Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
beziehen.«
Der Krieger ließ den Blick über die Überreste des Gemetzels schweifen. »Wenn Morton das hier sieht, könnte er einfach wieder auf die Winde aufspringen und zurückreisen, um Bericht zu erstatten.«
»Dann werde ich wohl sichergehen müssen, dass ich einen Köder bereithalte, der stark genug ist, um ihn von dem Landenetz zu locken, aber immer noch in Reichweite der Bogenschützen«, sagte der Kriegerprinz. »Die alte Priesterin ist tot?«
»Ja, Prinz.«
Ein matter, schmerzerfüllter Schrei drang an sein Ohr. »Und die junge Priesterin?«
Der Krieger grinste verschlagen. »Sie erhält die angemessene Belohnung dafür, dass sie ihr eigenes Volk verraten hat.«
4 Kaeleer
Daemon folgte Khardeen in das Haus. »Es war sehr nett von dir, mich zum Abendessen einzuladen.«
»Das hat nicht das Geringste mit Nettigkeit zu tun«, erwiderte Khary. »Es ist völlig sinnlos, wenn du alleine vor dich hin brütest, während du auf Jaenelle wartest.«
Er hatte sie auf weiten Strecken ihrer Frühlingsreise durch die Territorien von Kaeleer begleitet, doch als es an der Zeit war, die verwandten Wesen zu besuchen, hatte sie freundlich, aber bestimmt vorgeschlagen, dass er sich schon einmal nach Scelt begäbe, wo sie zu ihm stoßen würde. Sie würden ein paar Tage hier verbringen, bevor sie gemeinsam die restlichen Territorien auf dieser Seite des Reiches bereisten. »Na ja, aber du musstest wirklich keinen ganzen Nachmittag opfern, um mir Maghre zu zeigen. Ich hätte mich auf eigene Faust in dem Dorf umsehen können.«
»Das war auch keine Nettigkeit«, antwortete Khary, nachdem
er Kaffee und Kuchen bestellt hatte. Er ließ sich in einem bequemen Sessel am Kamin nieder. »Auf diese Weise bin ich aus dem Haus gekommen. Was das Abendessen betrifft, wird es mir ein Vergnügen sein, mich mit jemandem unterhalten zu können, der mich nicht anfaucht, weil er sich unwohl fühlt.«
»Geht es Morghann ansonsten gut?«, fragte Daemon und machte es sich in dem anderen Sessel gemütlich.
»Oh, es geht ihr gut – jedenfalls für eine Hexe mit dunklen Juwelen, die seit kurzem schwanger ist. Zumindest beteuert Maeve mir das immer wieder.« Kharys Lächeln wirkte ein wenig kläglich. »Aber eine Territoriumskönigin, die aufgrund ihrer Schwangerschaft auf einmal nur noch ganz einfache Kunst betreiben kann, ist keine sonderlich ausgeglichene Lady.«
»Da ihr beide offensichtlich aufgehört habt, den Verhütungstrank zu euch zu nehmen, bist du daran nicht ganz unschuldig«, versetzte Daemon grinsend.
»Aber ich bin nicht derjenige, der das Frühstück nicht bei sich behalten kann! Das scheint einen großen Unterschied zu machen. Und es gibt andere … Schwierigkeiten … mit denen sie im Moment zurechtkommen muss. Hast du von dem Lärm heute Morgen gar nichts mitbekommen? Das überrascht mich, da sich dein Haus nur eine halbe Meile von unserem entfernt befindet. Ich war mir sicher, ganz Maghre habe ihr Geschrei gehört.«
»Hat sie dich angeschrien?«
»Nein, der Dunkelheit sei Dank! Es hat Sonnentänzer erwischt. « Nachdem er sich bei der Dienstmagd bedankt hatte, die das Tablett gebracht hatte, schenkte Khary den Kaffee ein. »Heute Morgen wollte Morghann ausreiten. Maeve, die Heilerin von Maghre, hatte gesagt, es sei in Ordnung. Jaenelle hatte gesagt, es sei in Ordnung, solange Morghann sich wohl genug fühle.«
»Aber?«, wollte Daemon wissen, die Kaffeetasse halb zum Mund geführt.
»Sonnentänzer war nicht der Ansicht, dass es in Ordnung ist. Vielmehr sagte er, da trächtige Stuten nicht geritten würden,
sollten seiner Meinung nach trächtige Menschenstuten auch nicht reiten.«
»Oh je«, sagte Daemon – und brach in Gelächter aus. »Kein Wunder, dass du aus dem Haus kommen wolltest.«
Da ging die Tür auf. Morghann warf erst dem Tablett, dann Khary einen verdrießlichen Blick zu. Daemon hingegen schenkte sie ein Lächeln.
Er stellte die Tasse ab und erhob sich, um ihr einen Kuss zu geben. Im Laufe der Monate seit seinem Eintreffen in Kaeleer hatte er diese kleinen liebevollen Gesten zu schätzen – und zu genießen – gelernt.
Amüsiert, aber auch voll Mitleid stellte er fest, dass Khary ebenfalls aufgestanden war, jedoch klugerweise keinerlei Anstalten machte, sich seiner Ehefrau zu nähern.
Ein Dienstmädchen erschien an der Tür. »Möchtest du vielleicht eine Tasse Kräutertee, den Maeve dir zubereitet hat, Lady Morghann?«
»Bleibt mir wohl nichts anderes übrig«, brummte Morghann.
Nachdem
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