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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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unangefochtenen Hohepriesterin aller Reiche zu machen.
    Seinen dritten Sohn bekam er nie zu Gesicht. Nur Teile von ihm.
    Saetan schloss die Augen, atmete tief durch und sprach den kleinen Zauber, der an ein Verworrenes Netz geknüpft war, das aus einer Illusion bestand, und das er vor wenigen Stunden erschaffen hatte. Die Muskeln in seinen Beinen fingen an zu zucken. Als er seine Augen wieder aufschlug, fiel sein Blick auf Hände, die nun Gichtknoten aufwiesen und leicht, aber doch merklich zitterten. »Ich hasse es.« Langsam breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Er klang wie ein mürrischer alter Mann.
    Als er das offizielle Empfangszimmer erreicht hatte, tat ihm bereits der unnatürlich gekrümmte Rücken weh, und seine Beine verkrampften sich. Doch wenn Menzar schlau genug war, eine Falle zu vermuten, würden die körperlichen Beschwerden dazu beitragen, die Illusionskraft des Netzes zu verstärken.
    Saetan betrat die Eingangshalle und ließ ein Zischen vernehmen, als er den Mann gewahrte, der stillschweigend an der Tür stand. »Ich habe dir gesagt, du sollst dir den Abend frei nehmen.« In seiner Stimme lag keinerlei Kraft, kein leises Donnergrollen.
    »Es ziemt sich nicht für dich, die Tür zu öffnen, wenn dein Gast eintrifft, Höllenfürst«, entgegnete Beale.
    »Welcher Gast? Ich erwarte heute Abend niemanden.«
    »Mrs. Beale besucht ihre jüngere Schwester in Halaway. Ich werde mich ihnen anschließen, nachdem dein Gast angekommen ist, und wir werden essen gehen.«
    Mit beiden Händen stützte sich Saetan auf den Spazierstock
und hob eine Braue. »Mrs. Beale geht außer Haus essen? «
    Beales Mundwinkel zuckten. »Gelegentlich, wenn auch nur widerwillig.«
    Saetans Lippen umspielte ebenfalls ein Lächeln, das jedoch kurz darauf verblasste. »Geh zu deiner Lady, Lord Beale.«
    »Nachdem dein Gast eingetroffen ist.«
    »Ich erwarte keinen …«
    »Meine Nichten gehen in Halaway zur Schule.« Das rote Juwel unter Beales weißem Hemd leuchtete auf.
    Zwischen den Zähnen hindurch sog Saetan Luft ein. Die Angelegenheit musste still und heimlich über die Bühne gehen. Direkt konnte der Dunkle Rat ihm zwar nichts anhaben, aber wenn ihn Gerüchte erreichten … Er starrte seinen Butler und dessen rotes Juwel an. »Wie viele wissen davon?«
    »Wissen wovon, Höllenfürst?«, erwiderte Beale sanft.
    Der Höllenfürst fuhr fort, seinen Dienstboten anzustarren. Täuschte er sich? Nein. Einen Moment lang hatte ihm wilde, grimmige Befriedigung aus Beales Augen entgegengeblickt. Die Beales würden nichts verraten. Nicht das Geringste. Nur feiern würden sie.
    »Du wirst in deinem öffentlichen Arbeitszimmer sein?«, erkundigte sich Beale.
    Saetan akzeptierte, dass die Diskussion damit beendet war, und zog sich in sein Arbeitszimmer zurück. Als er sich ein Glas Yarbarah einschenkte und es erwärmte, fiel ihm auf, dass seine Hände nicht nur von dem Zauber zitterten, dessen er sich bedient hatte.
    Obwohl der Geburt nach hayllisch, hatte er an Höfen in Terreille gedient und meist in Terreille und später in der Hölle geherrscht. Trotz seines rechtlichen Anspruchs auf das dhemlanische Territorium in Kaeleer war er hier im Grunde nie mehr als ein stets abwesender Grundbesitzer gewesen, ein Besucher, der nur zu sehen bekam, was für die Augen Außenstehender bestimmt war.
    Saetan wusste, was Terreille von ihm gehalten hatte. Doch dies war Kaeleer, das Schattenreich, ein wilderes, brutaleres
Land, in dem ein dunklerer und stärkerer Zauber herrschte, als Terreille sich jemals vorstellen könnte.
    Danke für die Erinnerung, Beale. Ich werde nie wieder vergessen, auf welchem Boden ich mich befinde. Ich werde nicht vergessen, was du mir eben gezeigt hast; was unter der dünnen zivilisierten Schicht des Protokolls liegt. Ich werde es nicht vergessen … denn dies ist das Blut, das von Jaenelle angezogen wird.
    Lord Menzar streckte die Hand nach dem Türklopfer aus, um sie im letzten Augenblick doch noch zurückzuziehen. Der bronzene Drachenkopf, der fest auf einem gebogenen Hals saß, starrte auf ihn herab. Die grünen Glasaugen glitzerten gespenstisch im Licht der Fackeln. Der Klopfer, der sich genau darunter befand, bestand aus einem mit Klauen versehenen Fuß, der eine glatte Kugel umschlossen hielt.
    Die Dunkle Priesterin hätte mich warnen sollen.
    Mit schweißnasser Hand griff er nach dem Fuß und klopfte, ein, zwei, drei Mal, bevor er zurücktrat und sich umsah. Die Fackeln warfen bewegte Schatten an das

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