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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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nur für die Ohren deiner Cousine bestimmt. Du musst mir versprechen, ansonsten Verschwiegenheit zu bewahren.«
    Auf der Stelle nickte Morton, um sein Einverständnis zu zeigen.

    »Vor zwei Jahren wurde Jaenelle ernsthaft verletzt. Sie kann weder schreiben noch in sonst einer Form mit der Außenwelt kommunizieren. Sie …« Saetan fuhr erst fort, als das Zittern aus seiner Stimme verschwunden war. »Sie erkennt niemanden.«
    »Wie kann das sein?«, flüsterte Morton, der mit einem Mal elend aussah, nach einer kurzen Pause.
    Verzweifelt suchte Saetan nach einer Antwort, doch Mortons Gesichtsausdruck verriet ihm, dass der Junge ihn auch ohne Worte verstanden hatte.
    »Dann hatte Karla Recht«, meinte Morton grimmig. »Ein Mann muss nicht so stark wie eine Hexe sein, wenn er nur den richtigen Augenblick abpasst.«
    Saetan fuhr in seinem Sessel auf. »Wird von Karla verlangt, sich einem Mann hinzugeben? Mit fünfzehn ?«
    »Nein. Ich weiß nicht. Vielleicht.« Mortons Hände gruben sich in die Armlehnen seines Sessels. »Als sie noch bei den Schwarzen Witwen lebte, war sie in Sicherheit, doch seitdem sie auf den Familiensitz zurückgekehrt ist …«
    »Beim Feuer der Hölle, mein Junge!«, rief Saetan aufgebracht. »Selbst wenn die beiden nicht miteinander auskommen, warum beschützt dein Onkel sie nicht?«
    Morton biss sich auf die Lippe, ohne etwas zu erwidern.
    Bestürzt ließ Saetan sich in seinen Sessel zurücksinken. Nicht auch noch hier. Nicht in Kaeleer! Wussten diese Narren nicht, was verloren ging, wenn sie eine Königin auf diese Weise zerstörten?
    »Du gehst jetzt besser«, meinte Saetan sanft.
    Morton erhob sich.
    »Richte Karla noch etwas von mir aus: Wenn es nötig sein sollte, gewähre ich ihr Zuflucht auf der Burg und werde sie beschützen. Dasselbe gilt für dich.«
    »Danke.« Morton verneigte sich vor Saetan und Andulvar, bevor er das Zimmer verließ.
    Saetan griff nach dem Stock mit dem Silberknauf und humpelte auf die Tür zu.
    Andulvar erreichte sie zuerst und hielt sie mit der Hand geschlossen.
»Der Dunkle Rat wird nach deinem Blut schreien, wenn du noch einem Mädchen deine Obhut gewährst.«
    Lange Zeit entgegnete Saetan nichts. Dann schenkte er Andulvar ein boshaftes Lächeln. »Wenn der Dunkle Rat so töricht ist zu glauben, dass Hobart ein besserer Vormund ist als ich, dann hat diese illustre Institution es verdient, einige unserer ganz besonderen Attraktionen hier aus der Hölle vorgeführt zu bekommen, findest du nicht?«
    3Das Verzerrte Reich
    E r hatte keine körperlichen Schmerzen, doch die seelischen Qualen hielten unbarmherzig an.
    Worte lügen. Blut nicht.
    Du bist mein Instrument.
    Haylls Hure.
    Er wanderte durch eine neblige Landschaft voller Erinnerungssplitter, zerborstener Kristallkelche und zerstörter Träume.
    Manchmal hörte er einen verzweifelten Schrei.
    Ab und an gelang es ihm sogar, seine eigene Stimme zu erkennen.
    Und dann erhaschte er wieder einen Blick auf ein Mädchen mit langem goldenem Haar, das vor ihm davonlief. Jedes Mal folgte er der Gestalt und versuchte mit aller Kraft, sie einzuholen, um ihr erklären zu können …
    Er konnte sich nicht entsinnen, was es zu erklären gab.
    Hab keine Angst, rief er ihr zu. Bitte, hab keine Angst!
    Doch sie lief weiter vor ihm weg, und er folgte ihr durch die gespenstische Landschaft mit ihren gewundenen Straßen, die nirgendwo hinführten, und Höhlen, in denen Knochen verstreut lagen, und deren Wände von Blut troffen.
    Abwärts, immer abwärts.
    Er folgte ihr, bat sie wieder und wieder zu warten, flehte sie an, sich nicht zu fürchten; immer in der Hoffnung auf ein
Wort von ihr. Er verzehrte sich nach dem Klang ihrer Stimme, sehnte sich danach, seinen Namen von ihren Lippen zu hören.
    Wenn er sich nur daran erinnern könnte, was es zu erklären galt.
    4Hölle
    S orgsam ordnete Hekatah die Falten ihres bodenlangen Umhangs, während sie darauf wartete, dass ihre Dämonenwächter ihr den Jungen aus den Reihen der kindelîn tôt vorführten. Sie stieß einen zufriedenen Seufzer aus, als ihre Hände über den Pelzbesatz des Umhangs glitten. Arcerianisches Fell. Der Pelz eines Kriegers. Sie konnte die Wut und die Schmerzen spüren, die sich in dem Fell verbargen.
    Die verwandten Wesen. Die vierbeinigen Wesen des Blutes. Im Vergleich zu den Menschen verfügten sie lediglich über einen beschränkten Geist, der nichts von Größe oder Ehrgeiz wusste, doch sie besaßen einen ausgeprägten Beschützerinstinkt, wenn sie jemandem

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