Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
seinen Umhang ab und legte ihn auf einen Stuhl. Die ganze Zeit über war er sich bewusst, dass Daemon jede einzelne seiner Bewegungen beobachtete. »Lass uns ein Glas Wein trinken, dann können wir reden.«
»Ich will keinen Wein.«
»Ich aber.« Saetan holte den Wein und Gläser. Nachdem er sich an den Tisch gesetzt hatte, öffnete er die Flasche, goss zwei Gläser ein und wartete.
Daemon trat vor und stützte sich behutsam mit den Händen auf dem Tisch ab.
Dorothea musste blind sein, um nicht zu erkennen, was Daemon war, dachte Saetan und nippte an seinem Wein. Da er auf die langen Fingernägel vorbereitet gewesen war, fand er sie weniger beunruhigend als die Tatsache, dass Daemon keinen Ring am Finger trug. Wenn er derart gefährlich sein konnte, ohne ein Juwel zu tragen, das seine Kräfte fokussierte ...
Kein Wunder, dass Cassandra es mit der Angst zu tun bekommen
hatte. Schwarze Juwelen hin oder her, sie war seinem Sohn nicht gewachsen.
»Weißt du, wo sie ist?«, fragte Daemon, der sich offensichtlich anstrengen musste, sein Gegenüber nicht anzuschreien.
Saetans Augen verengten sich. Angst. All jene Wut bedeckte lediglich eine Lawine der Angst. »Wer?«
Fluchend schnellte Daemon vom Tisch zurück.
Als der Strom an Kraftausdrücken nach etlicher Zeit noch nicht versiegte, meinte Saetan trocken: »Namensvetter, bist du dir darüber im Klaren, dass du diesen Raum geradezu unbewohnbar machst?«
» Was ?« Daemon wirbelte herum und sprang zum Tisch zurück.
»Zügele deinen Zorn, Prinz«, sagte Saetan leise. »Du hast nach mir gerufen und hier bin ich.« Über die Schulter blickte er zum Fenster. »Allerdings wird die Morgendämmerung schon in wenigen Stunden anbrechen und du kannst es dir nicht leisten, dann noch hier zu sein, oder?«
Als Daemon sich auf den Stuhl gegenüber sinken ließ, reichte Saetan ihm ein Glas Wein. Daemon leerte es in einem Zug und Saetan schenkte ihm nach. Nachdem er es zum dritten Mal gefüllt hatte, bemerkte er trocken: »Aus eigener Erfahrung kann ich dir versichern, dass es die Furcht nicht lindert, wenn man sich betrinkt. Allerdings haben die Qualen des Katers ganz wunderbare Auswirkungen auf die Wahrnehmungsfähigkeit eines Mannes.«
In Daemons Augen spiegelte sich belustigtes Entsetzen.
»Um es einmal direkt zu sagen, scheint mir dies das erste Mal zu sein, dass unsere blonde Lady dir eine solche Angst eingejagt hat.«
Daemon betrachtete stirnrunzelnd die leere Weinflasche, fand eine volle in einem der Küchenschränke und füllte beide Gläser. »Nicht das erste Mal«, knurrte er.
Saetan lachte in sich hinein. »Aber es gibt Abstufungen, nicht wahr?«
Daemons widerwilliges Lächeln hatte einen Anflug von Herzlichkeit. »Ja.«
»Und dieses Mal ist es schlimm.«
Daemon schloss die Augen. »Ja.«
Saetan seufzte. »Fang beim Anfang an und lass uns sehen, ob es uns gelingt, die Sache zu entwirren.«
»Sie ist nicht auf dem Anwesen ihrer Familie.«
»Es ist Winsolzeit. Könnte ihre … Familie« – das Wort blieb Saetan fast im Halse stecken – »sie nicht zu Freunden auf Besuch geschickt haben?«
Er erntete ein Kopfschütteln. » Etwas ist da, aber es ist nicht Jaenelle. Es sieht aus wie sie, spricht wie sie und spielt die gehorsame Tochter.« Daemon warf Saetan einen gehetzten Blick zu. »Aber was Jaenelle ausmacht, ist nicht dort.« Er stieß ein grimmiges Lachen aus. »Ihre Familie ist hocherfreut, dass sie sich so gut benimmt und sie nicht blamiert, wenn die beiden Mädchen Gästen vorgeführt werden. « Er spielte mit seinem Weinglas. »Ich fürchte, dass ihr etwas zugestoßen ist.«
»Unwahrscheinlich.« Fasziniert beobachtete Saetan, wie der Zorn von Daemons Antlitz schmolz. Er mochte den Mann, der dahinter zum Vorschein kam.
»Wie kannst du dir so sicher sein?«, wollte Daemon hoffnungsvoll wissen. »Ist dir etwas Derartiges schon einmal untergekommen?«
»Nicht wirklich, nein.«
»Wie kannst du dann ...«
»Weil das, was du beschreibst, Namensvetter, ein Schatten ist, doch es gibt in keinem der Reiche jemanden, und ich bilde da keine Ausnahme, der über genug Kunst verfügt, um einen Schatten zu erschaffen, der so lebensecht ist – abgesehen von Jaenelle selbst.«
Daemon nippte an seinem Wein und grübelte eine Minute lang nach. »Was genau ist ein Schatten?«
»Im Grunde ist ein Schatten nichts weiter als eine Illusion, die Nachbildung der physischen Form eines Objekts.«
Saetan warf Daemon, der ein ganz klein wenig auf seinem Stuhl
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