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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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keinen männlichen Rang gibt, der einer Königin gleichgestellt ist.«
    »Weil Männer die Söhne ihrer Mütter sind?«
    »Weil vor langer, langer Zeit nur Frauen Angehörige des Blutes waren.«
    Titian machte es sich in ihrem Sessel bequem. »Faszinierend. «
    Der Höllenfürst musterte sie misstrauisch. Titian sah ihn genauso an, wie Jaenelle es immer tat, wenn sie ihn in die Enge getrieben hatte und nur noch darauf warten musste, dass er aufhörte, sich vor ihr zu winden, und ihr erzählte, was sie wissen wollte.
    »Es ist nur etwas, über das Andulvar und ich während langer Winternächte diskutiert haben«, meinte er mürrisch, während er ihnen beiden Wein nachschenkte.
    »Es mag nicht Winter sein, aber in der Hölle sind die Nächte immer lang.«
    »Kennst du die Geschichte von den Drachen, welche die Reiche vor ewigen Zeiten beherrschten?«
    Titian zuckte mit den Schultern, um ihm zu zeigen, dass es keinen Unterschied machte, ob sie die Legenden kannte oder nicht. Sie hatte es sich gemütlich gemacht, um ihm von Anfang an zuzuhören.
    Saetan hob grüßend sein Glas und lächelte widerwillig. Zwar waren Männer mit Juwelen dazu ausgebildet, ihre Territorien zu verteidigen, doch kein Mann war in der Lage, eine Königin zu schlagen, wenn es um Taktik und strategisches Kalkül ging.
    »Vor langer Zeit«, setzte er an, »als die Reiche noch jung waren, lebte dort ein Drachenvolk. Es waren mächtige, weise Wesen voller Magie, die über alle Länder und sämtliche Menschen und Tiere darin herrschten. Doch nach hunderten von Generationen mussten sie einsehen, dass ihr Volk nicht weiterbestehen würde, und da sie nicht wollten, dass ihr Wissen und ihre Fähigkeiten mit ihnen starben, beschlossen sie, ihre
Künste an die anderen Wesen weiterzugeben, sodass diese an ihrer Stelle die Kunst ausüben und für die Reiche sorgen könnten. Ein Drache nach dem anderen zog sich in seine Höhle zurück, um in die ewige Nacht einzugehen und ein Teil der Dunkelheit zu werden. Als nur die Königin und ihr Prinzgemahl, Lorn, übrig waren, verabschiedete die Königin sich von ihrem Gefährten. Sie flog durch die Reiche, und ihre Schuppen regneten herab, und jedes Wesen, das von einer ihrer Schuppen getroffen wurde – egal ob es sich auf zwei oder vier Beinen fortbewegte oder mithilfe von Flügeln durch die Lüfte tanzte – wurde Blut von ihrem Blut. Diese Wesen gehörten zwar immer noch dem Volk oder der Gattung an, denen sie entstammten, gleichzeitig wurden sie aber auch anders, neu erschaffen, um fürsorglich zu verwalten und zu herrschen. Nachdem die Königin ihre letzte Schuppe verloren hatte, verschwand sie. In manchen Geschichten heißt es, ihr Körper habe eine andere Gestalt angenommen, obgleich er auch weiterhin eine Drachenseele beherbergte. Andere sprechen davon, dass ihr Körper sich aufgelöst habe, und sie in die Dunkelheit eingegangen sei.«
    Saetan ließ den Yarbarah in seinem Glas kreisen. »Ich habe all die alten Sagen gelesen – manche im Original. Ein Punkt hat mich immer fasziniert: Egal, von welchem Volk die jeweilige Geschichte stammt, die Königin besitzt nie einen Namen. In sämtlichen Geschichten wird Lorn bei Namen genannt, sogar mehrfach, sie hingegen nicht. Dieses Versäumnis scheint Absicht zu sein. Ich habe mich schon immer gefragt, warum dem so ist.«
    »Und der Prinz der Drachen?«, wollte Titian wissen. »Was ist mit ihm geschehen?«
    »Die Legenden besagen, dass Lorn immer noch existiert und dass er das gesamte Wissen des Blutes in sich vereint.«
    Titian wirkte nachdenklich. »Als Jaenelle fünfzehn wurde, und Draca meinte, Lorn habe entschieden, dass sie bei dir auf der Burg leben sollte, dachte ich, sie sage das nur, um Cassandras Einwände hinwegzufegen.«
    »Nein, sie meinte es ernst. Sie ist schon seit Jahren mit
ihm befreundet. Er war es, der Jaenelle ihre Juwelen schenkte.«
    Titian öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich darauf wieder, ohne einen Ton von sich gegeben zu haben.
    Ihr verblüffter Gesichtsausdruck gefiel dem Höllenfürsten.
    »Bist du ihm je begegnet?«
    »Nein«, erwiderte Saetan säuerlich. » Mir ist keine Audienz gewährt worden.«
    »Oh.« In Titians Stimme lag nicht die Spur von Mitgefühl. »Und was hat die Legende damit zu tun, dass die Angehörigen des Blutes einmal alle weiblich gewesen sein sollen? Und weshalb beließen wir es dann nicht dabei?«
    »Das hätte dir gefallen, nicht wahr?«
    Sie musste lächeln.
    »Also gut, meine Theorie lautet folgendermaßen:

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