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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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im Leben gesehen. Es ist kein Weißbär.«
    »Ich glaube, es ist arcerianische Katze.«
    »Arcerianische Katze?« Das war unmöglich. So gut wie kein Glacianer würde in Arceria auf die Jagd gehen, da die dortigen Katzen große und wilde Raubtiere waren, die in den meisten Fällen den vermeintlichen Jäger zur Beute werden ließen. Abgesehen davon stimmte etwas nicht mit diesem Pelz, das konnte sie selbst aus dieser Entfernung spüren. »Ich werde ihr meine Aufwartung machen.«
    »Karla!« In Mortons Stimme schwang unüberhörbar ein warnender Unterton mit.
    »Küsschen.« Sie schenkte ihm ein schelmisches Lächeln und zwickte ihn liebevoll, bevor sie sich zu der Gruppe von Frauen gesellte, die den Mantel bewunderten.
    Es war leicht, sich unter sie zu mischen. Manche der Frauen bemerkten sie, doch die meisten lauschten gebannt dem halblauten Geflüster des Mädchens – Karla brachte es nicht fertig, sie eine Schwester zu nennen.
    »… Jäger von weit her«, sagte das Mädchen gerade.
    »Ich habe einen Kragen aus arcerianischem Pelz, aber derart luxuriös ist er nicht«, meinte eine Frau voller Neid.
    »Diese Jäger haben eine neue Methode entdeckt, an den Pelz zu gelangen. Das hat Hobie mir erzählt, nachdem wir …« Sie kicherte und bedeckte dabei affektiert ihre Lippen mit der Hand.
    »Was für eine Methode?«
    »Das ist ein Geheimnis.«
    Es folgten schmeichlerische Überredungsversuche.

    Fasziniert berührte Karla den Pelz in dem Augenblick, in dem das Mädchen erneut gluckste und meinte: »Sie häuten die Katze bei lebendigem Leib .«
    Zutiefst schockiert zog Karla die Hand zurück. Bei lebendigem Leib!
    Somit barg das Fell immer noch einen Teil der Kraft, die das Wesen besessen hatte, welches ursprünglich darin gelebt hatte. Das machte den Pelz so luxuriös.
    Eine Hexe. Ein Wesen des Blutes, das Jaenelle trotz seiner tierischen Gestalt als verwandt bezeichnet hatte.
    Karla geriet ins Wanken. Sie hatten eine Hexe abgeschlachtet, um aus ihrer Haut einen Mantel für eine alberne Göre zu machen!
    Sie bahnte sich einen Weg aus der Frauentraube und stolperte auf die Tür zu. Einen Augenblick später war Morton an ihrer Seite und legte ihr den Arm um die Taille. »Raus«, keuchte sie. »Ich glaube, ich muss mich übergeben.«
    Sobald sie im Freien waren, sog sie die schneidend kalte Winterluft ein und brach in Tränen aus.
    »Karla«, murmelte Morton, der sie eng an sich gedrückt hielt.
    »Es war eine Hexe«, schluchzte Karla. »Es war eine Hexe, und sie haben sie bei lebendigem Leib gehäutet, damit dieses kleine Luder …«
    Sie konnte spüren, wie Morton erschauderte. Dann schlossen sich seine Arme noch enger um sie, als könne er sie auf diese Weise beschützen. Und er würde versuchen , sie zu beschützen, weshalb sie ihm nichts von der Gefahr erzählen konnte, die sie jedes Mal erahnte, wenn Onkel Hobart sie ansah. Mit seinen sechzehn Jahren hatte Morton seine offizielle höfische Ausbildung gerade erst begonnen. Er war alles, was ihr an echter Familie geblieben war – und ihr letzter wahrer Freund.
    Ohne Vorwarnung kochte die verbitterte Wut in ihrem Inneren hoch.
    »Zwei Jahre ist es her!« Sie stieß Morton von sich, bis er sie losließ. »Seit zwei Jahren ist sie nun schon in Kaeleer und hat
uns noch kein einziges Mal besucht!« Sie begann, verdrossen auf und ab zu gehen.
    »Menschen ändern sich, Karla«, sagte Morton vorsichtig. »Freunde bleiben nicht immer Freunde.«
    »Nicht Jaenelle. Nicht mir gegenüber. Dieser boshafte Bastard auf Burg SaDiablo hält sie auf irgendeine Weise gefangen. Ich weiß es, Morton.« Sie schlug sich so fest gegen die Brust, dass Morton unwillkürlich zusammenzuckte. »Hier drinnen weiß ich es.«
    »Der Dunkle Rat hat ihn zu ihrem gesetzlichen Vormund ernannt …«
    Aufgebracht sah Karla ihn an. »Sprich mir nicht von Vormunden, Lord Morton«, zischte sie. »Ich weiß alles über so genannte Vormunde.«
    »Karla«, wandte Morton mit matter Stimme ein.
    »Karla«, äffte sie ihn verärgert nach. »Immer heißt es Karla . Karla ist diejenige, die ihre Selbstbeherrschung verloren hat. Karla ist wegen ihrer Lehre im Stundenglassabbat unausgeglichen. Karla, die zu unruhig, zu feindselig, zu eigensinnig geworden ist. Karla, die all das reizende, aufgesetzte Getue abgelegt hat, das Männer so anziehend finden.«
    »Männer finden das nicht …«
    »Und Karla ist außerdem diejenige, die dem nächsten Hurensohn den Bauch aufschlitzen wird, der versucht, seine Hand oder sonst

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