Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
Loyalität.«
»Ich war loyal!«, fuhr Ulka sie an. »Aber dir gegenüber loyal zu sein, hat mir überhaupt nichts gebracht. Und dann wurde mir ein verlockenderes Angebot unterbreitet. Wenn du fort bist und Lord Hobart wieder über Glacia herrscht, werde ich in der Tat eine wichtige Lady sein.«
»Du wirst nichts weiter als die Hure eines Mannes sein«, sagte Karla entschieden.
Ulka schnitt eine hässliche Grimasse. »Und du wirst tot sein! Und glaube ja nicht, sie werden das Töten nicht zu Ende führen, um sicherzugehen, dass sie euch alle loswerden!«
Der Ring, den Jaenelle ihr gegeben hatte, gab ein scharfes warnendes Prickeln von sich. Sekunden später füllte Mortons Warnruf ihren Geist.
*Karla!*
*Morton? Morton! *
Nichts. Nur Leere an der Stelle, an der jemand gewesen war, solange sie zurückdenken konnte.
Eine andere Art von Kälte stieg in Karla empor – eine Kälte, die ihren Körper nährte und ihr Kraft verlieh. »Ihr habt Morton umgebracht«, sagte sie eine Spur zu gelassen.
»Ich nicht«, erwiderte Ulka. »Aber mittlerweile müsste er tatsächlich tot sein.«
Die eyrische Stange mit den Klingen, die Lucivar ihr gegeben hatte, lag in ihren Händen und zischte durch die Luft, bevor Ulka sich der Gefahr bewusst geworden war. Die tödlich scharfen Klingen glitten genauso leicht durch Ulkas Beinknochen wie durch ihr Wollkleid.
Blut quoll hervor. Schreiend fiel Ulka zu Boden.
Karla taumelte, fing sich jedoch. Sie konnte ihren Körper nicht lange genug auf diese Weise benutzen und gegen das Gift ankämpfen, bis …
Bis was? Wer würde sie nun, da Morton tot war, schnell genug erreichen können? Egal. Sie würde versuchen, so lange wie möglich am Leben zu bleiben. Und ihr stand mehr Kraft zur Verfügung, als ihre Feinde ahnen konnten, da sie die Kraft ihrer grauen Juwelen nicht benutzen musste, um den Schild aufrecht zu erhalten.
Karla blickte auf Ulka hinab und hob die Stange mit den Klingen. »Tja, du Miststück, ich mag nicht in der Lage sein, das Töten zu Ende zu führen, aber ich werde verdammt noch mal sicherstellen, dass du niemandem mehr etwas nutzt, wenn du dämonentot wirst.«
Sie trennte zuerst Ulkas Hände und dann ihren Kopf ab. Mit dem letzten Stich vergrub sie eine Klinge in Ulkas Magen und durchschnitt ihr die Wirbelsäule.
Karla wich unsicher ein paar Schritte von der Blutlache zurück, die immer größer wurde. Dann sank sie zu Boden und legte sich vorsichtig hin, den rechten Arm um den Bauch gelegt, in der linken Hand die klingenbewehrte Stange.
In ihrem Verworrenen Netz hatte sie ihren eigenen Tod gesehen und alles, was in ihrer Macht stand, getan, um etwas an diesem Teil der Vision zu ändern. Doch wenn sie jetzt sterben musste, würde sie es akzeptieren.
Dunkle Macht überspülte sie und wärmte ihre eiskalten Glieder. Sie konnte spüren, wie sich ein machtvoller Faden um sie wickelte, und erkannte, dass es sich um einen heilenden Faden handelte, der ihr half, das Gift zu bekämpfen.
Schützend von Jaenelles Kraft umgeben, wandte sie sich nach innen, um sich auf das Schlachtfeld zu konzentrieren, zu dem ihr eigener Körper geworden war.
7 Kaeleer
Daemon fauchte ohnmächtig vor Wut, als er das Prickeln spürte, das von Jaenelles Ring der Ehre ausging. Er hatte noch nicht gelernt, all die Informationen zu deuten, die sich dem Ring entnehmen ließen. Er erkannte, dass es sich bei diesem speziellen Gefühl um einen Hilferuf handelte, aber er hatte nicht die leiseste Ahnung, woher der Ruf kam. »Kannst du …« Er wandte sich zu Khardeen um.
Die extreme Leere in Kharys Blick sowie das Gefühl, dass er konzentriert lauschte, hielten Daemon davon ab, seinen Satz zu beenden.
»Morton«, sagte Khary leise. »Und Karla !« Er stürzte auf die Tür zu.
Daemon hielt ihn zurück. »Nein, du wirst hier gebraucht!«
»So funktioniert es nicht«, erwiderte Khary scharf. »Wenn einer von uns Hilfe braucht …«
»Schluckt ihr alle den Köder?«, gab Daemon ebenso scharf zurück. »Du hast hier eine schwangere Königin, die sich nicht verteidigen kann, ohne eine Fehlgeburt zu riskieren. Du gehörst hierher. Ich werde mich um Karla kümmern – und um Morton.« Er betrachtete Khary. »Wer sonst wird den Ruf noch gehört haben?«
»Jeder im Ersten Kreis, der im westlichen Teil von Kaeleer lebt. Der Ring besitzt eine große Reichweite, aber darüber hinaus wird die Warnung nicht zu vernehmen sein. Doch jeder Mann, der den Hilferuf gespürt hat, wird ein Warnsignal an die
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