Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
an ihrer Stirn, an der sich das winzige spiralförmige Horn befinden würde, wenn sie sich im Abgrund aufhielten. »Hier ist nicht der richtige Ort für mehr als bloßes Spiel.«
»Warum?«
»Weil ich mein erstes Mal gerne im Bett erleben würde.«
Auf der Stelle verrauchte ihr Zorn. »Oh! Ja, das wäre bequemer«, sagte Jaenelle.
Wirst du mich heute Abend in dein Bett einladen? Er wusste genau, dass er sie nicht derart direkt fragen durfte, aber fragen musste er. »Darf ich heute Abend zu dir kommen?« Als er spürte, wie sie sich verspannte, legte er ihr schnell einen Finger auf die Lippen. »Keine Worte. Ein Kuss ist Antwort genug.«
Ihre Antwort ließ nichts zu wünschen übrig.
3 Kaeleer
Daemon stützte sich mit den Händen auf der Frisierkommode ab und schloss die Augen.
Tief durchatmen, verdammt noch mal, dachte er grimmig. Einfach nur durchatmen!
Wie im Namen der Hölle waren Männer in der Lage, das erste Mal hinter sich zu bringen? Vielleicht war bei einem Jüngling die erwartungsvolle Aufregung so groß, dass er jegliche Zweifel vergaß. Das erste Mal mochte auch einfacher sein, wenn die Frau nicht etwas derart Besonderes war – oder wenn die folgende Stunde nicht darüber entschied, ob die Frau, die man verzweifelt wollte, die eigenen Gefühle erwiderte.
Er kannte viele Dutzend Arten, eine Frau zu küssen, zu liebkosen, zu erregen und sie sich danach sehnen zu lassen, ihn in ihrem Bett zu haben.
Doch jetzt fiel ihm keine einzige ein.
Daemon richtete sich auf und band erneut den Gürtel seines Morgenmantels zusammen, den er über den seidenen Pyjamahosen trug … und fluchte herzhaft.
Er hätte einfach folgen sollen, wohin jene Küsse sie am Nachmittag geführt hatten, hätte dem Hunger nachgeben sollen, den er in Jaenelle geweckt hatte, hätte handeln sollen, anstatt zurückzuweichen und sich auf diese Weise die vergangenen Stunden zu bescheren, in denen er nachgegrübelt und schlussendlich in Panik verfallen war.
Doch er war zurückgewichen, weil er für sich wie auch für sie mehr als nur Sex wollte – und jetzt hoffte er inständig, dass er beim Betreten ihres Schlafzimmers …
Er musste über die bittere Ironie lächeln, die darin lag, dass genau das, was er nie mit einer Frau gemacht hatte und nie hatte tun wollen, genau das, was er jetzt mehr als alles andere auf der Welt wollte, vielleicht die eine Sache war, zu der er nicht in der Lage sein könnte.
Schließlich setzte er sich in Bewegung, da er befürchtete, dass Jaenelle es als Zurückweisung auffassen könnte, wenn er sie noch länger warten ließ.
Als er an die Verbindungstür zwischen den beiden Schlafzimmern klopfte, deutete er das gedämpfte Geräusch, das ihm entgegendrang, als Einladung und betrat Jaenelles Gemach.
Das einzige Licht in dem Raum stammte von dem Feuer im Kamin sowie von etlichen Duftkerzen, die hier und dort im Zimmer verteilt standen. Die Tagesdecke des riesigen Bettes war zurückgeschlagen. Auf einem Tisch am Kamin standen zugedeckte Teller, zwei Gläser und eine Flasche Sekt.
Jaenelle stand in der Mitte des Raumes, die Finger fest ineinander verflochten. Die Spitzen von etwas, das nach einem hauchdünnen Nachthemd aus schwarzer Spinnenseide aussah, lugte unter dem Saum eines dicken, abgewetzten Morgenmantels hervor – den sie gewiss an regnerischen Abenden trug, wenn sie es sich in ihrem Zimmer gemütlich machte und ein Buch las. Sie wirkte eher wie ein einsames Mädchen, das sich verlaufen hat, als wie eine liebeshungrige Frau.
Einen Augenblick lang musterte sie ihn eingehend. »Du siehst aus, wie ich mich fühle.«
»Unwohl und völlig verängstigt?« Er zuckte zusammen und wünschte sich, dies nicht gesagt zu haben.
Sie nickte. »Ich dachte … etwas zu essen …« Sie warf den zugedeckten Tellern einen Blick zu und wurde blass. Dann fiel ihr Blick auf das Bett, und sie erbleichte noch heftiger. »Was sollen wir bloß tun?«, flüsterte sie.
Er hatte ihnen beiden keinen Gefallen getan, als er ihnen Zeit zum Nachdenken verschafft hatte. »Versuchen wir es mit den Grundlagen«, schlug er vor. »Wir fangen ganz einfach an.« Er tat einen Schritt vorwärts und breitete die Arme aus. »Eine Umarmung.«
Sie dachte kurz über seine Worte nach. »Das klingt eigentlich ganz leicht«, sagte sie und fiel ihm in die Arme.
Er schloss die Augen und hielt Jaenelle fest umschlungen; hielt sie einfach nur in seinen Armen und atmete ihren Duft ein.
Nach einer Weile zuckten seine Finger. Das weiche Gewebe
Weitere Kostenlose Bücher