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Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten

Titel: Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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den Pfeilspitzen. Doch wie wirksam war es?

    Die Antwort auf seine Frage konnte er an dem grausamen Lächeln des Eyriers ablesen.
    Er sank in die Knie. Keine Zeit, alle zu warnen, die er warnen musste. Keine Zeit. Also konzentrierte er sich darauf, derjenigen Person eine Warnung zu senden, die ihm immer am meisten bedeutet hatte.
    Als der Tod seinen Körper heimsuchte, nahm Morton seine ganze Kraft zusammen und sandte ein letztes Wort. *Karla!*
    6 Kaeleer
    Karla saß an ihrem Toilettentisch; mit der einen Hand stützte sie sich auf dem Tisch ab, die andere hielt sie in den Unterleib gepresst. Die Krämpfe dauerten normalerweise nicht so lange an und waren auch nicht derart schmerzhaft.
    »Da bist du ja«, sagte Ulka mitfühlend und stellte eine dampfende Tasse vor ihr ab. »Mit diesem Mondzeittrank wird es dir gleich besser gehen.«
    »Danke, Ulka«, murmelte Karla. Sie hatte Ulka aus dem gleichen Grund in ihren Dritten Kreis aufgenommen, aus dem sie auch andere Hexen aus Glacias Adelsfamilien angenommen hatte – um die Leute zu besänftigen, nachdem sie ihren Onkel Hobart in die Verbannung geschickt hatte. Und obgleich sie persönlich Ulka nicht sonderlich leiden konnte, musste sie doch zugeben, dass sich die Frau den Winter über eifrig bemüht hatte, eine gute Gesellschafterin zu sein. Zwar hatte sie viel zu viel Aufhebens um geringfügige Krankheiten gemacht, aber sie hatte einen guten Instinkt bewiesen, wenn es darum ging zu entscheiden, wann sie Klatsch und Tratsch zum Besten geben sollte und wann sie besser schwieg.
    Sobald das Gebräu sich genug abgekühlt hatte, trank Karla einen großen Schluck. Sie schnitt eine angewiderte Grimasse und stellte die Tasse wieder ab. Der Trank hatte einen eigenartigen, ranzigen Nachgeschmack. Beim Feuer der Hölle, waren ein paar der Kräuter schimmlig geworden? Andererseits hatten
ihr viele Dinge den Winter über nicht richtig geschmeckt. Vielleicht war sie auch nur von den köstlichen Tränken verwöhnt, die Jaenelle immer anfertigte. Es war jedoch egal, wie das Zeug schmeckte; wenn es weiter in der Tasse blieb, würde es ihre Schmerzen nicht lindern.
    Als sie erneut nach der Tasse griff, blickte sie in den Spiegel. Ein Schauder lief ihr den Rücken hinab, als sie die aufmerksame Erwartung in Ulkas Augen erblickte. »Du hast Gift hineingemischt, nicht wahr?«, fragte Karla matt.
    »Ja.« Ulka klang selbstgefällig und zufrieden.
    Karla spürte, wie ihr Körper sich träge aufraffte, gegen das Gift anzukämpfen. Da sie eine Schwarze Witwe war, vertrug sie Gift besser als die meisten Leute, doch selbst eine Schwarze Witwe konnte einem Gift erliegen, das ihr Körper nicht erkannte oder aushielt.
    Während sie das Spiegelbild der anderen Frau anstarrte, dämmerte es ihr allmählich. All die leichten Krankheiten, all das Essen, das ein wenig eigenartig geschmeckt hatte. Und Ulka war immer da gewesen, ach so hilfreich besorgt. »Du hast den Winter über viele Dinge leicht vergiftet.«
    »Ja.«
    Gift, das ihren Körper geschwächt, sie jedoch nie krank genug gemacht hatte, um Verdacht zu erregen – obgleich sie in dem Verworrenen Netz, das sie letzten Herbst erschaffen hatte, vor ihrem eigenen Tod gewarnt worden war. Oh, sie war vorsichtig gewesen! Sie wusste zu viel über Gifte, um es nicht zu sein. Dass sie nicht in der Lage gewesen war, diese Gifte zu entdecken, bedeutete, dass die entsprechenden Pflanzen nicht aus Glacia stammen konnten. Die Säfte dieser Gewächse hätte sie auf der Stelle bemerkt, egal, welche Anstrengungen man unternommen hätte, um sie zu verbergen.
    Mühsam erhob Karla sich. Im einen Augenblick waren ihre Beine voll feuriger Dornen, im nächsten fühlten sie sich völlig taub an. Sie ließ graue Kraft durch ihren Körper strömen, um das Gift zu bekämpfen, wobei sie die Schmerzen hinnahm, die ihr ihre eigene Macht während ihrer Mondzeit verursachte.
    Als eine heftige Welle des Schmerzes sie durchflutete,
konnte sie spüren, wie sie der mitternachtsschwarze Schild umgab, der in Jaenelles Ring verborgen war.
    »Warum?«, wollte Karla wissen. Wie konnte sie dieses Miststück so falsch eingeschätzt haben? Was war ihr entgangen?
    Ulka verzog die Lippen zu einem Schmollmund. »Ich dachte, ich würde eine wichtige Lady an deinem Hof sein. Ich hätte im Ersten Kreis sein sollen, nicht im Dritten .«
    »Eine Hexe, die ihre Königin vergiftet, ist nicht geeignet, um im Ersten Kreis zu dienen«, versetzte Karla trocken. »Es ist eine Frage der

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