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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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gehorsam die betreffenden Zeilen. »Es klingt doch ganz einfach«, sagte er kurz darauf.
    Jaenelle schwebte im Schneidersitz vor ihm in der Luft. »Hab ich’s doch gewusst«, murmelte sie mit verschränkten Armen. »Ich habe mir gleich gedacht, dass es Männersprache ist.«
    »Wie bitte?« Saetan ließ seine Brille wieder verschwinden.
    »Geoffrey versteht es, kann es aber nicht so erklären, dass es Sinn ergeben würde, und du verstehst es ebenfalls. Deshalb muss es in Männersprache geschrieben sein – nur verständlich für einen Geist, der eigentlich schwanzgesteuert ist.«
    »In Anbetracht seines Alters glaube ich nicht, dass Geoffrey noch allzu schwanzgesteuert ist, Hexenkind«, gab Saetan trocken zu bedenken.
    Jaenelle stieß ein wütendes Knurren aus.
    Bleib, flüsterte ein Teil von ihm. Bleib hier bei ihr und vergiss das Ansinnen des Rats. Sie hegen keinerlei Liebe für dich und haben sich noch nie um dich gekümmert, es sei denn, sie wollten etwas von dir. Frag sie nicht. Lass es gut sein. Bleib.

    Nachdem Saetan das Buch zugeschlagen hatte, hielt er es fest an seine Brust gepresst. »Jaenelle, wir müssen miteinander reden.«
    Sie strich sich durchs Haar und warf dem geschlossenen Buch einen Seitenblick zu.
    »Wir müssen miteinander reden«, wiederholte er beharrlich.
    »Worüber?«
    Ihre gespielte Ahnungslosigkeit ärgerte ihn. »Zum Beispiel über Kaeleer. Du musst den Zauberspruch oder das Netz, oder was immer es ist, zurücknehmen.«
    »Es liegt ganz beim Rat, wann diese Sache endet.«
    Er ging nicht auf den warnenden Unterton ein, der in ihrer Stimme mitschwang. »Der Rat hat mich gebeten …«
    »Du bist im Auftrag des Rats hier?«
    Binnen weniger Sekunden konnte er mit ansehen, wie sie sich von einer mürrischen jungen Hexe in eine geschmeidige Königin verwandelte, die einer Raubkatze glich. Selbst ihre Kleidung veränderte sich, während Jaenelle wütend im Arbeitsraum auf und ab ging. Als sie schließlich vor ihm zum Stehen kam, glich ihr Antlitz einer kalten, schönen Maske. Ihre Augen waren so tief wie der Abgrund, ihre Nägel so rot, dass sie beinahe schwarz aussahen, und ihr Haar war eine goldene Wolke, die an den Seiten von silbernen Kämmen im Zaum gehalten wurde. Ihr Kleid schien aus Rauch und Spinnweben zu bestehen, und über ihrem Busen hing ein schwarzes Juwel.
    Sie hatte sich ein schwarzes Juwel einfassen lassen, dachte er mit wild pochendem Herzen. Wann hatte sie das getan?
    Stumm herausfordernd blickte er in ihre uralten Augen.
    »Verdammt sollst du sein, Saetan«, sagte sie ohne jegliches Gefühl, ohne Wärme in ihrer Stimme.
    »Ich lebe um deinetwillen, Lady. Mach mit mir, was du willst. Aber erlöse Kaeleer von der Mitternacht. Die Unschuldigen haben es nicht verdient, darunter zu leiden.«
    »Und wen nennst du hier unschuldig?«, fragte sie lauernd.
    »Die Vögel, die Bäume, das Land«, gab er leise zur Antwort.
»Was haben sie verbrochen, dass sie es verdient hätten, die Sonne nicht mehr sehen zu dürfen?«
    Kurz sah er den Schmerz in ihren Augen, bevor sie ihm das Buch aus den Händen riss und sich umdrehte.
    »Sei nicht töricht, Saetan. Ich würde dem Land niemals wehtun.«
    Dem Land niemals wehtun. Dem Land niemals wehtun. Niemals, niemals, niemals.
    Saetan beobachtete die Luftströme in dem Zimmer. Sie waren wunderschön. Rottöne, Violett, Indigo. Es war egal, dass Luftströme eigentlich keinerlei Farbe aufwiesen. Er machte sich auch keine Gedanken darüber, ob er Halluzinationen hatte. Sie waren wunderschön.
    »Gibt es hier einen Stuhl?« Er fragte sich, ob sie ihn gehört, ja ob er die Worte überhaupt laut ausgesprochen hatte.
    Jaenelles Stimme brachte die Farben zum Tanzen. »Hast du dich denn überhaupt nicht ausruhen können?«
    Ein Sessel umschloss ihn, wärmte ihn von hinten, während ein dickes Tuch seine Schultern umhüllte, und sich eine Decke über seine Beine legte. Ein Heiltrank mit einem Schuss Brandy lockerte seine angespannten Muskeln. Warme, sanfte Hände strichen ihm das Haar nach hinten und streichelten ihm über das Gesicht. Wieder und wieder sagte eine Stimme, sanft wie ein Sommerwind, seinen Namen.
    Er brauchte keine Angst vor ihr haben. Es gab nichts zu fürchten. Anstatt sich über die Macht ihrer Zauberkraft Sorgen zu machen, musste er versuchen, sie zu akzeptieren. Letzten Endes trug Jaenelle immer noch ihre Geburtsjuwelen und war in Sachen Kunst noch nicht den Kinderschuhen entwachsen. Wenn sie erst ihr Opfer darbrachte …
    Er stieß ein

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