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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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auch ganz oben auf Lucivars Liste der Dinge standen, denen er sich so bald wie möglich widmen wollte.
    Er rief seinen Schlafsack herbei, breitete ihn aus und befestigte ihn mithilfe der Kunst so hoch in der Luft, dass seine Flügel nicht den Boden berühren würden. Dann schob er die Kopfseite des Schlafsacks an den Baumstamm und setzte sich, ohne sich die Mühe zu machen, ein lautes Stöhnen zu unterdrücken.
    *Lucivar?*
    Lucivar blickte sich um, bis er Rauch entdeckte, der hinter einem Baum hervorlugte. »Es ist schon gut. Die Lady ist dabei, eine Hütte zu zerstören.«
    Rauch versteckte sich winselnd hinter dem Baum.
    Erst verblüffte Lucivar die Sorge des Tiers, dann schickte er ihm rasch das mentale Bild einer zertrümmerten Hütte.
    *Haus von dummen Menschen*, meinte Rauch schließlich verächtlich.
    Der Eyrier musste sich ein Lachen verbeißen. Die Schlussfolgerung des Wolfes war nur zu verständlich, denn eine ›Menschenhöhle‹ hatte sich ihm bisher in Gestalt der Burg, der Häuser in Hallaway, der Landsitze der Familie und Jaenelles Hauses dargeboten. So war es nur logisch, dass Rauch eine Hütte als eine Höhle betrachtete, die von einem unfähigen Menschen errichtet worden sein musste.
    Seit sich die Kunde vom Wiederauftauchen der verwandten Wesen verbreitet hatte, waren die Angehörigen des Blutes in zwei Lager gespalten, was die Intelligenz der nichtmenschlichen Wesen des Blutes und deren Fähigkeiten in der Kunst betraf. Die wenigen Menschen, die Gelegenheit hatten, den verwandten Wesen direkt zu begegnen, hatten zu ihrer Belustigung festgestellt, dass die Tiere den Menschen gegenüber ähnliche Vorurteile hegten. Die Menschen wurden in zwei Gruppen unterteilt: ihre Menschen und andere Menschen
. Ihre Menschen waren die Menschen der Lady: intelligent, gut an ihren Lebensraum angepasst und gewillt, sich auf die Lebensart anderer einzulassen, ohne die eigene als die beste zu erachten. Die anderen Menschen waren gefährlich, dumm, grausam und – sofern es nach den Raubkatzen ging – Beute. Sowohl arcerianische Katzen als auch verwandte Tiger hatten einen Ausdruck für Menschen, der sich grob mit den Worten ›dummes Fleisch‹ übersetzen ließ.
    Einmal hatte Lucivar eingewandt, dass man Menschen nicht als dumm einstufen sollte, da sie gefährlich waren und nicht nur mithilfe der Kunst, sondern auch mithilfe von Waffen auf die Jagd gehen konnten. Rauch hatte ihn darauf hingewiesen, dass Wildschweine Hauer besaßen und gefährlich waren. Dennoch galten sie gemeinhin als dumm.
    Beruhigt ob der Tatsache, dass seine Lady nichts mit vier Beinen angriff, verschwand Rauch im Wald, um kurz darauf mit einem toten Hasen zurückzukehren. *Iss.*
    »Hast du gegessen?« Als Rauch nichts erwiderte, rief Lucivar den Proviantbeutel und die große Reiseflasche herbei, die Draca ihm gegeben hatte, bevor er den Bergfried mit Jaenelle verließ. Beinahe hätte er die Nahrung abgelehnt, da er davon ausgegangen war, dass es viel frisches Fleisch geben würde sowie ausreichend Gelegenheit, ein Feuer zu machen und zu braten. »Behalte du den Hasen.« Er kramte in dem Beutel herum. »Ich mag kein rohes Fleisch.«
    Rauch legte den Kopf schief. *Feuer?*
    Lucivar schüttelte den Kopf und gab sich Mühe, nicht über eine wärmende Feuerstelle oder Schlaf nachzudenken. Er zog ein Sandwich aus dem Beutel und hielt es in die Höhe.
    *Lucivar essen.* Rauch machte sich über den Hasen her, während Lucivar Whiskey aus der Flasche trank und langsam sein Brot verspeiste. Ein Teil seiner Aufmerksamkeit galt jedoch dem Geräusch zersplitternden Holzes.
    Diese Reise war nicht so verlaufen, wie er sie sich vorgestellt hatte. Er hatte Jaenelle hierher gebracht, damit sie ihre wilden, von den Tränken verursachten Bedürfnisse an nichtmenschlicher Beute ausleben konnte. Begleitet hatte er sie,
damit sie eine Zielscheibe bei sich hatte, die sie ganz besonders reizen und ihre Blutlust am gründlichsten stillen würde – einen Mann.
    Sie hatte sich geweigert, auf die Jagd zu gehen und sich ein wenig Erleichterung zu erkaufen, indem ein anderes Lebewesen dafür mit dem Leben bezahlte. Ihn eingeschlossen.
    Doch sie hatte keinerlei Mitleid mit ihrem eigenen Körper gezeigt. Stattdessen hatte sie ihn wie einen Feind behandelt, dem nichts als ihre tiefste Verachtung gebührte; ein Feind, der sie verraten hatte, indem er sie den sadistischen Spielchen eines anderen ausgeliefert hatte.
    *Lucivar?*
    Er schüttelte den Kopf und tastete die Umgebung

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