Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
machen.«
»Du wärst aber doch nicht die Einzige, die kämpft«, beharrte
Daemon und stützte sich mit einer Hand auf dem Tisch auf, um sich zu ihr zu beugen. »Beim Feuer der Hölle, Frau! Sieh dir doch an, wie stark die Männer in diesem Reich sind! Sieh dir die Juwelen an. Schwarz. Schwarzgrau. Grau. Wir sind stärker als sie.«
»Im letzten Krieg verfügte Kaeleer ebenfalls über die stärkeren Männer«, erwiderte Jaenelle leise. »Und Kaeleer hat gesiegt – knapp nur, aber es hat gereicht. Doch all diese Männer sind ums Leben gekommen. Und es machte keinen Unterschied. Der Makel, von dem sich jener Krieg genährt hat, ist immer noch unter den Angehörigen des Blutes vorhanden, ja, er ist noch stärker geworden.«
»Hekatah und Dorothea können vernichtet werden.«
Jaenelle kam um den Tisch herum, um in dem Zimmer auf und ab gehen zu können. »Zu diesem Zeitpunkt würde das nichts nutzen. Selbst wenn sie sterben, selbst wenn Kaeleer die erste Schlacht gewinnt, wird das Schattenreich nicht siegen. Der Makel hat sich schon zu weit ausgebreitet. Terreille wird ein Heer nach dem anderen schicken. Immer neue Armeen werden sie schicken, und das Kämpfen wird kein Ende finden, weder in Terreille noch in Kaeleer, bis die Angehörigen des Blutes nicht mehr wissen, wer sie sind, oder dass sie die Hüter der Reiche sein sollten.«
»Wir befinden uns im Krieg, Jaenelle«, meinte Daemon ernst. »Es ist gleichgültig, ob er offiziell erklärt wurde oder nicht. Es herrscht Krieg. «
»Nein.«
»Du verfügst über die Macht, es zu ändern. Wenn du deine Kräfte entfesselst …«
»Das kann ich nicht.«
»Du kannst es.«
» Ich kann es nicht! «
»Warum nicht?«
Sie wandte sich ihm zu. »Weil ich zu stark bin, verflucht noch mal! Wenn ich meine Kräfte entfessele, werden die Angehörigen des Blutes untergehen. Alle! In Terreille. In Kaeleer. In der Hölle.«
Daemons Knie wurden weich. Mit letzter Kraft schob er ein paar Bücher beiseite, um sich auf den Tisch setzen zu können. Du hast gesagt, sie sei sechs Mal so stark wie wir beide zusammen. Oh, Vater, du hattest ja so Unrecht! Sechs Mal? Sechshundert Mal? Sechs tausend Mal?
Genug Macht, um sämtliche Angehörige des Blutes auszulöschen.
Die Arme um den Oberkörper geschlungen, ging Jaenelle in dem Zimmer auf und ab. »Der Bergfried ist die heilige Stätte, der Zufluchtsort. Er würde nicht davon betroffen sein. Doch wie viele passen hier schon hinein? Ein paar tausend, wenn überhaupt? Wer soll sie auswählen, Daemon? Was, wenn die falsche Wahl getroffen wird, und der Makel weiterhin erhalten bleibt, wenn auch verborgen – bloß weil jemand so verdammt sicher ist, Recht zu haben?«
Sie dachte an Alexandra. Hätte irgendjemand geglaubt, dass sie schlecht war? Irregeleitet, gewiss; aber solange Königinnen nicht offensichtlich verdorben waren, würden sie auf jeden Fall ausgewählt. Und was war mit jemandem wie Vania? Sie wies nicht die Art Makel auf, von dem Jaenelle sprach, war aber eine Frau, welche die Männer um sich her verbittert werden ließ und letzten Endes ein Land in den Ruin treiben konnte. Genau die Art Frau, die Dorothea züchtete.
»Blut ist Blut«, fuhr Jaenelle fort. »Zweibeiner, Vierbeiner, das ist egal. Blut ist Blut. Die Gabe der Kunst kam aus einer Quelle und verbindet uns alle.«
Demzufolge würden nicht einmal die verwandten Wesen verschont bleiben. Kein Wunder, dass sie derart verzweifelt war.
»Siegt Kaeleer?«, wollte Daemon leise wissen.
Eine ganze Minute verstrich, bevor Jaenelle antwortete. »Ja, aber der Preis für diesen Sieg werden sämtliche Königinnen und sämtliche Kriegerprinzen aus Kaeleer sein.«
Daemon entsann sich all der anständigen Menschen, denen er seit seiner Ankunft in Kaeleer begegnet war. Er dachte an die verwandten Wesen. Er dachte an die Kinder. Am deutlichsten stand ihm Daemonars Bild vor Augen, Lucivars Sohn.
Wenn es ihnen aus irgendeinem Grund nicht gelänge, Dorothea und Hekatah zu töten, und die beiden Daemonar in die Finger bekämen … »Tu es«, sagte er. »Entfessele deine Kräfte. Vernichte die Angehörigen des Blutes.«
Mit offenem Mund starrte Jaenelle ihn an.
»Tu es«, wiederholte er. »Wenn das die einzige Möglichkeit ist, um den Makel zu beseitigen, mit dem Dorothea und Hekatah die Angehörigen des Blutes besudelt haben, dann, bei der Dunkelheit, Jaenelle, lass Gnade walten im Namen derer, die du liebst, und tu es.«
Sie fing erneut an, auf und ab zu gehen. »Es muss eine
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