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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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sich selbst aufpassen, während der Höllenfürst auf Jaenelle achten würde. In dem Augenblick, in welchem das Tribunal das Urteil verkündete, würde Jaenelle Einspruch erheben und sich Hilfe suchend an ihn wenden …
    Alles hatte seinen Preis.
    Vor über 50 000 Jahren hatte er dazu beigetragen, den Dunklen Rat zu gründen. Jetzt war er bereit, ihn zu zerstören. Ein Wort von ihr, und es würde geschehen.
    Die Erste Tribunin begann zu sprechen.
    Saetan hörte ihr nicht zu. Stattdessen ließ er seinen Blick über die Gesichter der Ratsmitglieder schweifen. Manche der Hexen sahen eher beunruhigt als verärgert aus. Doch in den meisten Augen lag ein Glitzern, wie in dem Blick eines Raubtiers, das auf Beutezug ist und zum tödlichen Sprung ansetzt. Er kannte einige der Anwesenden. Bei anderen handelte es sich um neue Gesichter, Ersatz für die Narren, die sich ihm bereits einmal in diesem Raum widersetzt hatten. Während er beobachtete, wie sie ihn beobachteten, verebbte allmählich sein Bedauern darüber, dass er sie töten würde. Sie hatten nicht das Recht, ihm seine Tochter wegzunehmen.
    »… und so ist der Rat nach sorgfältiger Überlegung zu dem Schluss gekommen, dass es in deinem eigenen Interesse liegt, wenn wir einen neuen Vormund bestimmen.«
    Angespannt wartete Saetan darauf, dass Jaenelle sich zu ihm umdrehen würde. Bevor sie den Sitzungssaal betreten hatten, war er tief in der Reihenfolge der Juwelen hinabgestiegen, bis er Schwarz erreicht hatte.
    Es gab hier dunkle Juwelen, die vielleicht lange genug bestehen würden, um einen Gegenangriff zu wagen, doch sobald
sich die Kraft des Schwarzen über ihnen entlud, würden sämtliche Geister in der Explosion dunkler Energie umkommen. Andulvar war stark genug, um das mentale Gewitter zu überleben. Jaenelle würde im Zentrum des Sturms in Sicherheit sein.
    Saetan holte tief Luft.
    Jaenelle sah die Erste Tribunin an. »Also gut«, sagte sie leise, aber vernehmlich. »Beim nächsten Sonnenaufgang könnt ihr einen neuen Vormund ernennen – außer ihr revidiert eure Entscheidung bis dahin.«
    Entgeistert starrte Saetan sie an. Nein. Nein! Sie war die Tochter seiner Seele, seine Königin. Sie konnte, durfte ihn nicht verlassen.
    Sie tat es.
    Ohne ihn anzusehen, wandte sie sich um und schritt durch die Mitte des Saals auf die Doppeltür am gegenüberliegenden Ende zu. Als sie die Tür erreichte, umging sie Andulvars ausgestreckte Hand.
    Die Tür schloss sich hinter ihr.
    Gemurmel erhob sich. Farben vermischten sich. Menschen schoben sich an ihm vorbei.
    Er konnte sich nicht bewegen. Dabei hatte er geglaubt, zu alt zu sein, um sich etwas vorzumachen; zu desillusioniert, um Hoffnungen zu hegen. Er hatte sich getäuscht. Nun hatte er das Gefühl, an der Asche seiner Träume zu ersticken.
    Sie wollte ihn nicht.
    Er sehnte sich danach zu sterben, wünschte sich nichts mehr als jenen letzten Tod, bevor Schmerz und Kummer ihn übermannten.
    »Lass uns von hier verschwinden, SaDiablo.«
    Andulvar führte ihn fort von den selbstgefälligen Gesichtern und boshaft glitzernden Augen.
    Heute Nacht, noch vor Sonnenaufgang, würde er einen Weg finden zu sterben.
    Er hatte vergessen, dass die Kinder auf ihn warteten.
    »Wo ist Jaenelle?«, fragte Karla, die versuchte, an ihm und
Andulvar vorbeizusehen, als sie den privaten Salon der Familie betraten.
    Am liebsten hätte er sich in seine Zimmerflucht geschlichen, um dort im Stillen seine Wunden zu lecken und zu entscheiden, wie er dem Ende entgegengehen wollte.
    Auch die übrigen Kinder würde er verlieren, denn es gab keinen Grund mehr für sie, zu Besuch zu kommen und mit ihm zu sprechen, sobald Jaenelle erst einmal fort war.
    Tränen brannten in seinen Augen, und die Trauer schnürte ihm die Kehle zu.
    »Saetan?« Gabrielle musterte forschend sein Gesicht.
    Der Höllenfürst zuckte gequält zusammen.
    »Was ist passiert?«, wollte Morghann wissen. »Wo ist Jaenelle?«
    Schließlich antwortete Andulvar: »Der Dunkle Rat wird einen neuen Vormund für sie bestimmen. Jaenelle kommt nicht zurück.«
    » Was? «, schrien sie einstimmig.
    Ihre Stimmen hämmerten Fragen auf ihn ein. Er würde all diese Kinder verlieren, die sich im Laufe der letzten Wochen in sein Herz geschlichen hatten, und die zu lieben er sich törichterweise gestattet hatte.
    Karla hob eine Hand. Auf der Stelle herrschte Schweigen im Zimmer. Gabrielle trat vor, sodass die beiden Mädchen Schulter an Schulter standen.
    »Der Rat hat bestimmt, dass sie einen anderen

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