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Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten

Titel: Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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heiligen Kaverne in der Mitte der Insel. Dorthin waren die arachnianischen Königinnen stets gegangen, um auf ihre Träume zu hören – und Faden für Faden an den besonderen Netzen zu weben, die Träume an Fleisch banden und die der erste Schritt bei der Erschaffung von Hexe waren.
    Kleine Netze. Größere Netze. Manchmal hatte nur ein Volk, ein einziger Träumer Hexe ins Leben geträumt. Bei anderen Gelegenheiten waren die Träumer von verschiedenen Orten mit unterschiedlichen Bedürfnissen gekommen, die zusammengefunden hatten und in den einen Traum eingeflossen waren.
    Wenn die Zeit eines Traums im Fleisch abgelaufen war, und er nicht länger in den Reichen umging, zerschnitt die arachnianische Königin respektvoll die Ankerfäden, die das Netz an den Höhlenwänden festhielten. Sie rollte die Spinnenseide zu einer Kugel zusammen, legte sie in eine Nische und ließ dann mittels der Kunst Kristalle über die Öffnung wachsen. Es gab viele verschlossene Nischen, viel mehr, als die menschlichen Angehörigen des Blutes ahnten. Die verwandten Wesen waren eben von jeher die stärkeren Träumer gewesen.
    Es gab ein Netz in der Höhle, das vor langer, langer Zeit begonnen worden war. Von Generation zu Generation hatten die arachnianischen Königinnen über einen der Ankerfäden des Netzes gestrichen, hatten den Träumen gelauscht und dann
weitere Fäden hinzugefügt. So viele Träumer hatten dieses eine Netz gewirkt, so viele Träume waren darin zusammengeflossen und zu einem einzigen geworden. Vor fünfundzwanzig Jahren, laut menschlicher Zeitrechnung, war dieser Traum endlich Fleisch geworden.
    Im Zentrum jenes besonderen Netzes befand sich ein Dreieck. Drei starke Träumer. Drei Fäden, die man derart oft verstärkt hatte, dass sie nun fest und kräftig waren.
    Und jede Königin hatte dasselbe erfahren, während sie das freiwillig dargebrachte Fleisch ihrer Vorgängerin in sich aufnahm: Denk an dieses Netz. Kenne es. Kenne jeden einzelnen Faden.
    Die Spinne konzentrierte sich wieder auf das neu erschaffene Netz, das sich vor ihr befand.
    Fleisch gewordene Träume. Ein in der Dunkelheit genährter Geist, von Träumern geformt. Und ein Verworrenes Netz, das ebenfalls in einer Höhle voll uralter Macht gespeist und versteckt wurde und jenen Geist zum passenden Fleisch führte.
    Es hatte Zeiten gegeben, da hatte die Spinne in ihren Netzen aus Träumen und Visionen schreckliche Dinge gesehen und sich gefragt, ob jener Geist tatsächlich das richtige Fleisch gefunden habe. Waren vielleicht ein paar der Fäden zu alt gewesen? Nein, es hatte seinen Grund, warum dieser Geist in dieses Fleisch gegossen worden war. Die Schmerzen und die Wunden waren nicht die Schuld der Träume gewesen – oder der Träumer.
    Die Spinne presste Seide aus ihrem Körper und befestigte sie an Ladvarians Faden.
    So, so. Hexe würde den zweiten Pfad wählen, ohne zu erkennen, dass sie auf diese Weise zwar Kaeleer und ihre Lieben rettete, aber gleichzeitig Kaeleers Herz zerstörte.
    Es musste aber eine Möglichkeit geben, ebenfalls Kaeleers Herz zu retten.
    Die arachnianische Königin wob an einem Ankerfaden zwischen dem Baumstumpf und einem kräftigen Ast und begann, ihr eigenes Verworrenes Netz zu spinnen.

Kapitel 2
    1 Kaeleer
    Lucivar Yaslana schlug die erste Seite der Liste mit den säuberlich niedergeschriebenen Namen auf und trat von dem Tisch zurück. Mit leichter Belustigung nahm er die Männer wahr, die hin- und hergerissen waren, weil sie einerseits die Listen durchsehen wollten, die auf dem Tisch lagen, sich aber andererseits davor scheuten, Lucivar zu nahe zu kommen.
    Das war ein Vorteil, den er den anderen Männern gegenüber hatte, die von einem Tisch zum anderen gingen, um die Listen des Dienstbasars durchzugehen. Niemand rempelte ihn an oder beklagte sich darüber, wie lange er brauchte, um die Namen zu lesen, denn keiner wollte sich mit einem Kriegerprinzen mit schwarzgrauen Juwelen anlegen, der ein ausgebildeter eyrischer Krieger war, ein äußerst hitziges Temperament hatte und überdies den Ruf besaß, seinem leidenschaftlichen Gemüt – und seinen Fäusten – gerne freien Lauf zu lassen. Hinzu kam, dass er zu einer der stärksten Familien des Reiches gehörte und am Dunklen Hof im Schwarzen Askavi diente. Kein Wunder also, dass andere Männer ihm lieber aus dem Weg gingen.
    Dennoch fühlte er sich nicht wohl auf dem Dienstbasar in Goth, der Hauptstadt von Kleinterreille. Egal, wie sie die Veranstaltung nennen mochten, für

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