Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
gab einen weiteren übertriebenen Seufzer von sich, doch in seinen Augen glomm dunkle Belustigung. »Ich habe in Kaeleer ein Konto mit sämtlichen Vollmachten für sie eröffnet.«
Sein Gegenüber sog scharf die Luft ein. »Du meinst ...«
»Ja.«
»Mutter der Nacht.«
»Das ist das Netteste, was man mir in dieser Angelegenheit bisher gesagt hat.« Saetan, der es genoss, den tragischen Helden zu mimen, fuhr fort: »Und es wird noch viel schlimmer werden! Darüber bist du dir doch im Klaren?«
»Schlimmer?«, meinte Daemon misstrauisch. »Inwiefern sollte es schlimmer werden?«
»Sie ist erst zwölf, Namensvetter.«
»Das weiß ich.« Daemon seufzte.
»Stell dir bloß einmal vor, zu welchem Unfug sie fähig sein wird, wenn sie siebzehn ist und ihren eigenen Hof hat.«
Daemon ließ ein Ächzen vernehmen, doch in seinen Augen lag ein scharfer, hoffnungsvoller Blick. »Mit siebzehn kann sie ihren eigenen Hof haben? Und ihn besetzen?«
Ach, Namensvetter! Saetan saß einen Moment schweigend da und überlegte, wie er es diplomatisch erklären könnte. »Zumindest die meisten Stellen werden sich zu diesem Zeitpunkt besetzen lassen.« Die Bitterkeit, die Daemon auf der Stelle verströmte, verblüffte ihn.
»Selbstverständlich willst du etwas Besseres für sie als eine Hure, die beinahe jeder Königin in Terreille das Bett gewärmt hat«, meinte Daemon und goss sich erneut nach.
»So habe ich es nicht gemeint«, erwiderte Saetan, der befürchtete, dass nun jeglicher Erklärungsversuch matt wirken musste.
»Wie denn dann?«, fuhr Daemon ihn an.
»Was, wenn sie mit siebzehn noch nicht bereit für einen Gefährten ist?«, meinte er behutsam. »Wenn es ein paar Jahre mehr braucht, bis sie mit jemandem das Bett teilen möchte? Willst du ein leeres Amt ausfüllen und ihr immer vertrauter werden, während geringere Männer sie faszinieren, bloß weil es sich um Fremde handelt? In der Zeit liegt viel Magie, Namensvetter, wenn man die Spielregeln kennt.«
»Du sprichst, als sei es bereits entschieden«, sagte Daemon leise, lediglich mit einem Nachgeschmack von Bitterkeit in der Stimme.
»Das ist es auch ... was mich betrifft.«
In Daemons unverstelltem, dankbarem Blick lagen unerträgliche Schmerzen.
Ein paar Minuten saßen sie in einvernehmlichem Schweigen am Tisch. Dann fragte Daemon: »Warum nennst du mich immer Namensvetter?«
»Weil du das bist.« Unbehaglich blickte Saetan zur Seite. »Ich hatte nie vor, einem meiner Söhne jenen Namen zu geben. Ich wusste, was ich war, und dass es für sie schwierig genug sein würde, mich zum Vater zu haben. Doch als ich dich zum ersten Mal in den Armen hielt, wusste ich, dass
kein anderer Name zu dir passen würde. Also nannte ich dich Saetan Daemon SaDiablo.«
Daemons Augen glänzten tränenfeucht. »Dann hast du deine Vaterschaft also tatsächlich anerkannt? Manny erzählte mir, dass man das Blutregister geändert habe, aber ich hatte dennoch meine Zweifel.«
»Für Dorotheas Lügen bin ich nicht verantwortlich, Prinz«, entgegnete Saetan mit bitterem Unterton. »Genauso wenig für das, was das Register in Hayll besagt oder auch nicht. Aber in dem Register, das im Schwarzen Askavi geführt wird, wirst du – wie auch Lucivar – mit Namen genannt und anerkannt.«
»Dann hast du mir den Namen Daemon gegeben?«
Saetan wusste, dass es unendlich vieles gab, was Daemon gerne wissen wollte, aber er war dankbar, dass sein Sohn es vorgezogen hatte, zurückzustecken und die wenige Zeit, die ihnen noch verblieb, mit angenehmer Konversation zu füllen.
»Nein«, antwortete Saetan trocken. » Ich habe dich immer nur Saetan genannt. Es waren Manny und Tersa« – zögernd fragte er sich, ob Daemon von Tersa wusste, doch er erntete keine überraschten Blicke – »die dich Daemon nannten. Als ich Manny eines Tages auf ihren Irrtum hinwies, erklärte sie mir, dass sie nicht vorhabe, sich an die Hintertür zu stellen und jenen Namen zu brüllen, wenn sie einen Jungen zum Abendessen rufen wolle.«
Daemon lachte. »Komm schon, Manny ist ein Schatz!«
»Dir gegenüber vielleicht.« Saetan lachte vor sich hin. »Ich persönlich war immer davon überzeugt, sie wolle nur vermeiden, dass wir beide auf ihr Rufen hin gekommen wären.«
»Und wärst du das?«, wollte Daemon warmherzig wissen.
»Wenn ich an ihren Tonfall zurückdenke, hätte ich es gewiss nicht gewagt fernzubleiben.«
Beide Männer mussten lachen.
Der Abschied fiel jedoch kühl aus. Am liebsten hätte Saetan seinen Sohn
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