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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Sie schien keinen Gedanken daran verschwendet zu haben, was ihr hätte zustoßen können, wenn sie selbst in eine jener Fallen getappt wäre – oder in die anders gearteten Fallen, die ein Mann des Blutes einer jungen Hexe stellen konnte.
    Und letzten Endes war sie doch in jener Art von Falle gefangen worden. Davor hatte auch er sie nicht bewahren können.
    Doch jetzt war sie endlich wieder zu Hause. Sie war bereits vor dem Morgengrauen zurückgekehrt, hielt sich aber immer noch in den Gärten auf, die an die nördlichen Wälder grenzten, und war immer noch nicht in die Burg gekommen, um ihn wissen zu lassen, dass es ihr gut ging.
    Saetan stieß die Glastür auf, trat auf die Terrasse und sog die frische Luft des späten Nachmittags tief ein. Während er auf der Kante der letzten Steinplatten wippte, schmeckte er die Atmosphäre um ihn her und erschauderte.
    Die Luft war voll von Jaenelles Gefühlen. Seelische Qualen, Trauer und Wut. Und eine Spur des Abgrunds.
    Saetan trat vom Rand der Terrasse zurück. Sein ursprünglicher Ärger verblasste vor dem urzeitlichen Sturm, der sich an der Waldgrenze zusammenbraute. Es hatte nicht funktioniert. Irgendetwas war völlig schief gegangen.
    Seine Wut trat immer weiter in den Hintergrund, während seine Sorge stetig wuchs. Dennoch schwankte er, ob er warten sollte, bis sie zu ihm kam, oder ob er draußen nach ihr suchen sollte. Da spürte er auf einmal die besondere Beschaffenheit der Stille, die Gefahr darin.
    Vorsichtig ging er einen Schritt nach dem anderen rückwärts, bis er die Glastür erreicht hatte.
    Sie war zu Hause. Das war das Wichtigste. Andulvar und
Mephis würden aufstehen, sobald der Abend dämmerte. Ebenso würde Prothvar aufwachen und ihnen im Arbeitszimmer erzählen, was vorgefallen war.
    Es bestand kein Grund, in ihre Privatsphäre einzudringen und ihre ohnehin gefährdete Selbstbeherrschung zu zerstören.
    Denn er wollte nicht herausfinden, was passieren würde, wenn die Stille zerbarst.
    Prothvar bewegte sich, als sei er drei Tage lang ausgepeitscht worden.
    Vielleicht war dem tatsächlich so, dachte Saetan, als er beobachtete, wie sich der dämonentote Krieger ein Glas Yarbarah erwärmte.
    Zwar führte Prothvar das Glas bis fast an die Lippen, trank jedoch nicht. »Sie sind tot.«
    Mephis stieß ein Geräusch aus, das halb nach Protest, halb nach Bestürzung klang, während Andulvar zornig auf einer Erklärung bestand.
    Saetan musste an die gefährliche Stille zurückdenken und hörte kaum, was gesagt wurde. Wenn er Jaenelle gleich nach jener Wolfsspur gefragt hätte, wenn Rauch nicht so lange hätte warten müssen, bis es ihm gelang, zu ihr vorzudringen …
    »Alle?« Seine brüchige Stimme brachte Andulvar und Mephis auf der Stelle zum Schweigen.
    Matt schüttelte Prothvar den Kopf. »Lady Asche und zwei Junge haben überlebt. Das ist alles, was von dem großen Rudel übrig war, nachdem die Jäger die Häute eingesammelt hatten.«
    »Das können nicht die einzigen verwandten Wölfe sein, die es noch gibt.«
    »Nein, Jaenelle meinte, es gäbe noch weitere. Und wir stießen auf zwei junge Wölfe aus einem anderen Rudel. Zwei blutjunge, völlig verängstigte Krieger.«
    »Mutter der Nacht«, flüsterte Saetan und ließ sich in einen Sessel sinken.
    Andulvar öffnete seine Flügel, um sie gleich darauf wieder
anzulegen. »Warum hast du die restlichen Wölfe nicht schnellstmöglich hierher gebracht?«
    Blitzschnell wirbelte Prothvar herum und blickte seinen Großvater an. »Glaubst du nicht, dass ich es versucht hätte? Meinst du …« Mit einem Schaudern schloss er die Augen. »Zwei der Toten hatten sich in Dämonen verwandelt. Man hatte sie gehäutet und ihnen die Pfoten abgehackt, aber sie waren dennoch …«
    »Genug!«, rief Saetan.
    Stille. Spröde, zerbrechliche Stille. Zeit genug, die Einzelheiten zu erfahren und einen weiteren Alptraum zu der langen Liste hinzuzufügen.
    Saetan bewegte sich, als könne er jeden Augenblick zerbrechen, während er Prothvar zu einem Sessel geleitete.
    Sie ließen ihn reden, ließen ihn die bösen Geister austreiben, die ihn während der letzten Tage verfolgt hatten. Die ganze Zeit über massierte Saetan Prothvar Genick und Schultern, um ihn auf wortlose Weise zu trösten. Andulvar kniete neben dem Sessel und hielt die Hand seines Enkels, während Mephis dafür sorgte, dass sein Yarbarahglas nie leer wurde. Prothvar sprach aus tiefster Trauer heraus, weil die verwandten Wesen auf eine Art und Weise unschuldig waren,

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