Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
ein schönes Leben einrichten konnten; doch genauso gab es solche, die rasch und gewaltsam sterben würden, weil sie sich nicht anpassen konnten oder wollten. Während der ersten beiden Basare hatte er einige Male die falsche Wahl getroffen und Vertrauen geschenkt, wo es nicht angebracht gewesen war. Seitdem lastete die Schuld für die ruinierten Leben zweier Hexen auf ihm, die brutal zusammengeschlagen und vergewaltigt worden waren – und die Erinnerung an die rasende Wut und den Ekel, die er verspürt hatte, als er die beiden eyrischen Männer hinrichtete, die dafür verantwortlich gewesen waren. Danach hatte er einen Weg gefunden, um seine Entscheidungen abzusichern. Seinem eigenen Urteil hatte er nicht immer vertraut, doch Jaenelles Wort hatte er niemals angezweifelt.
»Lucivar.«
Lucivar richtete seine Aufmerksamkeit auf den Kriegerprinzen mit dem Saphir, der an die Spitze der Gruppe getreten war. »Falonar.«
» Prinz Falonar«, fauchte Falonar.
Lucivar entblößte die Zähne zu einem breiten Grinsen. »Ich dachte, es gehe hier nicht förmlich zu, da ich mir sicher bin, dass ein Aristokrat wie du ansonsten die Höflichkeit besäße, mich zuerst mit meinem Titel zu begrüßen.«
»Weshalb sollte ich dich höflich grüßen?«
»Weil ich derjenige bin, der Schwarzgrau trägt«, erwiderte Lucivar mit trügerisch sanfter Stimme, wobei er sein Gewicht gerade weit genug verlagerte, um den anderen Mann die Herausforderung sehen und seine Wahl treffen zu lassen.
»Hört sofort damit auf, alle beide«, mischte Hallevar sich
ein. »Wir befinden uns hier auf unsicherem Terrain, und es nutzt niemandem, wenn man uns den Boden unter den Füßen wegzieht, bloß weil ihr beiden euch fortwährend beweisen wollt, wer den längeren Schwanz hat. Ich habe euch beide verdroschen, als ihr noch rotznäsige Bengel wart, und ich kann es immer noch tun.«
Lucivar spürte, wie die Anspannung von ihm abfiel, und trat einen Schritt zurück. Hallevar wusste so gut wie er selbst, dass er den älteren Mann mit den Händen oder mithilfe mentaler Gewalt in Stücke reißen konnte, doch Hallevar war einer der wenigen Leute gewesen, die den vielversprechenden Krieger in ihm gesehen und sich nicht um seine Blutlinien gekümmert hatten – beziehungsweise um deren Fehlen.
»Das ist schon besser.« Hallevar schenkte Lucivar ein anerkennendes Nicken. »Und nun zu dir, Falonar. Man hat dir das eine oder andere Angebot unterbreitet, was mehr ist, als die meisten von uns vorzuweisen haben. Vielleicht solltest du besser eines davon in Erwägung ziehen.«
Die Muskeln in Falonars Gesicht zuckten. Er atmete tief durch. »Wahrscheinlich sollte ich das. Der Bastard lässt sich ohnehin nicht mehr blicken.«
»Welcher Bastard?«, erkundigte sich Lucivar freundlich. Mehr Frauen und einige Männer, die sich eben noch geweigert hatten, ihn anzuerkennen, waren inzwischen herangeschlendert.
Ein junger Krieger antwortete: »Der Kriegerprinz von Ebon Rih. Wir haben gehört …«
»Ihr habt gehört …?«, bohrte Lucivar nach, als der Krieger seinen Satz nicht beendete. Ihm fiel auf, dass der Mann einen Schritt auf eine Hexe zutrat, die ein süßes kleines Mädchen auf dem Arm hielt. Lucivar kniff die goldenen Augen zusammen, während er seinen Geist ein Stück weiter öffnete. Eine kleine Königin. Sein Blick wanderte zu dem Jungen, der sich mit beiden Fäusten am Rock der Frau festklammerte. Dort war Potenzial vorhanden. Lucivar konnte spüren, wie sich etwas in seinem Innern regte, Gestalt annahm. »Was habt ihr gehört? «
Der Krieger schluckte hart. »Man hat uns gesagt, er sei ein hartgesottener Bastard, aber gerecht, wenn man ihm gut dient. Und er …«
Die Angst in den Augen der Frau und die Art, wie ihre braune Haut erbleichte, reizte Lucivars Temperament. »Und er pflügt keine Frau, die ihn nicht dazu eingeladen hat?«
Ganz aus der Nähe schlug Lucivar ein Aufflackern weiblichen Zorns entgegen. Bevor er die Quelle ermitteln konnte, fielen ihm die Kinder ein, die wahrscheinlich bereits zu viele Narben mit sich herumtrugen. »Ihr habt richtig gehört. Das tut er nicht.«
Falonar bewegte sich und bot somit Lucivars Aufmerksamkeit – und seinem Groll – eine angemessenere Zielscheibe. Dann bedachte Lucivar Hallevar mit einem durchdringenden Blick und anschließend zwei weitere Männer, die er gekannt hatte, bevor Jahrhunderte der Versklavung ihn von den eyrischen Höfen und Jagdlagern entfernt hatten.
»Darauf habt ihr gewartet?« Obwohl es
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