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Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Titel: Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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geschrieben.
    Saetan beugte sich vor, da ihre Sorge den Kokon aus Gleichgültigkeit durchdrungen hatte, in den er sich seit zehn Jahren eingesponnen hatte. Sein Körper war schwach und er benötigte einen Spazierstock zum Gehen, doch sein Geist war immer noch hellwach, die schwarzen Juwelen kraftvoll, seine Beherrschung der Kunst fehlerlos.
    Auf einmal ahnte er, dass er seine gesamte Kraft und sein Geschick brauchen würde, um mit den Ereignissen auf der Insel der kindelîn tôt fertig zu werden, um was auch immer es sich dabei handeln mochte.
    Als Andulvar das Tuch von der Glasglocke zog, starrte Saetan das Wesen darunter erstaunt und voller Unglauben an.
    Ein Schmetterling. Nein, nicht einfach nur ein Schmetterling. Es handelte sich um ein riesengroßes Phantasiewesen, das in seinem gläsernen Gefängnis sanft mit den Flügeln schlug. Doch es waren die Farben, die Saetan derart in Erstaunen versetzten. Die Hölle war ein Reich des ewigen Zwielichts, das Farbtöne verblassen ließ, bis kaum
mehr Farbe übrig war. An dem Wesen in der Glocke war jedoch nichts Blasses: Sein Körper war kürbisorange und die Flügel eine schier unmögliche Mischung aus Himmelblau, Sonnengelb und Grasgrün. Während Saetan ihn ansah, verlor der Schmetterling seine Form und die Farben verliefen wie eine Kreidezeichnung im Regen.
    Jemand auf der Insel der kindelîn tôt hatte dieses herrliche Zauberwesen erschaffen und es bewerkstelligt, die Farben der Reiche der Lebenden an einem Ort zu bewahren, der sonst jegliche Lebenskraft und jeden Pulsschlag zum Verlöschen brachte.
    »Prothvar warf eine Schutzglocke über diesen hier«, sagte Andulvar.
    »Sie lösen sich beinahe augenblicklich auf«, fügte Prothvar entschuldigend hinzu, wobei er seine dunklen Flügelhäute eng an den Körper anlegte.
    Saetan setzte sich gerade auf. »Char soll zu mir kommen, Lord Yaslana.« Seine Stimme war ein sanftes Grollen, freundlich und befehlend zugleich.
    »Er wird nicht freiwillig kommen«, meinte Prothvar.
    Saetan starrte den dämonentoten Krieger an. »Char soll zu mir kommen!«
    »Sehr wohl, Höllenfürst.«
    Der Herr der Hölle saß still am Feuer, die Finger mit den schwarz glänzenden Nägeln lose ineinander verschränkt. Der Ring mit dem schwarzen Juwel an seiner rechten Hand glitzerte aus einem inneren Feuer heraus.
    Der Junge saß ihm gegenüber und starrte auf den Boden, wobei er sich sichtlich Mühe gab, nicht verängstigt zu wirken.
    Saetan beobachtete ihn aus halb geschlossenen Augen. Seit tausend Jahren war Char der Anführer der kindelîn tôt . Er war zwölf, vielleicht dreizehn gewesen, als jemand ihn gepfählt und verbrannt hatte. Der Überlebenswille des Jungen war stärker gewesen als sein Körper, und so war Char
durch eines der Tore getorkelt und im Dunklen Reich gelandet. Sein Körper war so verbrannt, dass es unmöglich war, zu sagen, aus welchem Volk er stammte. Doch dieser kleine Dämonenjunge hatte die anderen verstümmelten Kinder um sich versammelt und einen Zufluchtsort für sie geschaffen, die Insel der kindelîn tôt .
    Er hätte einen guten Krieger abgegeben, wenn man ihm gestattet hätte, so lange zu leben, dachte Saetan.
    Andulvar, Mephis und Prothvar standen im Halbkreis hinter Chars Sessel und schnitten dem Knaben somit jeden Fluchtweg ab.
    »Wer macht die Schmetterlinge, Char?«, erkundigte Saetan sich leise ... gefährlich leise.
    Es gab Winde, die vom Norden her über lange, vereiste Strecken heulten und Feuchtigkeit in sich aufnahmen, während sie über das kalte Meer brausten, bis sie schließlich einen Menschen berührten und die kalte, messerscharfe Feuchtigkeit in seine Knochen trieben, bis ihn nicht einmal das heißeste Feuer mehr erwärmen konnte. Wenn Saetan so ruhig war, so still, dann war er wie einer dieser Winde.
    »Wer macht die Schmetterlinge?«, fragte er erneut.
    Die Hände zu Fäusten geballt, starrte Char auf den Boden, während sich in seinem Gesicht die Gefühle widerspiegelten, die in seinem Inneren tobten. »Sie ist unser«, stieß er unvermittelt hervor. »Sie gehört uns.«
    Saetan saß regungslos da, während eiskalte Wut in ihm aufstieg. Solange er keine Antwort hatte, war keine Zeit für Sanftmut.
    Char erwiderte seinen Blick verängstigt, aber kampfbereit.
    Sämtliche Bewohner der Hölle wussten um die subtilen Nuancen des Todes. Außerdem wussten alle Höllenbewohner, dass es eine Person gab, die sie kraft ihrer Gedanken auslöschen konnte: ihr aller Herr, der Höllenfürst. Dennoch

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