Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
blieb, auf das die Schwarzen Witwen von Hayll keinen Anspruch hatten.« Sie schlug die Augen wieder auf und schlang die Arme um ihren Oberkörper. »Doch Prythian war bereits bei der Mutter des Jungen gewesen und hatte ihr all die wunderbaren Halbwahrheiten aufgetischt, die man den Unwissenden über die Hüter einreden kann. Eines der wenigen Dinge, das diese geflügelte Schlampe je richtig gemacht hat.« Die Freude wich aus ihrer Stimme. »Warum also ist er zurück?«
»Könnte …« Greer brach ab und schüttelte den Kopf.
Hekatah strich sich mit den Fingerspitzen über das Kinn. »Hat er einen neuen Schatz gefunden, um sein kleines Spielzeug Jaenelle zu ersetzen? Oder hat er sich endlich dazu entschlossen, Dhemlan in einen Futterplatz zu verwandeln und sich an den Lebenden zu laben? Oder ist es etwas ganz anderes? «
Sie kam auf Greer zu, und die Art, wie sie sich in den Hüften wiegte und ihn kokett anlächelte, ließ in ihm den Wunsch aufkommen, sie schon gekannt zu haben, als er noch in der Lage war mehr zu tun, als lediglich zu würdigen, was ihm ihre Bewegungen zu verstehen gaben.
»Greer«, gurrte sie, indem sie ihm die Arme um den Hals schlang und ihre Brüste an ihn drückte. »Ich möchte dich um einen kleinen Gefallen bitten.«
Argwöhnisch wartete er ab.
Hekatahs kokettes Lächeln verhärtete sich. »Wer wird denn gleich den Schwanz einziehen, mein Liebling?«
In Greers Augen flackerte Zorn auf, den er jedoch rasch wieder verbarg. »Du möchtest, dass ich der Burg in Kaeleer einen Besuch abstatte?«
»Und riskieren, dass ich dich verliere?«, meinte Hekatah schmollend. »Nein, Liebling, es besteht überhaupt kein Grund, weshalb du zu dieser abscheulichen Burg gehen solltest. Wir haben einen treuen Verbündeten in Halaway, der einfach wunderbar darin ist, interessante Informationen auszugraben. Sprich mit ihm.« Sie küsste Greer leicht auf die Lippen. »Ich könnte mir vorstellen, dass du Gefallen an ihm finden wirst. Ihr seid einander sehr ähnlich.«
2Kaeleer
B eale öffnete die Tür des Arbeitszimmers. »Lady Sylvia«, kündigte er an, bevor er respektvoll zur Seite trat, um die Königin von Halaway eintreten zu lassen.
Saetan ging ihr bis zur Mitte des Zimmers entgegen und bot ihr beide Hände dar, die Innenflächen gen Boden gerichtet. »Lady.«
»Höllenfürst«, erwiderte sie, wobei sie ihre Hände mit den Innenflächen nach oben unter die seinen legte. Es war die förmliche Art der Begrüßung, bei der sie ihre Handgelenke in einer Geste der Verletzlichkeit seinen Fingernägeln darbot.
Obgleich Saetans Miene ausdruckslos blieb, gefiel ihm der leichte Druck, mit dem seine Hände ein Stück nach oben geschoben wurden; ein zarter Wink, der ihn an die Stärke der Königin erinnern sollte. Es gab Königinnen, denen die Abmachung zutiefst zuwider war, welche die dhemlanischen Königinnen vor tausenden von Jahren sowohl in Terreille als auch in Kaeleer mit ihm getroffen hatten, um das Territorium Dhemlan in Terreille vor den Übergriffen Haylls zu schützen. Sie hatten eine starke Abneigung dagegen, von einem Mann beherrscht zu werden, und hatten nie begriffen, dass er auf seine eigene Art und Weise schon immer einer Königin, nämlich Hexe , gedient hatte.
Glücklicherweise gehörte Sylvia nicht zu jenen Frauen.
Sie war die erste Königin, die seit der Herrschaft ihrer Urgroßmutter in Halaway auf die Welt gekommen war, und somit der Stolz des ganzen Dorfes. Am Tag, nachdem sie ihren Hof gebildet hatte, war sie in der Burg erschienen und hatte ihn höflich, aber bestimmt darüber aufgeklärt, dass Halaway zwar der Burg zu dienen habe, dass es sich jedoch um ihr Territorium und ihr Volk handelte. Sollte er etwas von dem Dorf wollen, würde sie alles in ihrer Macht Stehende tun, um seiner Bitte nachzukommen – sofern sie zumutbar sei.
Saetan bedachte Sylvia mit einem herzlichen, aber verhaltenen Lächeln, während er sie in die Hälfte seines Arbeitszimmers führte, die für weniger förmliche Unterredungen vorgesehen war.
Nachdem sie sich auf der Kante eines Sessels niedergelassen hatte, setzte er sich auf das schwarze Ledersofa, sodass der niedrige Ebenholztisch zwischen ihnen stand. Er füllte einen Rabenglaskelch aus einer Karaffe mit Yarbarah und erwärmte
den Blutwein langsam über einer Zunge Hexenfeuer, bevor er ihr das Gefäß darbot.
Sobald sie ihm den Kelch abgenommen hatte, bereitete er sich rasch selbst Yarbarah zu, um sie nicht zu beleidigen, indem er über ihren
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