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Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Titel: Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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dass sich niemand in den angrenzenden Räumen befand, bevor er auf die Geheimtür zutrat, die in die Vertäfelung neben dem Kamin eingelassen war. Seine Werkstatt war mit Grau versiegelt; eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme, die Hekatah den Zutritt verwehrte, wohingegen Mephis und Andulvar ihn ungehindert erreichen konnten. Nachdem er die Kerzen am Ende des schmalen Ganges kraft eines Gedankens zum Brennen gebracht hatte, verschloss er die Geheimtür und begab sich in seine Höhle.
    Hier braute er seine Gifte und wob die Verworrenen Netze von Traumlandschaften und Visionen. Als er an den Arbeitstisch trat, der sich an der gesamten Länge einer Wand entlangzog, rief er einen kleinen Schlüssel herbei und öffnete die massiven Holztüren eines der großen Hängeschränke, die über dem Tisch angebracht waren.
    Die Gifte waren ordentlich nebeneinander aufgereiht, wobei die Glasgefäße detaillierte Beschriftungen in der
Alten Sprache aufwiesen. Eine weitere Vorsichtsmaßnahme, da es Hekatah nie gelungen war, die wahre Sprache des Blutes zu beherrschen.
    Er holte ein kleines, verschlossenes Glasgefäß hervor und hielt es gegen das Kerzenlicht. Nachdem er es entkorkt hatte, roch er daran und tunkte den Finger hinein, um die Flüssigkeit zu schmecken. Es war das Extrakt, das er normalerweise verwandte. Da er nicht von Geburt an eine Schwarze Hexe gewesen war, war sein Körper nicht in der Lage, das Gift selbst herzustellen. Er verschloss die Phiole wieder, blickte erneut in den Schrank und griff nach einem Gefäß, in dem sich winzige, blutrote Flöckchen befanden.
    Fügte man dem Extrakt nur ein oder zwei Flocken getrockneten Hexenblutes hinzu, würden die Schmerzen, die Daemon jetzt empfand, ein zärtliches Streicheln sein im Vergleich zu den Qualen, die zu seinen letzten Erfahrungen unter den Lebenden zählen würden. Es hatte Männer gegeben, die sich selbst aufgeschnitten und ihre eigenen Eingeweide herausgerissen hatten.
    Oder dieses Gift hier. Ein weniger qualvoller Tod, aber genauso sicher. Denn mittlerweile war er davon überzeugt, dass Daemon zu nahe war. Jaenelle gab sich Mühe, ihm zu helfen, doch wie würde Daemon ihr diese Gutherzigkeit zurückzahlen?
    Saetan zögerte. Und doch ...
    Als er noch unter den Lebenden geweilt und seine Söhne Mephis und Peyton großgezogen hatte, war er eine Note gewesen und sie zwei andere – harmonisch, aber doch anders. Lucivar war ebenfalls eine Note, jedoch eine, die meist sehr scharf klang. Seitdem Lucivar sich das erste Mal allein auf beide Beine gestellt hatte und seine kleinen Flügel durch die Luft gesaust waren, um das Gleichgewicht zu halten, hatte Saetan gewusst, dass dieser Sohn zum Fluch seines Vaters werden und sich mit jenem arroganten eyrischen Respekt allem gegenüber, was Himmel und Erde entstammte, in die Welt stürzen würde.

    Und Daemon? Seit Saetan ihn zum ersten Mal im Arm gehalten hatte, hatte er instinktiv tief in seinem Innern gespürt, dass die Dunkelheit auf dieselbe Art und Weise zu diesem Sohn singen würde, wie sie es zu ihm tat, dass dieser Sohn der Spiegel seines Vaters sein würde. Folglich hatte er Daemon ein Vermächtnis hinterlassen, das er ursprünglich keinem seiner Kinder hatte aufbürden wollen.
    Seinen Namen.
    Er hatte vorgehabt, Daemon beizubringen, welch Ehre und Verantwortung es bedeutete, Juwelen zu tragen, die so überwältigend und zerstörerisch waren wie die schwarzen. Doch aus Gründen der Ehre war er nicht da gewesen. Weil er an die Gesetze des Blutes und das Protokoll glaubte, hatte er eine Lüge hingenommen, als Dorothea ihm die Vaterschaft verweigert hatte. Und da er die Lüge hingenommen hatte, war Daemon als Bastard und Sklave aufgewachsen, ein Ausgestoßener, der keinerlei Stellung in der Gesellschaft der Blutleute innehatte.
    Wie konnte er also Daemon zum Tode verurteilen, wenn sein eigenes Versagen, das Kind zu schützen, dazu beigetragen hatte, den Mann zu formen, der er nun war? Und wie kam es, dass er nicht in der Lage war, diese Entscheidung zu fällen, obgleich Jaenelle vielleicht längst in Lebensgefahr schwebte?
    Saetan stellte das getrocknete Hexenblut zurück und sperrte den Schrank zu.
    Es hatte Zeiten in seinem langen, langen Leben gegeben, in denen er gezwungen gewesen war, harte, ja bittere Entscheidungen zu treffen. Nun benutzte er dasselbe Maß, das er auch bei jenen Entscheidungen angelegt hatte.
    Daemon hatte seine Kräfte zur Verfügung gestellt, als Jaenelle Hilfe benötigt hatte.
    Diese Schuld

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