Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
dennoch bei mir, Mephis.« Als Mephis zu erneutem Widerspruch ansetzte, kam Saetan ihm zuvor: »Was soll ich deiner Meinung nach tun? Den Königinnen mitteilen, was ich jetzt weiß? Ihnen den Beweis vorlegen, dass sie derart von einem Mann manipuliert wurden? Möchtest du, dass sie ihre Rechnung mit ihm begleichen?«
Mephis erschauderte. »Nein, das nicht. Ihr Zorn würde noch lange Zeit toben, nachdem diese Angelegenheit längst beigelegt worden ist.«
»Und würde nicht nur den Mann versengen, der dafür verantwortlich ist.« Saetan zwang sich, ruhig zu bleiben. »Es gibt junge Hexen in Dhemlan – darunter Königinnen, Schwarze Witwen und Priesterinnen –, die an der Schwelle des Erwachsenenalters stehen und die Narben seiner Taten mit sich herumtragen. Wir müssen einige der stärkeren Männer in den entsprechenden Bezirken in die Geschehnisse einweihen, damit sie vorbereitet sind, und dann tun, was in unserer Macht steht, um ihnen zu helfen, das Vertrauen wieder aufzubauen, das Menzar zerstört hat.« Traurig schüttelte er den Kopf.
»Nein, Mephis, wenn ich nicht gewillt bin, die Verantwortung zu tragen, sollte ich meinen Anspruch auf dieses Land aufgeben. «
»Sein Blut sollte nicht allein an deinen Händen kleben«, meinte Mephis leise.
Danke, Mephis, dafür danke ich dir. »Eine formelle Hinrichtung hat nie mehr als einen Vollstrecker.« Nach einer kurzen Pause fragte er: »Ist jemand auf ihn angewiesen?«
Mephis nickte. »Er hat eine Schwester, die sich um sein Haus kümmert.«
»Eine Haushexe?«
Der Ausdruck in den Augen seines Sohnes war hart wie gelber Stein. »Nicht, was ihre Ausbildung oder Neigungen anbetrifft, soviel ich weiß. Es sieht so aus, als dulde er sie nur bei sich. Laut den Gerüchten, die im Dorf umgehen, und die zweifelsohne er selbst gesät hat, ist sie nicht gescheit genug, um selbst für sich zu sorgen. Für Kost und Logis verlangt er alle möglichen häuslichen Dienste von ihr.« Sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, welche Art von Diensten Menzar seiner Schwester abverlangte.
»Bist du der Ansicht, dass sie gescheit genug ist, um selbst für sich zu sorgen?«
Mephis zuckte mit den Schultern. »Ich möchte bezweifeln, dass sie je Gelegenheit hatte, es zu versuchen. Sie trägt keine Juwelen. Ob sie nie die Möglichkeit hatte, oder ob sie ihr gewaltsam genommen wurde … ist zu diesem Zeitpunkt schwer zu sagen.«
Hekatah, du verstehst es, deine Handlanger zu formen. »Nimm einen Teil des Familienvermögens, um sie mit einem Einkommen zu versorgen, das Menzars Gehalt entspricht. Das Haus ist gepachtet? Zahle die Pacht für die nächsten fünf Jahre.«
»Ohne die Pachtraten wird es mehr Geld sein, als ihr je zur Verfügung stand«, stellte Mephis mit verschränkten Armen fest.
»Es wird ihr die nötige Zeit und die Mittel gewähren, um sich zu erholen. Weshalb sollte sie für die Schandtaten ihres
Bruders bezahlen müssen? Sollte ihr Verstand unter Menzars Manipulationen begraben worden sein, wird er wieder an die Oberfläche kommen. Wenn sie jedoch wirklich nicht in der Lage sein sollte, für sich selbst zu sorgen, werden wir beizeiten andere Vorkehrungen treffen.«
Mephis wirkte beunruhigt. »Wegen der Hinrichtung …«
»Ich kümmere mich darum, Mephis.« Saetan kam hinter dem Schreibtisch hervor und strich an seinem Sohn vorbei. »Außerdem gibt es da noch etwas, das du für mich tun könntest. « Er wartete, bis Mephis ihn ansah. »Hast du noch das Stadthaus in Amdarh?«
»Das weißt du doch.«
»Und gehst du immer noch gerne ins Theater?«
»Ja, sehr gerne«, erwiderte Mephis verwirrt. »Ich miete in jeder Saison eine Privatloge.«
»Stehen irgendwelche Stücke auf dem Programm, die für ein fünfzehnjähriges Mädchen interessant sein könnten?«
In Mephis’ Lächeln lag plötzlich Verständnis. »In der nächsten Woche gibt es einige unterhaltsame Aufführungen.«
Das Lächeln, das Saetan ihm im Gegenzug schenkte, ließ Mephis frösteln. »Das trifft sich gut. Ein Ausflug in Dhemlans Hauptstadt an der Seite ihres älteren Bruders, bevor die neuen Tutoren ihre ganze Zeit in Anspruch nehmen, passt ausgezeichnet ins Konzept.«
5Terreille
L ucivars Beine zitterten vor Erschöpfung und Schmerzen. Er war mit dem Gesicht zur Wand an der Rückseite seiner Zelle angekettet und versuchte, die Belastung seiner Beine zu verringern, indem er sich mit der Brust gegen die Mauer lehnte. Die Anspannung in seinen Schultern und im Genick ignorierte er, so gut es ging.
Die
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