Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
mit frischer Butter und eine Tasse vor sie gestellt wurden.
Als der Tee fertig war, setzte sich die Frau zu ihr an den Tisch, ein Glas Wein in der Hand. Da musterte Surreal den Tee, den Kuchen und die Butter misstrauisch.
Die Frau lachte. »In meinem Alter darf ich so etwas leider nicht mehr essen. Aber überprüfe alles, wenn du dir Sorgen machst. Ich bin nicht beleidigt. Es ist besser, du weißt, dass ich dir nichts Böses will. Wie könnten wir ansonsten ehrlich miteinander reden?«
Surreal testete die Nahrungsmittel mithilfe ihrer geistigen Kräfte, fand jedoch nichts, was nicht hineingehörte. Dann nahm sie ein Stück Kuchen, halbierte es, bestrich es mit Butter und biss hinein. Während sie aß, erzählte die Frau von den Dunklen Altären und dass es dreizehn dieser großartigen, mächtigen Orte über das ganze Reich verstreut gäbe.
Das Weinglas war leer und Surreal nippte bereits an ihrer zweiten Tasse Tee, als die Frau sagte: »Nun, also, du möchtest etwas über das Volk deiner Mutter in Erfahrung bringen, ja?« Sie erhob sich und beugte sich zu Surreal, wobei sie die Hände ausstreckte, um Surreals Gesicht zu berühren.
Surreal wich zurück, da die vielen Jahre der Vorsicht sie argwöhnisch hatten werden lassen.
»Sscht«, meinte die Frau besänftigend. »Ich möchte nur nachsehen.«
Surreal musste sich zwingen, ruhig dazusitzen, während die Hände der Frau die Linien ihres Gesichts, Halses und der Schultern nachfuhren, ihr langes Haar hochhoben und ihr Ohr bis zu seiner zarten Spitze entlangtasteten. Als die Frau fertig war, schenkte sie sich erneut Wein ein und sagte einige Zeit lang nichts, wobei sie nachdenklich wirkte und ihre Augen ins Leere starrten.
»Sicher kann ich mir nicht sein, aber ich könnte dir sagen, was ich vermute.«
Als Surreal sich vorbeugte, versuchte sie, nicht allzu wissbegierig zu wirken, doch die Anspannung raubte ihr förmlich den Atem.
Der Blick der Frau war beunruhigend nüchtern. »Da gibt es allerdings noch die Frage des Preises.« Sie spielte mit ihrem Weinglas. »Es ist üblich, dass man den Preis vereinbart, bevor Hilfe gewährt wird. Abmachungen wie diese werden niemals gebrochen, falls doch, wird der Preis normalerweise in Form von Blut entrichtet. Verstehst du, Schwester?«
Langsam holte Surreal tief Luft. »Was verlangst du?«
»Zuerst einmal möchte ich, dass du begreifst, dass ich dich nicht darum bitte, dich in Gefahr zu begeben. Ich bitte dich nicht darum, irgendwelche Risiken einzugehen.«
»Also gut.«
Die Frau nahm den Stiel des Weinglases zwischen die Handflächen und rollte das Glas hin und her. »Ein Kriegerprinz ist kürzlich nach Chaillot gekommen, entweder nach Beldon Mor oder in ein unmittelbar angrenzendes Dorf. Ich muss herausfinden, wo genau er sich aufhält und wem er dient.«
Am liebsten hätte Surreal ihr Stilett herbeigerufen, doch sie verzog keine Miene. »Hat dieser Prinz einen Namen?«
»Daemon Sadi.«
»Nein!« Surreal sprang auf und lief im Zimmer auf und ab. »Bist du des Wahnsinns? Niemand, der diesseits des Grabes bleiben möchte, spielt mit dem Sadisten.« Sie hielt inne und packte die Lehne eines Stuhls mit solcher Gewalt, dass er wackelte. »Bezüglich Sadi gehe ich keine Abmachung ein. Das kannst du vergessen.«
»Ich bitte dich um nichts weiter, als ihn ausfindig zu machen. «
»Damit du jemand anders losschicken kannst, um die Sache zu beenden? Vergiss es. Warum findest du ihn nicht alleine?«
»Ich habe meine Gründe. Beldon Mor kann ich nicht betreten. «
»Und mir hast du eben einen triftigen Grund gegeben, von dort zu verschwinden.«
Die Frau stand auf und sah Surreal direkt ins Gesicht. »Es ist sehr wichtig.«
»Warum?«
Das Schweigen zwischen ihnen zog sich qualvoll in die Länge und war für beide gleichermaßen erschöpfend. Schließlich stieß die Frau einen Seufzer aus. »Weil er eventuell hierhergeschickt worden ist, um ein ganz besonderes Kind zu vernichten.«
»Hast du noch irgendetwas anderes als Tee oder Wein zu trinken da?«
Der Gesichtsausdruck der Frau war schmerzlich und belustigt zugleich. »Wie wäre es mit Brandy?«
»Wunderbar«, erwiderte Surreal, indem sie sich zurück auf ihren Stuhl sinken ließ. »Bring die Flasche und eine saubere Tasse.« Als beides vor ihr stand, schenkte sie sich ein und trank ein Drittel des Brandys auf einen Zug. »Hör mir mal zu, Süße«, meinte sie scharf. »Sadi mag vieles sein und nur die Dunkelheit weiß, was er schon alles getan hat, aber er hat
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