Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
Anwesenheit eines anderen Geistes im Badezimmer spüren. Fremd ... und doch auch wieder nicht.
Daemon suchte das Zimmer mit dem Geist ab, fand jedoch nichts. Es war aber immer noch da. Eine Bewegung, die man aus dem Augenwinkel wahrnahm, die jedoch verschwand, sobald man sich danach umdrehte. Daemons Atem ging schwer, während er abwartete.
Als die Berührung wieder kam, war sie zaudernd, vorsichtig. Er erschauderte, als sie langsam seinen Rücken entlangglitt, denn in dem sanften Tasten lagen nicht nur Bestürzung, sondern auch Wut, eiskalte Wut.
Die getrockneten Kräuter und die Glasscherben verschwanden. Einen Augenblick später erschien über der Badewanne eine Messingkugel, die mit ihren vielen Löchern fast wie ein Teeei aussah, und versank im Wasser. Kleine Phantomhände, sanft, aber stark, halfen ihm in die Wanne.
Daemon stöhnte, als die offenen Wunden mit dem Wasser in Berührung kamen, doch die Hände drückten ihn nach unten, immer weiter nach unten, bis er ausgestreckt auf dem Rücken lag und ihn das Wasser bedeckte. Kurz darauf spürte er die Hände nicht mehr. Aufgebracht darüber, dass die Verbindung zerstört sein könnte, versuchte er sich aufzusetzen, wurde jedoch unten gehalten. Da entspannte er sich und merkte erst jetzt, dass sich seine Haut vom Kinn
abwärts taub anfühlte und er keine Schmerzen mehr spürte. Mit einem dankbaren Seufzen lehnte Daemon den Kopf an den Wannenrand und schloss die Augen.
Eine süße, eigenartige Dunkelheit durchfuhr ihn. Er seufzte, doch es war ein wohliges Seufzen.
Seltsam, wie der Geist auf Wanderschaft gehen konnte. Um ein Haar konnte er das Meer riechen und die Brandung spüren. Dann war da auf einmal der üppige Duft frisch umgegrabener Erde nach einem warmen Frühlingsregen. Und die köstlich warmen Sonnenstrahlen an einem Sommernachmittag. Das sinnliche Vergnügen, sich nackt unter saubere Laken gleiten zu lassen.
Als er zögernd die Augen öffnete, lag ihre mentale Signatur noch immer in der Luft, doch er wusste, dass ihr Geist fort war. Er strich mit dem Fuß durch das mittlerweile kalte Wasser. Die Messingkugel war ebenfalls verschwunden.
Behutsam stieg Daemon aus der Wanne und ließ dann das Wasser ablaufen. Unschlüssig stand er da, leicht schwankend. Er griff nach einem Handtuch und trocknete sich die Vorderseite seines Körpers ab, scheute sich jedoch, den Rücken zu berühren. Mit zusammengebissenen Zähnen wandte er dem Spiegel den Rücken zu und blickte über die Schulter. Besser, er wusste, wie schlimm der Schaden war.
Daemon starrte sein Spiegelbild an.
Fünfzig weiße Linien zogen sich wie Kreidestriche über seine goldbraune Haut. Sie wirkten nicht sehr robust und er würde tagelang vorsichtig sein müssen, bevor die Wunden wirklich fest verschlossen waren, doch im Grunde waren sie verheilt. Wenn die Wunden sich nicht erneut öffneten, würden die Linien mit der Zeit verblassen. Keine Narben.
Daemon ging vorsichtig zum Bett und legte sich bäuchlings mit dem Gesicht nach unten hin, wobei er die Arme unter das Kissen schob, bis sein Kopf darauf ruhte. Es fiel
ihm schwer, wach zu bleiben und nicht daran zu denken, wie silbern eine Wiese im Mondlicht aussieht. Es fiel ihm schwer ...
Jemand hatte schon eine Weile seinen Rücken berührt, bevor er sich dessen bewusst geworden war. Daemon widerstand dem Impuls, die Augen aufzuschlagen. Es gab nichts zu sehen und wenn sie wüsste, dass er wach war, würde sie sich vielleicht zurückziehen.
Ihre Berührung war sanft. Ihre Hände glitten in kreisförmigen Bewegungen seinen Rücken hinab. Kühl, lindernd, Trost spendend.
Wo war sie? Nicht in der Nähe. Wie war es ihr also möglich, ihn zu erreichen? Er wusste es nicht und es war ihm auch egal. Mit Leib und Seele gab er sich dem Genuss der Phantomberührungen einer Hand hin, die er eines Tages wirklich halten würde.
Als sie wieder fort war, hob Daemon langsam den Arm und betastete sich behutsam den Rücken. Er starrte die dicke Salbe an seinen Fingern an und wischte sie am Laken ab. Seine Augen fielen zu. Es bestand kein Grund, gegen den Schlaf anzukämpfen, den er so dringend brauchte.
Doch bevor er sich völlig ergab, machte er sich noch einmal über die Art Hexe Gedanken, die einem Fremden zu Hilfe kam, obgleich sie von ihrem eigenen Martyrium erschöpft war, und seine Wunden heilte. »Komm mir nicht in die Quere, Priester«, murmelte er und schlief ein.
Kapitel 4
1Hölle
V or Wut zitternd knallte Saetan das Buch auf den
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