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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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lügst. Ruf sie herbei. Auf der Stelle! «
    »Der Höllenfürst ist auf dem Weg hierher«, meinte Char. »Er müsste jeden Moment eintreffen.«
    »Warum?«, wollte Hekatah wissen.
    »Weil ich nach ihm geschickt habe.«
    » Warum? «

    Ein seltsames Licht tanzte in Chars Augen. »Gestern habe ich einen Schmetterling gesehen.«
    Am liebsten hätte Hekatah vor Frustration laut aufgeschrieen, stattdessen hob sie jedoch die Hand, die Finger zu einer Klaue gekrümmt. »Wenn dir deine Augen lieb sind, kleiner Krieger, solltest du lieber Jaenelle rufen, und zwar jetzt .«
    Char starrte sie an. »Du möchtest sie wirklich sehen?«
    » Ja! «
    Char warf den Kopf in den Nacken und stieß ein seltsames, wildes Heulen aus.
    » Hekatah! «
    Hekatah floh vor dem Zorn in Saetans Donnerstimme. Als sie jedoch einen Blick über die Schulter warf, hielt sie inne, und ihre Nervenstränge vibrierten vor Überraschung und wohliger Erregung.
    Saetan lehnte schwer auf einem Spazierstock mit Silberknauf, und seine Augen funkelten wutentbrannt. Sein dichtes schwarzes Haar war von mehr silbernen Strähnen als zuvor durchzogen, und die Erschöpfung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er sah … abgehärmt aus.
    Außerdem trug er lediglich sein rotes Geburtsjuwel.
    Sie nahm sich nicht einmal die Zeit für einen schnellen Abstieg, um ihre ganzen Kräfte aus der Tiefe zu sammeln. Stattdessen hob sie eine Hand und richtete die Gewalt des roten Juwels an ihrem Ring auf sein geschwächtes Bein.
    Der Schmerzensschrei, den er im Fallen ausstieß, war das Befriedigendste, was sie seit vielen Jahren vernommen hatte.
    »Packt ihn!«, rief sie ihren Dämonen zu.
    Ein kalter, sanft seufzender Wind fuhr über die Insel.
    Einen Augenblick lang zögerten die Wächter, doch als es Saetan misslang aufzustehen, zückten sie ihre Messer und stürmten auf ihn los.
    Der Boden erbebte leicht, und Nebelschwaden wirbelten um die Felsen und über die kahle Erde.
    Hekatah lief ebenfalls auf Saetan zu, um mit anzusehen, wie die Messer tief in sein Fleisch eindrangen und das Blut floss. Das Blut eines Hüters! Welche Kraft musste darin verborgen
sein! Sie würde sich an Saetan laben, bevor sie sich erneut diesem kleinen, dämonischen Emporkömmling widmete.
    Aus der Tiefe drang ein Heulen, das voller Freude und Schmerz, Wut und Triumph war.
    Dann überschwemmte eine Flutwelle dunkler Macht die Insel der kindelîn tôt , und ein mentales Blitzgewitter erhellte das Zwielicht, das in der Hölle herrschte. Donner erschütterte das Land, während das Heulen nicht aufhören wollte.
    Hekatah fiel zu Boden und rollte sich so gut es ging zusammen.
    Die gequälten Schreie der Wächter gingen ihr durch Mark und Bein.
    Geh weg , flehte Hekatah stumm. Was immer du sein magst, geh weg.
    Ein eiskaltes Grauen strich an ihren inneren Barrieren vorbei, und Hekatah leerte ihren Geist.
    Erst als das Entsetzen schwand, ließ auch der Hexensturm nach.
    Hekatah setzte sich mühsam auf. Sie musste ein krampfartiges Würgen unterdrücken, als sie die Überreste ihrer beiden Dämonen erblickte.
    Von Saetan und Char gab es keine Spur.
    Langsam erhob Hekatah sich. War das Jaenelle gewesen – beziehungsweise was von dem Mädchen übrig geblieben war? Vielleicht war sie doch kein kindelîn tôt ! Vielleicht war sie von einem Dämon zu einem Geist verblasst, sodass sie nur in Form dieser körperlosen Kraft existierte.
    Bloß gut, dass dieses Mädchen tot war, schoss es Hekatah durch den Kopf, als sie sich auf einen weißen Wind schwang, um zurück zu dem Haus zu reisen, das sie ihr Eigen nannte. Was immer von Jaenelle übrig war, blieb auf das Dunkle Reich beschränkt. Das war ein großer Vorteil. Zu versuchen, jene wilde Kraft zu bändigen … Nein, es war ein Segen, dass Jaenelle tot war!
    Schmerz umgab ihn, füllte ihn völlig aus. Sein Kopf fühlte
sich an, als sei er mit Watte ausgestopft. Verbissen kämpfte er sich vorwärts, verzweifelt darauf bedacht, zu den gedämpften Stimmen um sich her vorzudringen: Andulvars verärgertes Poltern. Chars sorgenvolles Gemurmel.
    Beim Feuer der Hölle! Warum saßen sie nur hier herum? Zum ersten Mal seit zwei Jahren hatte Jaenelle auf jemands Ruf geantwortet. Weshalb versuchten sie nicht, sie in Reichweite zu halten?
    Weil Jaenelle zu tief in den Abgrund geglitten war, als dass irgendwer außer ihm ihre Anwesenheit spüren konnte. Doch er konnte nicht einfach bis zur Höhe von Schwarz hinabsteigen und sie herbeirufen. Er musste sich in unmittelbarer Nähe von

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