Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
den Ring mit dem schwarzen Juwel fiel. »Ich heiße Morton, Höllenfürst. «
Jetzt bist du dir nicht mehr ganz so sicher, dass unser Protokoll dich beschützen wird, mein Junge, wie? Saetan ließ sich seine Belustigung nicht anmerken. Wenn dieser Jüngling sich einem Kriegerprinzen mit dunklem Juwel näherte, war es besser, er lernte rechtzeitig die Gefahren kennen, die dies mit sich bringen konnte. »Und wem dienst du?«
»Ich … ich diene noch nicht wirklich an einem Hof.«
Saetan hob eine Braue. »Dann dienst du Lord Hobart?«, fragte er mit einer Stimme, die ein wenig kühler klang.
»Nein. Er ist lediglich das Familienoberhaupt. Eine Art Onkel.«
Saetan griff nach dem Brief und reichte ihn Morton. »Lies das hier.« Er schickte Andulvar einen Gedanken. *Was wird hier gespielt? Der Junge ist nicht erfahren genug, um …*
»Oh nein«, stöhnte Morton. Der Brief fiel zu Boden. »Sie hat mir versprochen, höflich zu bleiben. Ich sagte ihr, dass ich auf eine Antwort warten würde, und sie gab mir ihr Versprechen. « Er errötete, doch die Farbe wich gleich darauf wieder aus seinem Gesicht. »Ich werde sie erwürgen.«
Mithilfe der Kunst holte Saetan sich den Brief zurück. Er hegte keinerlei Zweifel mehr, was das Motiv des Schreibens betraf, doch er war neugierig, weshalb man ausgerechnet jetzt mit der Frage nach Jaenelle an ihn herantrat. »Wie gut kennst du Karla?«
»Sie ist meine Cousine«, gab Morton in betrübtem Tonfall Auskunft.
»Mein Beileid«, sagte Andulvar, dessen dunkle Flügel raschelten, als er sich in seinem Sessel zurechtsetzte.
»Danke, Sir. Von Karla gemocht zu werden ist besser, als nicht von ihr gemocht zu werden, aber…« Morton zuckte hilflos mit den Schultern.
»Ja«, pflichtete Saetan ihm bei. »Ich habe eine Freundin, die eine ähnliche Wirkung auf mich hat.« Er lachte glucksend in sich hinein, als Morton ihn verblüfft ansah. »Mein Junge, auch für mich bleibt eine schwierige Hexe eine schwierige Hexe.«
*Besonders wenn es sich um eine Harpyie der Dea al Mon handelt*, meldete sich Andulvar gedanklich zu Wort. *Hast du dich mittlerweile von ihrem letzten Versuch erholt, hilfreich zu sein?*
*Wenn du schon hier herumsitzt, mach dich wenigstens nützlich*, fuhr Saetan ihn unwirsch an.
Andulvar wandte sich wieder an Morton. »Hat deine Cousine ihr Versprechen gehalten?« Als der Jüngling ihn verständnislos anstarrte, fügte er hinzu: »War sie höflich?«
Die Spitzen von Mortons Ohren verfärbten sich rot. Resigniert zuckte er die Schultern. »Für Karlas Verhältnisse schon, schätze ich …«
»Mutter der Nacht«, murmelte Saetan. Auf einmal kam ihm ein Gedanke, der ihm die Kehle zuschnürte. Er nützte die Zeit, die er benötigte, um wieder zu Atem zu kommen, indem
er sich etliche Erklärungen für Karlas Widerspenstigkeit durch den Kopf gehen ließ, von denen eine unschöner war als die andere.
Als er sich endlich wieder unter Kontrolle hatte, wählte er seine Worte vorsichtig: »Lord Morton, dein Onkel weiß nichts davon, dass du hier bist, oder?« Mortons nervöser Blick war Antwort genug. »Was glaubt er, wo du dich im Moment befindest? «
»Woanders.«
Fasziniert bemerkte Saetan, wie sich die Haltung des Jünglings auf einen Schlag änderte. Vor ihm schien nicht länger ein unerfahrener Junge zu sitzen, der sich von der Umgebung und den Männern um ihn her einschüchtern ließ, sondern ein Krieger, der seine junge Königin beschützte. Du hast dich getäuscht, mein Junge, dachte Saetan. Du hast bereits entschieden, wem du dienst.
»Karla …« Morton sammelte seine Gedanken. »Sie hat es nicht leicht. Ihr Geburtsjuwel ist der Saphir, und sie ist eine Königin, von Geburt an eine Schwarze Witwe und eine Heilerin. Aber Onkel Hobart …«
Etwas in Saetan verkrampfte sich, als er den verbitterten Ausdruck in Mortons blauen Augen sah.
»Sie und Onkel Hobart kommen nicht gut miteinander aus«, schloss Morton matt, wobei er zu Boden sah. Als er wieder aufblickte, wirkte er plötzlich sehr jung und verletzlich. »Ich weiß, eigentlich will Karla, dass Jaenelle wieder wie früher zu Besuch kommt, aber könnte sie nicht wenigstens einen kurzen Brief schreiben? Nur ein paar Grüße?«
Saetan schloss seine goldenen Augen. Alles hat seinen Preis, dachte er. Alles hat seinen Preis. Er holte tief Luft und schlug die Augen auf. »Ich wünschte mir wirklich von ganzem Herzen, dass sie das könnte.« Erneut atmete er tief durch. »Was ich dir gleich anvertrauen werde, ist
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