Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
Blut von den Fingern und strahlte ihn an. »Du sagtest, du würdest dein Leben für mich geben. Das hast du nun getan.« Sie musterte ihre Nägel, ohne auf Valrik zu achten, der sterbend aus dem Zimmer wankte. Nachdem Dorothea eine Nagelfeile herbeigerufen hatte, glättete sie eine scharfe Kante.
Es war schade, einen so ausgezeichneten Hauptmann der Wache zu verlieren und sich um einen Ersatz kümmern zu
müssen. Sie ließ die Nagelfeile verschwinden und lächelte. Doch zumindest hatte sie an Valrik ein Exempel statuiert, dass seinem Nachfolger eine Lehre sein würde: Ein zu ausgeprägtes Ehrgefühl konnte einem Mann leicht den Tod bringen.
7Kaeleer
S aetan knüllte das frisch gebügelte Hemd zusammen, bis es völlig zerknittert war. Als er es wieder ausschüttelte, war er mit dem Resultat höchst zufrieden. Er zog das Hemd an.
Er hasste es. Er hatte es schon immer gehasst.
Seiner schwarzen Hose und der Tunika widerfuhr dieselbe Behandlung. Er lächelte trocken, als er sich die Jacke zuknöpfte. Glücklicherweise hatte er darauf bestanden, dass Helene und die übrige Dienerschaft sich den Abend frei nahmen. Seine pedantische Haushälterin hätte seinen momentanen Aufzug als persönliche Beleidigung empfunden.
Gefühle waren schon eine seltsame Sache. Er bereitete sich auf eine Hinrichtung vor, und alles, was er empfand, war Erleichterung darüber, dass er den Stolz seiner Haushälterin nicht verletzen würde.
Nein, nicht alles. Da waren auch noch der Ärger darüber, was er zu tun gezwungen war, und die Angst, dass er aufgrund seiner Tat in saphirblaue Augen blicken und dort Missbilligung und Abscheu anstatt Wärme und Liebe vorfinden würde.
Doch sie war bei Mephis in Amdarh. Von den Ereignissen des heutigen Abends würde sie nie erfahren.
Saetan rief den Stock herbei, auf den er schon seit Wochen nicht mehr angewiesen war.
Natürlich würde Jaenelle Bescheid wissen. Sie war zu scharfsinnig, um nicht zu begreifen, was hinter dem plötzlichen Verschwinden Menzars steckte. Doch was würde sie von ihm denken? Was würde es ihr bedeuten?
Er hatte gehofft – ach, bittersüße Hoffnung! –, hier in Frieden zu leben und die Leute nicht allzu deutlich daran erinnern zu müssen, wer und was er war. Er hatte gehofft, einfach ein Vater sein zu können, der seine königliche Tochter großzog.
So unkompliziert war es nie gewesen. Nicht für ihn.
Niemand hatte je nachgefragt, weshalb er bereit gewesen war, für das in Terreille gelegene Dhemlan in den Kampf zu ziehen, als Hayll das friedliche Land vor vielen Jahrhunderten bedrohte. Beide Seiten hatten angenommen, dass Ehrgeiz sein Antrieb gewesen war. Doch sein Motiv war viel verführerischer und einfacher gewesen: Er hatte einen Ort gewollt, den er sein Zuhause nennen konnte.
Er hatte sich nach einem Land, nach Leuten gesehnt, um die er sich kümmern konnte, nach Kindern – seinen eigenen und fremden –, von deren ausgelassenem Gelächter die Burg widerhallen würde. Von einem einfachen Dasein hatte er geträumt, in dem seine Kunst der Bereicherung des Lebens dienen würde und nicht dessen Zerstörung.
Doch ein Kriegerprinz mit schwarzen Juwelen, der zudem der Höllenfürst genannt wurde, konnte nicht einfach in den beschaulichen Alltag eines kleines Dorfes schlüpfen. Folglich hatte er einen Preis genannt, der seinen Kräften angemessen war, hatte Burg SaDiablo in allen drei Reichen erbauen lassen und mit eisernem Willen und mitleidsvollem Herzen geherrscht und sich nach dem Tag gesehnt, an dem er einer Frau begegnen würde, deren Liebe zu ihm stärker war als ihre Furcht.
Stattdessen hatte er Hekatah kennen gelernt und geheiratet.
Kurze, ganz kurze Zeit hatte er geglaubt, sein Wunsch sei in Erfüllung gegangen – bis Mephis auf die Welt gekommen war, und sie sich sicher sein konnte, dass der Höllenfürst ihr nicht den Rücken kehren und sein Kind im Stich lassen würde. Selbst da hatte er noch versucht, seinen Schwüren treu zu bleiben und ihr ein guter Ehemann zu sein. Im Besonderen hatte er alles daran gesetzt, ein guter Vater zu werden.
Als sie ein zweites Mal schwanger geworden war, hatte er wieder zu hoffen gewagt, dass sie ihn liebte und ein gemeinsames Leben mit ihm aufbauen wollte. Doch Hekatahs ganze Liebe hatte ihren ehrgeizigen Plänen gegolten, und Kinder waren ihre Art, für seine Unterstützung zu bezahlen. Erst als sie sein drittes Kind in sich trug, begriff sie endlich, dass er seine Macht niemals dazu gebrauchen würde, sie zur
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