Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
Bergfried gewährt zu bekommen, dem Schwarzen Berg, dem Schwarzen Askavi, wo sich die Winde trafen. Hier wurde die Geschichte des Blutes aufbewahrt und der Ort war auch eine Zufluchtsstätte der Blutsleute mit den dunkelsten Juwelen. Außerdem war es die persönliche Höhle von Hexe .
Die Tür öffnete sich geräuschlos. Geoffrey, zugleich Geschichtsschreiber und Bibliothekar des Bergfrieds, wartete auf der anderen Seite auf ihn. »Höllenfürst.« Zur Begrüßung verneigte Geoffrey sich leicht.
Saetan erwiderte die Verbeugung. »Geoffrey.«
»Es ist eine Zeit lang her, seitdem du den Bergfried das letzte Mal besucht hast. Deine Abwesenheit ist nicht unbemerkt geblieben.«
Ein mattes, trockenes Lächeln umspielte Saetans Lippen, während er leise verächtlich schnaubte. »Mit anderen Worten, ich habe mich in letzter Zeit nicht nützlich gemacht.«
»So kann man es auch formulieren«, stimmte Geoffrey ihm lächelnd zu. Als er neben Saetan herging, fiel sein Blick kurz auf den Spazierstock. »Nun bist du also hier.«
»Ich brauche deine Hilfe.« Saetan blickte in das blasse Gesicht des Hüters, das geradezu beunruhigend blass wirkte im Vergleich zu dessen schwarzen Augen, den federartigen schwarzen Brauen, dem schwarzen Haar, das ausgeprägte Geheimratsecken aufwies, der schwarzen Tunika und einer ebensolchen Hose und den sinnlichsten blutroten Lippen, die Saetan je zu Gesicht bekommen hatte, egal ob bei Mann oder Frau. Geoffrey war der letzte Abkömmling seines Volkes, das vor so langer Zeit zu Staub zerfallen war, dass sich niemand mehr daran erinnern konnte. Er war schon uralt gewesen, als Saetan das erste Mal als Cassandras Gefährte zum Bergfried gekommen war. Damals wie heute war er der Schreiber und Bibliothekar des Bergfrieds gewesen. »Ich muss einige der alten Legenden nachlesen. «
»Lorn zum Beispiel?«
Saetan blieb wie angewurzelt stehen.
Als Geoffrey sich zu ihm umwandte, war sein Blick betont neutral.
»Du hast sie gesehen«, stellte Saetan fest, wobei in seiner Stimme ein Hauch Eifersucht mitschwang.
»Wir haben sie gesehen.«
»Draca auch?« Saetans Brust zog sich bei dem Gedanken zusammen, Jaenelle könnte der Seneschallin des Bergfrieds begegnet sein. Draca war lange, bevor Geoffrey gekommen war, Verwalterin und Aufseherin des Schwarzen Askavi gewesen. Noch immer diente sie dem Bergfried, kümmerte sich um die Gelehrten, die zu Studienzwecken hierher kamen, und das Wohlergehen der Königinnen, die einen dunklen Ort brauchten, um sich auszuruhen. Sie verhielt sich so reserviert, dass sie kalt wirkte, was eine Art Selbstschutz gegen Leute war, die beim Anblick eines menschlichen Wesens erschauderten, das unverkennbar von Reptilien abstammte. Kälte zum Schutz des eigenen Herzens war etwas, das Saetan nur zu gut nachvollziehen konnte.
»Sie sind gute Freunde«, meinte Geoffrey, als sie durch eine Drehtür schritten. »Draca hat ihr ein Gästezimmer gegeben, bis die königliche Suite fertig ist.« Er öffnete die Tür zur Bibliothek. »Saetan, du wirst sie unterweisen, nicht wahr?«
Da er einen seltsamen Unterton in Geoffreys Stimme gewahrte, wandte Saetan sich ihm zu, beinahe so graziös wie einst. »Hast du etwas dagegen einzuwenden?« Er musste ein Knurren unterdrücken, als er das Unbehagen in den Augen des anderen sah.
»Nein«, flüsterte Geoffrey. »Ich habe nichts dagegen einzuwenden. Ich bin ... erleichtert.« Er wies auf einige Bücher, die sorgsam gestapelt auf einem der Ebenholztische lagen. »In Erwartung deines Besuches habe ich diese Bücher für dich zusammengesucht, doch es gibt noch ein paar andere Bände, uralte Texte, die ich dir nächstes Mal herausholen werde. Ich denke, du wirst sie brauchen.«
Saetan ließ sich in einen Ledersessel neben dem mächtigen Ebenholztisch sinken und nahm das Glas Yarbarah, das Geoffrey ihm anbot, dankbar entgegen. Sein Bein schmerzte. Langes Gehen war nichts mehr für ihn.
Er zog das oberste Buch vom Stapel und schlug es an der ersten eingemerkten Stelle auf. Lorn. »Du hast mich tatsächlich erwartet und mir im Voraus Arbeit abgenommen.«
Geoffrey setzte sich ans andere Ende des Tisches und überflog andere Bücher. »Ein wenig, aber gewiss nicht alles.« Sie tauschten einen Blick aus. »Kann ich sonst noch etwas für dich tun?«
Saetan trank den Yarbarah in raschen Zügen. »Ja, ich benötige Informationen über zwei Hexen namens Morghann und Gabrielle.« Er fing an, den Eintrag über Lorn zu lesen.
»Wenn sie Juwelen tragen,
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