Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
wer sich dahinter verbarg.
Saetan atmete tief ein. *Ich benötige deine Hilfe, um diese Verbindung aufrechtzuerhalten. ∗
Langes Schweigen. *Warum?*
Saetan knirschte mit den Zähnen. Er wagte es nicht, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. *Ich kann ihr nicht das Wissen zukommen lassen, das sie benötigt, ohne die Verbindung zu verstärken. Wenn sie das Wissen nicht erhält, könnte sie vielleicht zugrunde gehen.* Obwohl keine vollwertige Verbindung zwischen ihnen bestand, konnte Saetan spüren, wie Daemon seine Worte abwog.
Auf einmal stürzte ein Fluss aus roher, kaum gezügelter schwarzer Kraft auf ihn zu, während Daemon sagte:
*Nimm dir, was du brauchst.*
Saetan zapfte Daemons Energiestrom an und leerte ihn unbarmherzig, indem er einen messerscharfen Gedanken in Richtung Chaillot sandte. *Lady!*
*Hilfe ...* Welch Verzweiflung in dem einen Wort!
*Nimm, was du brauchst.* Worte, die das Protokoll verlangte, Worte des Dienens, Worte der Hingabe.
Saetan riss seine inneren Barrieren nieder und gewährte
ihr Zugriff auf alles, was er wusste, alles, was er war. Er sank in die Knie und hielt sich den Kopf, der vor Schmerz zu zerbersten drohte, als Jaenelle hineinstürzte und in seinem Geist wühlte, als öffne sie Schränke und werfe den Inhalt auf den Boden, bis sie fand, wonach sie suchte. Es dauerte nur einen Augenblick, fühlte sich jedoch wie eine Ewigkeit an. Dann zog sie sich zurück und die Verbindung wurde immer schwächer.
*Danke.* Ein leises Flüstern, kaum hörbar. *Danke.*
Der zweite Dank galt nicht ihm.
Ihm kamen es wie Stunden, nicht Minuten vor, bevor er die Hände auf die Oberschenkel sinken ließ und den Kopf in den Nacken legte, um den Himmel anzustarren, der von einer falschen Dämmerung erleuchtet wurde. Erst nach einer Minute bemerkte er, dass er nicht allein war, sondern dass ein anderer Geist immer noch den seinen mit mehr als bloßer Wachsamkeit berührte.
Rasch schloss Saetan seine inneren Barrieren. *Das hast du gut gemacht, Prinz. Ich danke dir ... um ihretwillen.* Vorsichtig begann er sich von der Verbindung zurückzuziehen, die zwischen ihnen bestand, da er sich nicht sicher sein konnte, ob er aus einer Auseinandersetzung mit Daemon als Sieger hervorgehen würde.
Auch Daemon entzog sich ihm erschöpft.
Die Verbindung löste sich langsam auf. Kurz bevor Saetan wieder allein war, drang Daemons Stimme schwach zu ihm; die Worte eine seidene Drohung.
*Komm mir nicht in die Quere, Priester.*
Daemon umklammerte einen der Pfosten des Himmelbettes und zog sich gerade in dem Augenblick empor, als die Tür aufgerissen wurde und sechs Wachen vorsichtig das Zimmer betraten.
Normalerweise hatten sie allen Grund, ihn zu fürchten, nicht jedoch heute Abend. Selbst wenn er seine Kraftreserven nicht bis zur Erschöpfung verbraucht hätte, würde er
keine Gegenwehr leisten. Was heute Abend auch mit ihm geschehen sollte, er musste Zeit schinden, denn sie brauchte eine Chance, sich zu erholen, wo immer sie auch stecken mochte.
Die Wachen kreisten ihn ein und führten ihn auf den hell erleuchteten Hof. Als er die beiden Pfähle mit den Lederriemen an den oberen und unteren Enden sah, zögerte er eine Sekunde.
Lady Cornelia, die letzte Königin aus Dorothea SaDiablos Schoßhundsammlung, die seine Dienste erworben hatte, stand bei den Pfählen. Ihre Augen funkelten und ihre Stimme überschlug sich fast vor Aufregung. »Zieht ihn aus!«
Zornig schob er die Hände der Wachen von sich und begann, sich auszuziehen, als ihn ein Schmerz vom Ring des Gehorsams aus durchbohrte und ihm den Atem raubte. Er sah Cornelia an und ließ die Hände sinken.
»Zieht ihn aus«, sagte sie.
Raue Hände rissen ihm die Kleider vom Leib und zerrten ihn zu den Pfählen. Die Wachen fesselten seine Handgelenke und Knöchel an die Pfosten, indem sie an den Lederriemen zogen, bis diese straff saßen.
Cornelia bedachte ihn mit einem Lächeln. »Einem Sklaven ist es verboten, die Juwelen zu benutzen. Wie du sehr wohl weißt, darf sich ein Sklave nur der einfachsten Kunst bedienen.«
Ja, das wusste er. Genauso, wie er gewusst hatte, dass Cornelia die Entfesselung von so viel dunkler Kraft spüren und ihn folglich bestrafen würde. Bei den meisten Männern reichte die Androhung von Schmerzen – besonders den Schmerzen, die der Ring des Gehorsams hervorrufen konnte – , um sie gefügig zu machen. Doch er hatte gelernt, Qualen wie eine süße Geliebte in die Arme zu schließen und damit seinem Hass auf Dorothea und alles
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