Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
SaDiablo und betrat eine Welt geordneten Chaos.
Dienstmädchen eilten in alle Richtungen. Lakaien hievten Möbelstücke von einem Zimmer zum nächsten, ohne dass ihm der Zweck dieses Unterfangens klar gewesen wäre. Gärtner kamen mit ganzen Bündeln frisch geschnittener Blumen herbei.
In der Mitte der großen Eingangshalle stand Beale, sein Butler und Träger eines roten Juwels. In einer Hand hielt er eine lange Liste, während er mit der anderen etliche Leute und Pakete durch die Luft schweben ließ und in Richtung ihrer Bestimmungsorte dirigierte.
Belustigt ging Saetan auf Beale zu, von dem er sich eine Erklärung erhoffte. Noch bevor er die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, musste er feststellen, dass der wilde Reigen um ihn her nicht mit einem beweglichen Objekt gerechnet hatte. Dienstmädchen stießen mit ihm zusammen, wobei ihre verärgerten Mienen sich kaum aufhellten, als sie ihren Herrn erkannten, und das jeweils gemurmelte »Verzeihung, Höllenfürst« in seinen Ohren beinahe unverschämt klang.
Als er Beale erreichte, tippte er seinem Butler fest auf die Schulter.
Beale drehte sich um, bemerkte Saetans versteinerten Gesichtsausdruck und ließ die Arme sinken. Auf der Stelle folgte ein dumpfer Aufschlag, und ein Dienstmädchen begann zu jammern. »Sieh nur, was du angerichtet hast.«
Im nächsten Moment räusperte Beale sich, zog sich die Weste zurecht, die ihm über den Bauch gerutscht war, und wartete – das Gesicht von einer leichten Röte überzogen, ansonsten aber wieder ganz der unerschütterliche Butler.
»Sag mal, Beale«, fragte Saetan mit seidenweicher Stimme, »weißt du eigentlich, wer ich bin?«
Beale blinzelte. »Du bist der Höllenfürst, Höllenfürst.«
»Sehr gut. Da du mich wiedererkennst, muss ich wohl immer noch meine menschliche Gestalt haben.«
»Höllenfürst?«
»Ich sehe nicht etwa wie eine Stehlampe aus, sodass mich jemand in eine Ecke zerren und mir ein paar Kerzen in die Ohren stecken wird? Und man hält mich hoffentlich auch
nicht für einen lebenden Abstelltisch, den jemand bei Gelegenheit an einen Sessel bindet, damit ich nicht allzu weit wegwandere.«
Beales Augen traten leicht hervor, doch er hatte sich schnell wieder gefangen. »Nein, Höllenfürst. Du siehst genauso aus wie gestern.«
Mit verschränkten Armen dachte Saetan eine Weile nach. »Meinst du, wenn ich mich in mein Arbeitszimmer begebe und dort ausharre, entgehe ich dem grausamen Schicksal, am Ende noch abgestaubt, poliert oder sonst irgendwie auf Hochglanz gebracht zu werden?«
»O ja, Höllenfürst. Dein Arbeitszimmer wurde heute Morgen geputzt.«
»Werde ich es wiedererkennen?«, murmelte Saetan vor sich hin. In seinem Arbeitszimmer angekommen stieß er einen Seufzer der Erleichterung aus. Die Möbel darin waren immer noch dieselben, und man hatte sie auch nicht umgestellt.
Er schlüpfte aus seiner schwarzen Jacke und warf sie über eine Sessellehne, bevor er sich in dem Ledersessel hinter seinem Schreibtisch niederließ und die Ärmel seines weißen Seidenhemds hochkrempelte. Kopfschüttelnd blickte er zur Tür, doch seine Augen hatten einen warmen Goldton, und er lächelte verständnisvoll. Letzten Endes war er selbst für all das verantwortlich, weil er den Dienstboten im Vorhinein Bescheid gegeben hatte.
Morgen würde Jaenelle nach Hause kommen.
Kapitel 4
1Hölle
D ieser heruntergekommene Hurensohn führt etwas im Schilde, das habe ich im Gefühl.«
Greer hielt es für besser zu schweigen. Er lehnte sich in dem abgewetzten Sessel zurück und beobachtete, wie Hekatah im Zimmer auf und ab ging.
»Seit ganzen zwei Jahren hat man ihn in der Hölle oder in Kaeleer kaum erahnt, geschweige denn gesehen. Seine Kräfte waren am Versiegen, das weiß ich. Und nun ist er zurück und residiert auf Burg SaDiablo. Residiert! Hast du eine Ahnung, wie lange es her ist, seitdem seine Gegenwart in einem der Reiche der Lebenden spürbar gewesen ist?«
»Siebzehnhundert Jahre?«, erwiderte Greer.
Hekatah blieb stehen und nickte. »Siebzehnhundert Jahre. Seit dem Zeitpunkt, als man ihm Daemon Sadi und Lucivar Yaslana weggenommen hat.« Sie schloss ihre goldenen Augen und lächelte boshaft. »Wie er aufgeheult haben muss, als Dorothea ihm bei Sadis Geburtszeremonie die Vaterschaft verweigerte. Doch es gab nichts, was er hätte tun können, ohne seine kostbare Ehre zu opfern. Also schlich er wie ein geprügelter Hund von dannen und tröstete sich mit dem Gedanken, dass ihm ja immer noch das Kind
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