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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Wunderschönes entstehen zu lassen.
    Der Wolf stellte sein Heulen ein. Jaenelle beendete das Lied und lächelte.
    Dann zersplitterte das Fensterglas, und eine gewaltige graue Gestalt sprang in den Raum. Der Wolf landete mitten im Esszimmer und knurrte die Umstehenden an.
    Mit einem Begrüßungsschrei stürzte Jaenelle an Andulvar und Prothvar vorbei, sank in die Knie und schlang die Arme um den Hals des Tieres.
    In diesem Augenblick gelang es Saetan, die Signatur einzuordnen. Der Wolf gehörte zu den sagenumwobenen verwandten Wesen. Ein Prinz, aber – der Dunkelheit sei Dank – kein Kriegerprinz. Saetan erhaschte einen Blick auf die Goldkette mit dem purpurnen Juwel, die sich im Fell des Wolfes verbarg.
    Immer noch knurrend, drückte sich der Wolf gegen Jaenelle und versuchte, sie in Richtung des Fensters zu drängen, wobei er sie mit dem Körper gegen die Eyrier abschirmte.
    Jaenelle verlor beinahe das Gleichgewicht und musste sich fester am Hals des Wolfes festhalten. »Rauch, du bist unhöflich«, sagte sie in dem ruhigen, festen Tonfall einer Königin, dem sich kein halbwegs vernünftiger Mann widersetzte.
    Rauch leckte rasch ihre Hand, und das Knurren wurde zu einem tiefen Grollen.
    »Welcher böse Mann?« Jaenelle ließ den Blick über sämtliche
Gesichter schweifen, bevor sie den Kopf schüttelte. »Einer von denen hier war es jedenfalls nicht. Das ist mein Rudel.«
    Das Grollen hörte auf. In den Wolfsaugen lagen Intelligenz und ein neu gewecktes Interesse, als er jeden Mann einzeln musterte, um dann als widerwilliges Zeichen der Begrüßung einmal kurz mit dem Schwanz zu wedeln.
    Wieder entstand eine kurze Pause. Jaenelle errötete. »Nein, keiner von ihnen ist mein Männchen. Ich bin noch nicht alt genug für einen Partner«, fügte sie rasch hinzu, als Rauch die Männer mit einem Blick bedachte, der keinerlei Hehl aus seiner Missbilligung machte. »Das hier ist Saetan, der Höllenfürst. Er ist mein Stammtier. Mein Bruder, Prinz Mephis, ist das Junge des Höllenfürsten. Und dies ist mein Onkel, Prinz Andulvar, und mein Cousin, Lord Prothvar. Und das dort ist Lord Beale. Darf ich vorstellen? Dies ist Prinz Rauch.«
    Als Saetan seinen verwandten Bruder begrüßte, fragte er sich insgeheim, was die anderen mehr überrascht haben mochte: das plötzliche Erscheinen des verwandten Wesens, Jaenelles Unterhaltung mit einem Wolf, oder die Familienbezeichnungen, die sie ihnen verpasst hatte.
    Nach der allgemeinen Vorstellung herrschte plötzlich betretenes Schweigen. Andulvar und Prothvar warfen Saetan einen Blick zu, bevor sie ihre Messer zurück in die Scheiden steckten, wobei sie darauf achteten, keine allzu raschen Bewegungen zu machen. Mephis rührte sich nicht, wirkte jedoch kampfbereit, während Beale schweigend an der Tür auf Befehle wartete. Rauch wirkte nervös, und in Jaenelles Augen lag ein unsicherer Ausdruck.
    Er musste schnell handeln. Doch was sagte man zu einem Wolf? Und vor allen Dingen: Was konnte er tun, damit sich Jaenelles pelziger Freund hier so wohl und willkommen fühlte, dass er bleiben wollte? Tja, was sagte man höflichkeitshalber zu jedem Gast?
    »Darf ich dir eine kleine Stärkung anbieten, Prinz Rauch?« Laut ausgesprochen klang der Name töricht, obwohl es sich um die angemessene Anrede des Blutes handelte. Vielleicht klangen Menschennamen in den Ohren des Wolfes ebenso
lächerlich. Saetan betrachtete Beale mit hochgezogener Augenbraue und fragte sich, wie der unerschütterliche Butler auf einen vierbeinigen Gast reagieren würde.
    Es wurde schnell offensichtlich, dass jeder von Jaenelles Freunden, ob er nun auf zwei oder vier Füßen ging, wie ein Ehrengast behandelt werden würde.
    Beale trat vor, machte eine förmliche Verbeugung und richtete seine Nachfrage an Jaenelle: »Es gäbe noch Rinderbraten vom Abendessen, wenn Prinz Rauch nichts gegen gebratenes Fleisch einzuwenden haben sollte.«
    Jaenelle sah belustigt aus, doch ihre Stimme klang fest und würdevoll. »Danke, Beale. Das wäre durchaus akzeptabel.«
    »Außerdem eine Schüssel kaltes Wasser?«
    Sie nickte nur.
    »Im Salon haben wir es gemütlicher«, meinte Saetan. Langsam ging er auf Jaenelle zu und streckte ihr die Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen.
    Rauch wurde starr vor Anspannung, als Saetan sich näherte. Allerdings stellte er sich dem Höllenfürsten weder in den Weg noch wich er vor ihm zurück. Der Wolf misstraute den Menschen und wollte nicht, dass Saetan in Jaenelles Reichweite kam, doch er wusste nicht,

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