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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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so gut wie nie verwandte Wesen erwähnt. Er wusste, dass sie Träume webende Spinnen in Arachna besucht hatte, und einmal, als er ihr zum ersten Mal begegnet war, hatte sie Einhörner erwähnt. Doch Rauchs Anwesenheit und die Ungezwungenheit, mit der sie und der Wolf kommunizierten, zeugten von einer lange bestehenden
Freundschaft. Welche anderen verwandten Wesen mochten den Klang ihrer Stimme und ihre dunkle mentale Signatur kennen? Welche anderen mochten sich in die Nähe von Menschen wagen, nur, um wieder bei ihr sein zu können? Was war schon ein Wolf, verglichen mit dem, was sich noch alles in jenen nebelumgebenen Territorien befinden mochte?
    Das Mädchen und der Wolf warteten auf eine Antwort.
    »Ich herrsche über dieses Territorium«, sagte er ruhig. »Und wie schon gesagt, handelt es sich bei der Burg und den dazugehörigen Ländereien um Privatbesitz. Wenn die Menschen unsere verwandten Brüder und Schwestern nicht in ihrer Nachbarschaft haben möchten, steht es den Menschen frei fortzugehen.«
    Er wusste nicht mit Sicherheit zu sagen, ob er seine mentalen Sinne ausstreckte, oder ob Rauch versuchte, ihn zu erreichen, aber er fing eine Spur jener fremden, wilden Gedankenwelt auf; wobei es sich nicht wirklich um Gedanken handelte, eher um Gefühle, durch eine andere Linse gefiltert, ohne jedoch völlig unleserlich geworden zu sein: Überraschung, gefolgt von jähem Verständnis und Anerkennung. Rauch zumindest wusste ganz genau, weshalb ihm dieses Angebot unterbreitet wurde.
    Unglücklicherweise bekam Jaenelle, die gerade nach ihrer Kaffeetasse griff, ebenfalls etwas davon mit. »Welcher böse Mann?«, wollte sie mit gerunzelter Stirn wissen.
    Auf einmal schien Rauch großes Interesse an dem Fleisch vor sich zu entwickeln.
    Aus Jaenelles verärgertem Gesichtsausdruck schloss Saetan, dass der Wolf ihrer Frage ausgewichen war. Da Saetan selbst dieses Thema nicht zu vertiefen gedachte, entschied er sich, seine eigene Neugierde zu stillen, zumal er spürte, dass Andulvar, Prothvar und Mephis zwar ruhig dasaßen, sich jedoch kaum noch mit ihren Fragen zurückhalten konnten. Die verwandten Wesen hatten den Kontakt zu den Menschen von jeher ängstlich gemieden, selbst bevor sie ihre Grenzen verschlossen hatten. Und nun hockte auf einmal ein verwandter, wilder Wolf in seinem Salon.

    »Prinz Rauch ist ein Verwandter?« Es war eher eine Feststellung als eine echte Frage.
    »Natürlich«, erwiderte Jaenelle verdutzt.
    »Und du kannst mit ihm kommunizieren?«
    »Natürlich«, wiederholte sie.
    Saetan konnte die Woge der Frustration spüren, die von den anderen ausging, und biss die Zähne zusammen. Vergiss nicht, mit wem du sprichst. »Wie?«
    Jaenelle sah verwirrt aus. »Genauso, wie ich mit euch kommuniziere, wenn wir nicht laut sprechen.« Sie strich sich durchs Haar. »Ihr könnt ihn nicht hören?«
    Die Männer schüttelten den Kopf.
    Das Mädchen blickte Rauch an. »Kannst du sie hören?«
    Rauch betrachtete die Männer und stieß ein leises Bellen aus.
    »Was soll das heißen, ich habe sie nicht gut unterwiesen?«, entfuhr es Jaenelle ungehalten. »Ich habe sie überhaupt nicht unterwiesen!«
    Mit einem selbstgefälligen Knurren wandte sich Rauch wieder seinem Fleisch zu.
    Nachdem Jaenelle etwas nicht eben Schmeichelhaftes über männliche Denkprozesse vor sich hin gemurmelt hatte, meinte sie bissig: »Findet zumindest der Braten deine Zustimmung? « Sie lächelte Saetan matt an. »Rauch sagt, das Rinderfleisch sei viel besser als die kreischenden weißen Vögel.« Dann huschte ärgerliches Entsetzen über ihr Gesicht. »Kreischende weiße Vögel? Hühner? Du hast Mrs. Beales Hühner gefressen?«
    Rauch stieß ein entschuldigendes Winseln aus.
    Genüsslich lehnte Saetan sich in seinem Sessel zurück. Es war ja so befriedigend zu sehen, wie zur Abwechslung einmal sie aus dem Konzept gebracht wurde! »Ohne Zweifel war Mrs. Beale hocherfreut, einen Gast mit durchzufüttern – auch wenn sie sich dessen nicht bewusst war«, fügte er trocken hinzu. Er konnte sich noch zu gut an die Reaktion der Köchin erinnern, als sie von den fehlenden Hennen erfuhr.
    Jaenelle faltete die Hände in ihrem Schoß. »Tja, also.« Sie
nagte an ihrer Unterlippe. »Es ist nicht schwer, mit verwandten Wesen zu kommunizieren.«
    »Tatsächlich?«, entgegnete Saetan gelassen. Die jähe Rückkehr zu ihrem ursprünglichen Gesprächsgegenstand amüsierte ihn.
    »Man muss nur …« Jaenelle hielt inne und zuckte schließlich mit den Schultern.

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