen könnte, wenn sie es herausfinden, und ich nicht möchte, dass sie Ärger bekommt. Ich will auf keinen Fall, dass sie zurück nach Briarwood muss.« Sie hörte auf zu spielen und wandte sich ihm zu, die Augen tränenverschleiert. »Möchtest du das etwa?«
    Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht und streichelte ihr zärtlich über die Wange. »Nein, ich möchte nicht, dass sie dorthin zurück muss. Wilhelmina … wo ist sie?«
    Wilhelmina setzte erneut zu spielen an, wenn auch leise. »Sie hat jetzt vormittags Unterricht. Manchmal geht sie auch Freunde besuchen.«
    Verwundert runzelte Daemon die Stirn. »Wenn sie Unterrichtsstunden hat, müssen doch bestimmt dein Vater oder Leland oder Alexandra dafür gesorgt …«
    »Nein.«
    »Aber eine Zofe muss sie begleiten und …«
    »Nein.«
    Als Daemon über das Gesagte nachdachte, ballten sich seine Hände langsam zu Fäusten. »Sie geht allein?«, fragte er schließlich, wobei er sich bemühte, so unbefangen wie möglich zu klingen.
    »Ja.«
    »Und eure Familie weiß nichts davon, dass sie fort ist?«
    »Nein, sie haben keine Ahnung.«
    »Und du weißt nicht, wohin sie geht oder wer sie unterrichtet?«
    »Nein.«
    »Aber wenn eure Familie von den Unterrichtsstunden erfährt oder herausfindet, wer sie unterrichtet, wird sie vielleicht wieder zurück in die Klinik geschickt?«
    Wilhelminas Kinn zitterte. »Ja.«
    »Verstehe.« Oh ja, er verstand. Hüte dich vor dem Priester! Sie gehörte dem Priester. Es war nachlässig von ihm gewesen, einen derart gefährlichen Rivalen zu vergessen. War sie jetzt gerade bei ihm? Was konnte Saetan, einer der
lebenden Toten, ihr bieten? Würde Saetan versuchen, sie von ihm fern zu halten? Wenn ihre Familie je von ihren Treffen mit dem Höllenfürsten erfuhr …
    In dieser Familie gab es zu viele Intrigen und Geheimnisse. Alexandra balancierte auf Messers Schneide, indem sie versuchte, die herrschende Kraft auf Chaillot zu bleiben, während Roberts Sitz in dem Männerrat, der sich ihr entgegenstellte, permanent das Vertrauen der anderen Königinnen auf Chaillot untergrub, auf das sie angewiesen war. Die Rivalitäten zwischen Robert und Benedikt waren in den Kreisen des Blutadels von Beldon Mor ein offenes Geheimnis und Alexandras Unvermögen, ihre eigene Familie im Zaum zu halten, ließ nachhaltige Zweifel an ihrer Fähigkeit aufkommen, ein ganzes Territorium zu regieren. Dazu kam noch der peinliche Umstand, dass sie eine Enkelin besaß, die seit ihrem fünften Lebensjahr in einer Klinik für unausgeglichene Kinder ein und aus ging.
    Nicht auszudenken, wenn eben dieses Kind zugeben müsste, dass es vom Höllenfürsten, dem Fürsten der Finsternis, dem mächtigsten und gefährlichsten Kriegerprinzen in der Geschichte des Blutes, in der magischen Kunst unterwiesen wurde!
    Selbst

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