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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Gemäuer, und er wünschte erneut, das Treffen hätte bei Tageslicht stattfinden können.
    Mit einer flüchtigen Handbewegung verscheuchte er diese unwillkommenen Gedanken und packte den Klopfer erneut, als die Tür plötzlich aufschwang. Beinahe wäre er vor dem Hünen zurückgewichen, der im Türrahmen stand, bis er in dem schwarzen Anzug und der Weste die Livree des Butlers erkannte.
    »Du kannst dem Höllenfürsten sagen, dass ich hier bin.«
    Der Butler rührte sich nicht, sagte keinen Ton.
    Verstohlen kaute Menzar an seiner Unterlippe. Der Mann lebte doch, oder etwa nicht? Da er wusste, dass viele Leute aus Halaway in der einen oder anderen Funktion auf der Burg arbeiteten, war ihm nicht in den Sinn gekommen, dass die Dienerschaft nach Sonnenuntergang völlig anders sein könnte. Doch gewiss nicht in Anwesenheit des Mädchens – obwohl dieser Umstand das exzentrische Verhalten der Kleinen erklären könnte.

    Schließlich machte der Butler einen Schritt zur Seite. »Der Höllenfürst erwartet dich.«
    Menzars Erleichterung, endlich eintreten zu können, währte nicht lange. Die große Eingangshalle war genauso mit Schatten angefüllt wie die Treppenstufen draußen, außerdem herrschte hier eine drückende Stille, die nur ab und an von eigenartigem Rascheln unterbrochen wurde. Er folgte dem Mann bis zum anderen Ende der Halle und durch den angrenzenden Korridor, wobei ihn die absolute Menschenleere beunruhigte. Wo waren die übrigen Dienstboten? Vielleicht in einem anderen Trakt oder gerade beim Abendessen? Ein Gebäude dieser Größe … das halbe Dorf könnte hier versammelt sein, ohne dass die Anwesenheit so vieler Menschen auch nur spürbar gewesen wäre.
    Der Butler öffnete die letzte Tür auf der rechten Seite und kündigte ihn an.
    Es handelte sich um ein Zimmer ohne Fenster und ohne sichtbare weitere Tür. Der Raum war rechteckig angelegt. Im längeren Teil befanden sich große Sessel, ein niedriger Ebenholztisch, ein schwarzes Ledersofa, ein Teppich aus Dharo, Kerzen in unterschiedlich geformten Ständern und Halterungen und eindrucksvolle, seltsam verstörende Gemälde.
    Menzar stieß ein Keuchen aus, als er auf einmal die goldenen Augen sah, die ihn aus der Dunkelheit von der Schmalseite des Raumes her anleuchteten. In der gegenüberliegenden Ecke leuchtete eine Kerze auf und verbreitete weiches Licht. Hinter einem gewaltigen Ebenholzschreibtisch erstreckten sich Bücherregale vom Boden bis zur Decke. Die Wände zu beiden Seiten waren mit dunkelrotem Samt verhangen. Dieser Teil fühlte sich anders an als der Rest des Zimmers. Gefährlich.
    Die Kerzen in dem Zimmer begannen intensiver zu brennen und verscheuchten die Schatten in die Ecken des Raumes.
    »Komm näher, damit ich dich sehen kann«, erklang eine mürrische Stimme.
    Langsam ging Menzar auf den Schreibtisch zu und hätte vor Erleichterung beinahe aufgelacht. Dies war der Höllenfürst?
Dieser eingesunkene, zittrige, grauhaarige Alte? Dies war der Mann, dessen Namen kaum jemand zu flüstern wagte?
    Menzar verbeugte sich. »Höllenfürst. Es war gütig von dir, mich einzuladen …«
    »Gütig? Pah! Habe bloß nicht eingesehen, warum ich meine alten Knochen quälen soll, während mit deinen Beinen noch alles in Ordnung ist.« Saetan wies mit bebender Hand auf den Sessel, der sich vor dem Schreibtisch befand. »Setz dich, setz dich. Ich werde schon vom bloßen Hinschauen ganz müde, wenn du so vor mir stehst.« Während Menzar es sich bequem machte, murmelte Saetan etwas Unverständliches vor sich hin, wobei er wild gestikulierte. Als der Höllenfürst seine Aufmerksamkeit schließlich wieder auf seinen Gast richtete, fuhr er ihn an: »Also? Was hat sie nun wieder angestellt?«
    Während Menzar den Jubel unterdrückte, den er insgeheim empfand, gab er sich den Anschein, als müsse er über die Frage nachdenken. »Sie war diese Woche nicht in der Schule«, meinte er höflich. »Wie ich gehört habe, wird sie in Zukunft von Tutoren unterrichtet werden. Allerdings möchte ich darauf hinweisen, wie wichtig es ist, dass sie in einer Gruppe gleichaltriger Kinder …«
    »Tutoren?«, stieß Saetan hervor und ließ den Stock zu Boden sausen. »Tutoren?« Wieder polterte der Stock auf den Boden. »Weshalb sollte ich mein Geld für Tutoren aus dem Fenster werfen? Sie braucht nicht mehr viel zu lernen, um ihre Pflichten zu erfüllen.«
    »Ihre Pflichten?«
    Saetans Mund verzog sich zu einem lüsternen Grinsen. »Ihr Verstand ist ein bisschen

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