Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
führen das Töten zu Ende, nachdem wir uns um unsere neuen Gäste gekümmert haben.«
Kaelas pirschte sich vorwärts, sämtliche Sinne auf die Menschen mit den Flügeln gerichtet. Mit einem großen Satz war er bei Morton.
Als er die Leiche beschnupperte, wich er verwirrt zurück. Morton roch nach vergiftetem Fleisch. Er wollte seine Zähne nicht in vergiftetes Fleisch graben. Doch er musste Morton von den Männern mit den Flügeln wegbringen.
Er bewegte sich erneut vorwärts und strich gegen den Schild der Lady. Kaelas konnte spüren, wie sich der Schild selbst in dem Ring der Ehre, den er trug, wiedererkannte und ihn einließ. Er legte einen engen Schild um Mortons linken Arm, sodass der Schild zwischen ihm und dem vergifteten Fleisch war, als er den Arm zwischen die Zähne nahm. Zufrieden benutzte er die Kraft, um Morton in der Luft schweben zu lassen, dann dehnte er seinen eigenen Sichtschutz aus, bis er sie beide umfasste, und stürzte zu den Bäumen zurück.
Unter den Bäumen verlangsamte er sein Tempo ein wenig, blieb jedoch erst stehen, als er das Versteck erreicht hatte, das KaeAskavi gegraben hatte. Er ließ Mortons Arm los und betrachtete die Höhle. Der Menschenkörper würde problemlos ohne die spitzen Stöcke – die Pfeile – hineinpassen, die aus ihm hervorragten. Doch die Heilerin würde die Stöcke benötigen, um die Pfeilspitzen zu entfernen, nicht wahr?
Nach kurzem Überlegen bediente er sich der Kunst, um die Schäfte zu halbieren. Er schob Morton in die Höhle und legte die abgesäbelten Schäfte neben ihn. Dann zögerte er ein weiteres Mal.
Er hatte noch nie gesehen, wie menschliche Angehörige
des Blutes zu Dämonentoten wurden. Von daher wusste er nicht, wie lange es dauern würde, bis Morton erwachte und das tote Fleisch zurückforderte. Doch ihm war klar, dass Morton glauben würde, der Feind habe ihn hierher gebracht, wenn er an einem fremden Ort erwachte.
Kaelas drückte eine Vorderpfote in den Schnee neben Mortons Kopf, sodass ein tiefer Abdruck blieb. Dann legte er einen Schild über den Abdruck, sodass er nicht achtlos weggefegt werden konnte. Morton würde den Abdruck hoffentlich sehen und begreifen.
Er war äußerst zufrieden, wie er es geschafft hatte, die komplizierte Denkweise zu meistern, die man im Umgang mit Menschen an den Tag legen musste. Beim Zudecken des Höhleneingangs ließ er ein kleines Luftloch. Ein toter Mensch brauchte keinen Sauerstoff, aber die frische Luft würde Morton anzeigen, an welcher Stelle er sich am einfachsten frei graben konnte.
Nun galt es, sich um die bösen Menschen mit den Flügeln zu kümmern.
Nachdem Kaelas einen Aufruf an die arcerianischen Krieger und Kriegerprinzen mit dunklen Juwelen ausgesandt hatte, machte er sich auf den Rückweg zu dem Dorf.
9 Kaeleer
Daemon ließ sich so nahe wie möglich bei Karlas Haus von den Winden fallen, ohne von dem offiziellen Landenetz Gebrauch zu machen. Sobald er auf der Straße erschien, legte er einen Sichtschutz und einen schwarzen Schutzschild um sich. Er lief ein paar Straßen weiter, bog um eine Ecke und blieb stehen.
Die Straße war voll erbittert kämpfender Männer. Kraftblitze von Juwelen ließen die Luft nach einem Gewitter riechen. Menschen, welche die Kraft ihrer Juwelen bereits aufgebraucht oder nie welche getragen hatten, kämpften mit herkömmlichen
Waffen. Ein paar Frauen kämpften verzweifelt, aber ohnmächtig gegen die Angreifer.
So vertraut! Es hätte nicht der Verwesungsspuren in manchen der mentalen Signaturen bedurft, um zu erkennen, dass Dorothea ihre Hand im Spiel hatte. Er hatte es schon zu oft in Terreille erlebt. Menschen, deren Ehrgeiz ihre Fähigkeiten bei weitem überstieg, waren gewillt, ihr eigenes Volk gegen Haylls ›Unterstützung‹ zu verkaufen. Die Kämpfe sorgten dafür, dass die stärksten Männer und Frauen, die am ehesten in der Lage gewesen wären, sich gegen Dorothea zur Wehr zu setzen, auf einen Schlag verschwanden. Und die Leute, die übrig blieben …
Diesmal musste er nicht subtil vorgehen. Es war nicht nötig, die Qualen tanzend zu umgehen, die Dorothea ihm zufügen würde, sobald sie Verdacht schöpfte, dass er sich eingemischt hatte. Doch es war ihm zur zweiten Natur geworden, verschlagen vorzugehen. Abgesehen davon löste ein lautloses Raubtier die größte Angst aus.
Mit einem kalten, grausamen Lächeln auf den Lippen ließ Daemon die Hände in seine Hosentaschen gleiten und schlängelte sich – unsichtbar und unauffindbar – zwischen den
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