Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
mimte freudige Begeisterung angesichts von Geschenken, die in solch krassem Gegensatz zu dem standen, was sie war, dass Daemon am liebsten geschrien hätte, um diese Narren zu wecken. Niemand sonst bemerkte, dass ihr das Atmen bei
jedem weiteren Geschenk schwerer fiel, bis das farbenfrohe Papier und die Schleifen Fäusten glichen, die auf ihren schmächtigen Körper einschlugen. Als er die Taschentücher aufpackte, die sie ihm geschenkt hatte, zuckte sie zusammen und wurde kreidebleich. Mit einem Keuchen sprang sie auf und lief aus dem Zimmer, woraufhin Alexandra und Leland ihr streng hinterher riefen, auf der Stelle zurückzukommen.
Ohne sich darum zu kümmern, was die anderen denken mochten, verließ Daemon den Raum, während die kalte Wut hohe Wogen in ihm schlug. Er ging in die Bibliothek. Jaenelle befand sich tatsächlich dort, rang nach Atem und versuchte mit zitternden Händen, ein Fenster zu öffnen. Nachdem Daemon die Tür abgesperrt hatte, durchquerte er das Zimmer, rüttelte heftig am Fenstergriff, der abgeschlossen war, und schob das Fenster mit solcher Gewalt nach oben, dass die Mauern erbebten.
Jaenelle beugte sich über die schmale Fensterbank nach draußen und trank hastig von der Winterluft. »Es tut so weh, hier zu leben, Daemon«, klagte sie, während er sie in seinen Armen wiegte. »Manchmal tut es so weh.«
»Sssch.« Er strich ihr über das Haar. »Sssch.«
Sobald sich ihr Atem wieder beruhigt hatte, schob Daemon das Fenster zu und verschloss es. Er lehnte sich gegen die Wand, ein Bein über die Fensterbank gestreckt, und zog Jaenelle fest an sich.
»Es tut mir Leid, dass ich meinen Becher nicht mit dir teilen konnte.«
»Das macht mir nichts«, flüsterte Jaenelle.
»Mir schon«, erwiderte er scharf, wobei seine tiefe, seidige Stimme heiserer als sonst klang.
Jaenelle blickte verwirrt drein und ein Nebelschleier schob sich vor ihre Augen. Er zog die Fäden ein Stück zurück, die er um sie gewoben hatte.
»Daemon«, meinte Jaenelle zögernd. »Dein Geschenk ...«
In Daemons Kehle stieg ein Grollen empor – sein Schlafzimmerlachen,
das jedoch zum ersten Mal nicht voller Eis, sondern Feuer war. Seine Augen glänzten wie geschmolzenes Gold. »Es war genauso wenig deine Wahl, wie der Malkasten, den ich dir geschenkt habe, die meine war.« Er hob eine Braue. »Ich hatte in Erwägung gezogen, dir einen Sattel zu besorgen, der dir und Tänzer passt ...«
Jaenelle riss die Augen auf und lachte.
»... aber das wäre nicht gut möglich gewesen.« Plötzlich kam ihm eine Frage in den Sinn. »Jaenelle«, meinte er vorsichtig, während er seinen geheilten Finger betrachtete, »hat der Priester ...« Würde die Frage ihr noch mehr Kummer bereiten, wenn Saetan ihr kein Winsolgeschenk gemacht hatte?
»Oh, Daemon, es ist so wundervoll! Aber natürlich kann ich es hier nicht tragen.«
Die Traurigkeit und die Wut in seinem Inneren lösten sich ein wenig. »Was tragen?«
»Mein Kleid. Es ist bodenlang und aus Spinnenseide, und es ist schwarz. Schwarz , Daemon!«
Daemon konzentrierte sich auf seine Atmung. Als er sicher sein konnte, dass sein Herz wieder im gewohnten Rhythmus schlug, griff er in die Innentasche seines Jacketts und holte eine kleine, quadratische Schachtel hervor. »Dann habe ich hier höchstwahrscheinlich das passende Accessoire dazu.«
»Was ist das?«, wollte Jaenelle wissen, indem sie zögerlich nach der Schachtel griff.
»Dein Winsolgeschenk. Dein echtes Winsolgeschenk.«
Mit einem scheuen Lächeln packte Jaenelle die Schachtel aus und stieß ein Keuchen aus, als sie den Inhalt sah.
Daemons Kehle zog sich zusammen. Es war kein angemessenes Geschenk von einem Mann wie ihm an ein junges Mädchen, doch das war ihm gleichgültig. Das Einzige, was für ihn zählte, war, ob es ihr gefiel oder nicht.
»Oh, Daemon«, flüsterte Jaenelle. Sie nahm das elegante Silberarmband aus der Schachtel und legte es sich um das
linke Handgelenk. »Es wird einfach perfekt zu meinem Kleid aussehen.« Sie wollte ihn umarmen, erstarrte jedoch mitten in der Bewegung.
In ihren Augen konnte er den Wirbel ihrer Gefühle sehen, die sich jedoch zu schnell abwechselten, um ihnen folgen zu können. Anstatt ihn zu umarmen, ließ sie die Hände auf seine Schultern sinken, beugte sich vor und küsste ihn leicht auf den Mund, ein Mädchen, das zum ersten Mal die Gewässer jenseits ihrer Kinderjahre erkundet. Er umschloss ihre Arme mit den Händen, gerade fest genug, um sie zu halten. Als sie sich zurückzog,
Weitere Kostenlose Bücher