Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
Tasse.
»Manny.« Daemon rang um seine Geduld.
»Sie nennen ihn den Verführer. Den Vollstrecker.«
Verständnislos schüttelte er den Kopf, doch die Tür in seinem Kopf öffnete sich dennoch ein Stück weiter.
»Er ist der Hohepriester des Stundenglases.«
Noch ein Stück.
»Das sind Ausflüchte«, fuhr Daemon sie an und ließ seine Tasse auf die Untertasse knallen. »Wie heißt mein Vater? So viel schuldest du mir! Du weißt, was es für mich bedeutet hat, ein Bastard zu sein. Hat er überhaupt je im Register unterschrieben?«
»Oh ja«, erwiderte sie hastig. »Doch sie tauschten die Seite aus. Er war so stolz auf dich und den eyrischen Jungen. Weißt du, er ahnte nicht, dass das Mädchen Eyrierin war. Luthvian war ihr Name. Sie hatte keine Flügel oder Narben, an denen zu erkennen gewesen wäre, dass man die Flügel entfernt hatte. So wusste er es nicht, bis der Junge auf die Welt kam. Sie wollte die Flügel abschneiden, vielleicht, um ihn als Dhemlaner großzuziehen, doch er war dagegen und sagte, der Junge sei tief in seiner Seele Eyrier und es wäre gnädiger, ihn in der Wiege zu töten, als ihn seiner Flügel zu berauben. Daraufhin weinte sie, weil sie befürchtete, er würde das Baby tatsächlich umbringen. Ich glaube, das hätte
er auch, wenn sie den Flügeln jemals Schaden zugefügt hätte. Er errichtete ihr ein gemütliches, kleines Haus in Askavi und kümmerte sich um sie und den Jungen. Manchmal brachte er ihn zu Besuch mit. Ihr habt miteinander gespielt ... oder gekämpft. Es war immer schwer zu sagen, was von beidem. Dann bekam sie es mit der Angst zu tun. Sie erzählte mir, die Hohepriesterin von Askavi habe ihr gesagt, dass er den Jungen nur als Nahrung wolle, dass er auf einen frischen Blutvorrat aus sei, an dem er sich laben könne. Also übergab sie den Jungen Prythian, die ihn verstecken sollte, und lief davon. Als sie zurückkehrte, um ihn zu holen, verriet Prythian ihr nicht, wo er war, sondern lachte sie nur aus und ...«
»Manny«, meinte Daemon mit leiser, kalter Stimme. »Zum letzten Mal: Wer ist mein Vater?«
»Der Fürst der Finsternis.«
Ein Stück weiter.
» Manny .«
»Der Priester ist der Höllenfürst, verstehst du denn nicht?«, rief Manny.
»Sein Name.«
»Nein.«
»Sein Name, Manny.«
»Den Namen zu flüstern bedeutet, ihn heraufzubeschwören. «
Die Tür wurde aufgerissen und die Erinnerungen strömten hindurch.
Daemon starrte auf seine Hände, die langen, schwarz gefärbten Fingernägel.
Mutter der Nacht.
Er musste hart schlucken und schüttelte den Kopf. Es war unmöglich. So sehr er auch daran glauben wollte, war es doch unmöglich. »Saetan«, meinte er leise. »Du sagst, mein Vater ist Saetan?«
»Scht, Daemon, ssscht!«
Daemon sprang auf, wobei er den Stuhl umstieß. »Nein,
ich werde nicht schweigen. Er ist tot, Manny. Eine Legende. Ein weit entfernter Vorfahr.«
»Dein Vater.«
»Er ist tot .«
Manny leckte sich über die Lippen und schloss die Augen. »Einer der lebenden Toten. Einer von denjenigen, die man Hüter nennt.«
Daemon stellte den Stuhl wieder auf und setzte sich. Ihm war übel. Kein Wunder, dass Dorothea ihn immer geschlagen hatte, wenn er sein Gefühl des Ausgestoßenseins überspielt hatte, indem er so tat, als sei Saetan sein Vater. Es war die Wahrheit gewesen. »Bist du sicher?«, wollte er schließlich wissen.
»Ich bin mir sicher.«
Er stieß ein bitteres Lachen aus. »Du irrst dich, Manny. Ganz gewiss. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass der Höllenfürst mit Hepsabah, diesem Miststück, ins Bett steigt.«
Manny wand sich.
Immer weiter fluteten Erinnerungen auf ihn ein, wie Puzzleteile, die an ihren angestammten Platz gespült wurden.
»Nicht Hepsabah«, sagte er langsam, wobei ihn das Gewicht der unzähligen Lügen, auf denen sein Leben aufgebaut war, schier erdrückte. Nein, nicht Hepsabah. Eine dhemlanische Hexe … die vom Hof verjagt worden war. »Tersa.« Er begrub den Kopf in seinen Händen. »Wer sonst könnte es sein außer Tersa?«
Ohne ihn zu berühren, streckte Manny die Hand nach ihm aus. »Jetzt weißt du es.«
Daemons Hände zitterten, als er sich eine schwarze Zigarette ansteckte. Zu matt, um etwas anderes zu tun, beobachtete er, wie der Rauch sich kringelte und nach oben stieg. »Jetzt weiß ich es.« Er schloss die Augen und flüsterte: »Mein stärkster Verbündeter oder mein ärgster Feind. Die Wahl liegt bei mir. Süße Dunkelheit, warum musste ausgerechnet er es sein?«
»Daemon?«
Er
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