Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
sofort weg!« Sie deutete auf die zerbrochene Flasche.
Verzweifelt beobachtete Daemon, wie Wut und Verwirrung in Jaenelles Augen miteinander kämpften, und das Mädchen schließlich den Arm sinken ließ und die Flasche zu Boden fiel.
Alexandra packte Jaenelle an der Schulter, um ihre Enkelin aus dem Zimmer zu führen. Als Daemon sich ihnen anschließen wollte, wirbelte Alexandra herum und wies mit dem Finger auf ihn. »Du«, fuhr sie ihn giftig an, »bleibst bei Prinz Alexander und kümmerst dich um Leland und Wilhelmina.«
Miststück , dachte Daemon. Das tat sie nur aus Eifersucht. Er versuchte sie davon zu überzeugen, beide Mädchen auf der Stelle nach Hause zu bringen, doch eine weitere vom Ring ausgehende Schmerzenswoge ließ ihn scharf einatmen. Jetzt einen Streit anzufangen würde die Sache nur noch schlimmer machen.
So musste er mit ansehen, wie Jaenelle von Alexandra, Dr. Carvay und Robert Benedict aus dem Zimmer geleitet wurde. Sie sah so zart, so verletzlich aus. Er würde erneut mit ihr sprechen, sobald Wilhelmina nach Hause gebracht war, und sie zur Not gewaltsam zu Cassandras Altar bringen, wenn es sein musste. Saetan musste genug Einfluss auf sie haben, um sie von Chaillot fernzuhalten.
Saetan. Wenn er sie erst einmal von Beldon Mor weggeschafft hatte, hätte er wenigstens jemanden, der ihm dabei helfen konnte, sie zu beschützen.
Als die Schmerzen, die ihm der Ring zugefügt hatte, so weit abgeklungen waren, dass er sich wieder bewegen
konnte, hatte Philip Wilhelmina bereits aufgerichtet und zupfte erfolglos an ihrem Kleid herum. Mit einem tiefen Knurren drehte Daemon sie um, schob ihr das Kleid wieder über die Schultern und knöpfte es am Rücken zu. Ihre Augen waren glasig und sie wirkte benommen, außerdem zitterte sie wie Espenlaub, was eher auf ihre Angst zurückzuführen war als darauf, dass sie fror.
»Wilhelmina«, sagte Philip und griff nach ihrem Arm.
Das Mädchen schrie auf und schlug nach ihm, während es zurück in die Zimmerecke taumelte.
Nachdem Daemon Philip beiseite geschoben hatte, stellte er sich vor Wilhelmina und schnippte rasch zweimal hintereinander mit den Fingern. Sobald ihr Blick auf seine Hand gerichtet war, hob er diese langsam, bis sie auf der Höhe ihres Gesichts war. Dann ließ er die Hand sinken und streckte sie ihr entgegen. »Komm, Lady Benedict«, sagte er mit respektvoller, förmlicher Stimme. »Prinz Alexander und ich werden dich nach Hause geleiten.« Er hielt seine Hand ruhig, um ihr Zeit zu der Entscheidung zu geben, ob sie sein Angebot annehmen wollte oder nicht. Als sie schließlich danach griff, klammerte sie sich so fest an ihn wie eine Ertrinkende an das rettende Stück Treibholz.
Unter Philips wütenden Blicken befreite er sich von ihrem Griff und trug sie nach unten, wo eine Kutsche auf sie wartete, die sie nach Hause bringen würde. Er hoffte inständig, dass es dort jemanden geben würde, der sich um sie kümmerte.
Kapitel 14
1Terreille
W ährend Alexandra in ihrem Schlafzimmer auf und ab ging, spielte sie nervös an dem Kontrollring zweiten Grades herum, den sie an der rechten Hand trug. Sie hatte getan, was getan werden musste. Das Mädchen war offensichtlich außer Kontrolle. Dr. Carvay meinte, Jaenelle habe wahrscheinlich eine Zeit lang unter übermäßiger Anspannung gestanden, aber diese letzte Episode – Mitglieder des Chailloter Rates mit einer zerbrochenen Flasche zu bedrohen und dabei irgendwelches Kauderwelsch von sich zu geben!
Alexandra wusste, wem die Schuld zu geben war. Sie hatte Roberts Andeutungen, dass Sadis Interesse an den Mädchen nicht ganz unschuldiger Natur war, keinen Glauben schenken wollen, hatte nicht glauben wollen, dass er tatsächlich ... mit Jaenelle! Bei all den perversen Dingen, zu denen Sadi im Schlafzimmer fähig war, war es da ein Wunder, dass Jaenelle die Absichten der Männer fehlgedeutet hatte, die Wilhelmina nach oben gebracht hatten, damit sie sich etwas ausruhen konnte, nachdem sie zum ersten Mal Sekt getrunken und er ihr zu Kopf gestiegen war? Aber den Rat zu bedrohen und sie alle in Gefahr zu bringen, während Lord Kartane anwesend war und diese Geschichte sicher postwendend nach Hayll berichten würde! Selbstverständlich würde die Hohepriesterin von Hayll nur allzu gerne bereit sein, zusätzliche Hilfe zu schicken, bis Chaillot vollends zu einer Marionette wurde, an deren Fäden Dorothea zog.
Sadi. Sie musste ihn zurückschicken nach ...
Die Schlafzimmertür fiel mit einem Klicken ins
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