Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
Zorn stieg in ihr empor. »Moment mal, Höllenfürst. Ich kann allein auf mich aufpassen.«
»Er ist ein Krieger«, fuhr Saetan sie an. »Er ist dazu da, zu verteidigen und zu beschützen.«
»Er trägt Purpur, während ich Grau trage. Du kannst nicht davon ausgehen, dass dieser andere Mann unbedingt ein helleres Juwel trägt als er.«
»Ich gehe von nichts Bestimmten aus. Er ist dazu da zu verteidigen und zu beschützen. «
Wütend trat Surreal auf Saetan zu und packte ihn am Morgenmantel. »Er ist kein Futter«, meinte sie grimmig. »Es ist nicht richtig, wenn er stirbt, obwohl ich ohne weiteres in der Lage bin, mich selbst zu verteidigen.«
Trockene Belustigung trat in Saetans Augen. »Du wirst gefälligst nicht seinen Stolz verletzen, indem du ihm eröffnest, er sei unfähig, dich zu beschützen. Da die Königinnen allerdings deine Meinung teilen, gilt es als annehmbar, wenn du euch beide mit Schutzschilden umgibst und ihm den Rücken freihältst.«
»Oh.« Surreal ließ Saetan los und versuchte angestrengt, den Stoff des Morgenmantels an den Stellen glatt zu streichen, an denen sie ihn mit den Fäusten zerknittert hatte. Als sie merkte, wie Saetans Belustigung wuchs, gab sie auf und trat einen Schritt zurück.
»Wirst du heute Nacht Wachen aufstellen?«, erkundigte sich Titian.
Nach kurzem Überlegen schüttelte Saetan den Kopf. »Nein, das wäre zu offensichtlich. Die Ladys des Hofes werden beschützt, um den Rest kümmern wir uns am Morgen.« Sein Blick wanderte zu Surreal. »Ich hätte gerne, dass du heute Abend auf deinem Zimmer bleibst oder in dem Innengarten, auf den dein Gemach hinausgeht. Aus der Richtung wird niemand kommen, um dir oder Wilhelmina etwas anzutun. «
Unwillkürlich erwachten Surreals Instinkte, als sie erwog, auf welchen Wegen sich ein Attentäter Zugang verschaffen konnte. »Sind alle Räumlichkeiten belegt?«, wollte sie nachdenklich wissen. Man musste nur in ein leer stehendes Zimmer schlüpfen, von dort aus durch den Garten, den nur eine Glastür vom Zimmer des Opfers trennte …
»Zwei der Gästezimmer sind leer«, antwortete Saetan. »Aber es wird niemand durch den Garten kommen. Kaelas wird dort sein.«
Daemon bedachte Saetan und Titian mit einem langen Blick, trat auf den Gang hinaus und schloss die Tür zu Jaenelles
Wohnzimmer. »Lady Titian«, sagte er voller Respekt und überspielte die Überraschung, die er bei ihrem Anblick empfunden hatte. Er wusste, dass sie dämonentot war, doch er hatte nicht erwartet, ihr auf der Burg zu begegnen – und ihm gefiel ihre angespannte Haltung kein Deut besser als Saetans beherrschte Gelassenheit.
»Als Haushofmeister möchte ich dich förmlich bitten, heute Nacht bei der Königin zu bleiben«, meinte Saetan leise. » Die ganze Nacht. «
Daemon versteifte sich. Dies war der erste Abend, seitdem Jaenelle die Heilung seines Geistes beendet hatte, an dem sie sich bereit gezeigt hatte, Zeit mit ihm zu verbringen. Er hatte gehofft, ein paar Runden Karten mit ihr zu spielen, würde ihr in Erinnerung rufen, dass er ein Freund war. Das war der erste Schritt, um letzten Endes als ihr Geliebter akzeptiert zu werden. Doch wenn er ihr eröffnete, dass er die Nacht in ihrem Bett zu verbringen gedachte, würde sie wieder vor ihm davonlaufen. Begriff Saetan das nicht?
Ja, stellte er fest, als er die ausdruckslose Miene des Höllenfürsten musterte, Saetan begriff. Doch der Haushofmeister fühlte sich gezwungen, die Gefühle des Gefährten zu übergehen, obgleich er Verständnis dafür hatte.
»Ich trage diese Bitte sämtlichen Gefährten und Ersten Begleitern vor«, fügte Saetan hinzu.
Daemon nickte und ließ die Tragweite der Bemerkung auf sich einwirken. Eine förmliche Bitte wie diese kam an einem Hof wie diesem einem Aufruf zur Schlacht gleich. Die Nacht hindurch würde sich jeder einzelne Kriegerprinz am Hof im Blutrausch befinden. »Wird Lucivar bei Marian sein?«
»Nein«, erwiderte Saetan. »Prothvar wird sich bei Marian und Daemonar aufhalten. Lucivar wird heute Nacht seine … Runde … durch die Burg machen.«
»Wo wird Kaelas sein?«, fragte Daemon. Auf einmal empfand er den Gedanken an die geballte Macht des riesigen Raubtiers als überaus trostreich.
»Kaelas wird im Garten sein. Das wird ihm mehr Beweglichkeit verschaffen.«
»Dann wünsche ich euch eine gute Nacht – und eine gute Jagd«, setzte Daemon leise hinzu. »Höllenfürst. Lady.«
»Gibt es ein Problem?«, erkundigte sich Jaenelle, als er in das Wohnzimmer
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