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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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»Man muss nur die ganzen menschlichen Umständlichkeiten abwerfen und einen Schritt zur Seite treten.«
    Es waren nicht die klarsten Anweisungen, die er je vernommen hatte, doch da er bereits einmal hinter ihre menschliche Maske geblickt hatte, warf der Ausdruck ›die ganzen Umständlichkeiten abwerfen‹ ein paar unangenehme Fragen auf. War es bequemer, ja natürlicher für sie, nach dem Geist eines verwandten Wesens zu greifen?
    Fremd und anders. Blut und mehr als Blut. Hexe .
    »Wie bitte?«, fragte er, als ihm aufging, dass sämtliche Blicke auf ihm ruhten.
    »Möchtest du es probieren?«, fragte Jaenelle sanft.
    Ihre gehetzten Saphiraugen, aus denen uralte Weisheit sprach, verrieten ihm, dass sie genau wusste, was ihn beschäftigte. Sie tat seine Besorgnis nicht ab; Grund genug anzunehmen, dass seine Sorgen berechtigt waren. Und auch wieder nicht.
    Saetan lächelte. »Ja, gerne.«
    Jaenelle berührte den Geist der vier Männer knapp vor der ersten Barriere und zeigte ihnen, wie man einen Geist erreichte, der nicht menschlich war.
    Es war im Grunde einfach: Als würde man über einen schmalen, von hohen Hecken umgebenen Pfad wandern, dann durch eine Lücke in der Hecke einen Schritt zur Seite machen, um jenseits davon einen weiteren, ebenfalls viel benutzten Weg vorzufinden. Die menschlichen Umstände waren nichts weiter als eine enge Sicht der Kommunikation. Er und Andulvar, Prothvar und Mephis – und vielleicht auch Rauch – würden sich immer der Hecke bewusst sein und waren jeweils darauf angewiesen, durch eine Lücke zu treten.
Für Jaenelle hingegen war alles nur eine einzige breite Straße.
    *Mensch.*
    Voller Staunen lächelte Saetan. *Wolf.*
    Rauchs Gedanken waren faszinierend. Da war ein Glücksgefühl, weil Jaenelle sich über das Wiedersehen gefreut hatte. Erleichterung, dass die Menschen ihn akzeptierten. Vorfreude darauf, sein Rudel an einen sicheren Ort bringen zu können – überschattet von dunkleren Bildern: verwandte Wesen, die gejagt wurden, und die Notwendigkeit, die Menschen zu verstehen, um sich selbst zu schützen. Neugier, wie die Menschen ihr Revier markieren mochten, da er keinerlei Duftmarken an diesem steinernen Ort gerochen hatte. Und das Verlangen, selbst ein paar Bäume zu wässern.
    »Ich denke, wir sollten ein wenig spazieren gehen«, schlug Jaenelle vor, indem sie sich rasch erhob.
    Die Männer traten durch die Lücken in der Hecke, sodass ihre Gedanken wieder ihnen gehörten.
    »Es besteht kein Grund, weshalb Rauch danach zurück in den Wald sollte«, sagte Saetan möglichst beiläufig. Er ignorierte geflissentlich den wachsamen Blick, den Jaenelle ihm zuwarf. »Wenn es ihm in deinem Zimmer zu warm sein sollte, könnte er sein Nachtlager immer noch auf dem Balkon oder unten im Garten aufschlagen.«
    *Ich werde die Lady vor dem bösen Mann beschützen.*
    Offensichtlich war Rauch daran gewöhnt, durch die Hecke zu gleiten. Saetan bemerkte außerdem, dass der Wolf den Gedanken auf einem Speerfaden geschickt hatte, von einem Mann zum anderen, sodass Jaenelle ihn nicht verstehen konnte.
    *Danke*, erwiderte Saetan. »Bist du schon mit deinen Hausaufgaben für morgen fertig?«
    Jaenelle verzog das Gesicht und wünschte allen eine gute Nacht. Rauch trottete ungeduldig an ihrer Seite, als sie auf die Tür zusteuerten, die ins Freie führte.
    Saetan wandte sich den Übrigen zu.
    Andulvar stieß ein leises Pfeifen aus. »Süße Dunkelheit, SaDiablo. Verwandte.«

    »Verwandte«, pflichtete Saetan ihm lächelnd bei.
    Andulvar und Mephis erwiderten das Lächeln.
    Prothvar zog sein Jagdmesser aus der Scheide und betrachtete die Klinge. »Ich werde mit ihm gehen, wenn er das Rudel holt.«
    Bilder von Jägern und Fallen ließen das Lächeln aus sämtlichen Gesichtern verschwinden.
    »Ja«, sagte Saetan leise, »tu das.«
    2Terreille
    V erärgert darüber, bei ihrer nachmittäglichen Vergnügung gestört zu werden, gab Dorothea SaDiablo ihrem derzeitigen Gespielen, einem blutjungen Krieger, einen letzten, leidenschaftlichen Kuss, bevor sie ihn entließ. Ihre Augen verengten sich, als sie sah, wie hastig er sich anzog und ihr Wohnzimmer verließ. Nun, um dieses kleine Problem in Sachen Disziplin würde sie sich heute Abend kümmern.
    Graziös erhob sie sich von dem prunkvollen, ganz in Gold und Creme gehaltenen Tagesbett und ging mit laszivem Hüftschwung zu einem Tisch, um sich ein Glas Wein einzuschenken. Erst nachdem sie das Glas zur Hälfte geleert hatte, drehte sie sich zu ihrem Sohn um

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