Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
den verräterischen Morgen versperrte. Dann bemerkte er jedoch, dass die Lampen in dem ansonsten völlig dunklen Zimmer brannten, und ein Funke Angst in den Augen des Eyriers glomm.
Andulvar trat zur Seite.
Saetan rieb sich die Augen. Im Laufe der Nacht waren Karla und Gabrielle von seinen Schultern gerutscht und ruhten nun neben ihm auf dem Sofa
Schließlich blickte er zu den Fenstern hinüber.
Draußen war es dunkel.
Weshalb weckte Andulvar ihn mitten in der Nacht?
Als Saetan einen Blick auf die Uhr auf dem Kamin warf, erstarrte er. Acht Uhr.
»Mrs. Beale möchte wissen, ob sie das Frühstück servieren lassen soll«, meinte Andulvar mit gepresster Stimme.
Die Jungen begannen sich zu rühren.
»Frühstück?«, sagte Khary und musste ein Gähnen unterdrücken, während er sich mit den Fingern durch die braunen Locken fuhr. »Frühstück klingt fantastisch.«
»Aber«, stammelte Saetan. Die Uhr ging falsch. Sie musste falsch gehen. »Aber es ist doch noch dunkel.«
Chaosti, ein Kind des Waldes, Kriegerprinz der Dea al Mon, schenkte ihm ein grimmiges, zufriedenes Lächeln. »Ja, das ist es.«
Seine Worte wurden von zweistimmigem Kichern quittiert, während Karla und Gabrielle sich aufsetzten.
Saetans Herz schlug wie wild, während sich das Zimmer langsam um ihn drehte. Das Glitzern in den Augen der Ratsmitglieder hatte ihn an Raubtieraugen erinnert, doch im Vergleich mit denen der Kinder, die ihn abwartend anlächelten, waren sie harmlos gewesen.
»Schwarz wie die Mitternacht«, stellte Gabrielle mit süßer Bosheit fest.
»Am Rande der Mitternacht gefangen«, fügte Karla hinzu. Sie stützte sich mit dem Unterarm auf seiner Schulter ab und beugte sich zu ihm. »Wie lange, glaubst du, wird der Rat brauchen, um seine Entscheidung zu revidieren, Höllenfürst? Einen Tag? Vielleicht zwei?« Sie erhob sich mit einem Schulterzucken. »Suchen wir uns etwas zum Frühstück.«
Angeführt von Andulvar verließen die Kinder unter unbesorgtem Geplauder den Salon.
Während er ihnen nachsah, erinnerte Saetan sich an etwas, das Titian ihm vor Jahren gesagt hatte. Die Kinder wissen, was sie ist. Er sah, wie Khardeen, Aaron und Chaosti einen Blick wechselten, bevor Khary und Aaron den anderen folgten. Chaosti blieb am Fenster zurück.
Noch ein Dreieck der Macht, dachte Saetan, als er auf das Fenster zutrat. Beinahe ebenso stark und genauso tödlich. Möge die Dunkelheit denjenigen beistehen, die ihnen im Weg sein mochten. »Ihr wusstet es«, sagte er leise und starrte durch das Fenster in die mondlose, sternenlose, pechschwarze Nacht. »Ihr wusstet es.«
»Natürlich«, erwiderte Chaosti lächelnd. »Du etwa nicht?«
»Nein.«
Chaostis Lächeln verblasste. »Dann müssen wir uns bei dir entschuldigen, Höllenfürst. Wir dachten, du würdest dir lediglich darum Sorgen machen, was passieren würde. Uns war nicht bewusst, dass du ihren Plan nicht verstanden hast.«
»Woher wusstet ihr es?«
»Sie sprach dem Rat gegenüber eine Warnung aus, als sie ihre Bedingungen stellte: ›Beim nächsten Sonnenaufgang‹.« Chaosti zuckte mit den Schultern. »Damit war klar, dass die Sonne nicht aufgehen würde.«
Saetan schloss die Augen. Er trug das schwarze Juwel und war der Höllenfürst, der Prinz der Dunkelheit. Allerdings bezweifelte er, dass seine Titel und Fähigkeiten ausreichten, um es mit diesen Kindern aufzunehmen. »Du hast keine Angst vor ihr, nicht wahr?«
Chaosti wirkte verblüfft. »Angst vor Jaenelle? Wieso sollte ich mich vor ihr fürchten? Sie ist meine Freundin, meine Schwester, meine Cousine. Und sie ist die Königin.« Er legte den Kopf schief. »Hast du Angst vor ihr?«
»Manchmal. Manchmal habe ich große Angst davor, was sie tun könnte.«
»Sich davor zu fürchten, was Jaenelle tun könnte, ist nicht dasselbe, wie Angst vor ihr zu haben.« Chaosti zögerte, bevor er hinzufügte: »Sie liebt dich, Höllenfürst. Du bist der Vater, den sie sich ausgesucht hat. Dachtest du wirklich, sie würde dich gehen lassen – außer wenn du es so wolltest?«
Saetan antwortete erst, als Chaosti den anderen Kindern gefolgt war.
Ja. So wahr ihm die Dunkelheit helfe, ja. Er hatte sich völlig von seinen Gefühlen beherrschen lassen, anstatt einen klaren Kopf zu behalten. Er war bereit gewesen, den Rat zu zerstören, um sie bei sich behalten zu können. Dabei hätte er sich lieber daran erinnern sollen, dass sie nicht noch mehr Narben auf seiner Seele zulassen wollte.
Sie hatte den Rat aufgehalten und ihn
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