Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
fragte sich, weshalb »Ich liebe dich« so sehr nach »Leb wohl« geklungen hatte.
6 Kaeleer
Die Lady hat ihre Meinung geändert«, eröffnete Saetan in aller Form den Territoriumsköniginnen, die den Hexensabbat bildeten. »Ihr und die Männer des Ersten Kreises sollt im Bergfried bleiben, aber die übrigen Königinnen in euren Territorien dürfen ausharren, wo sie sind.«
»Warum müssen wir hier bleiben?«, wollte Chaosti wissen. »Unsere Völker sterben . Wir sollten zu Hause sein und uns auf den Kampf vorbereiten.«
»Wieso hat sie ihre Meinung geändert?«, fragte Morghann. »Was hat sie gesagt, als du mit ihr gesprochen hast?«
Saetan zögerte. »Die Anweisungen wurden mir von ihrem Gefährten überbracht.«
Er konnte ihre Wut und das wachsende Misstrauen Daemon gegenüber aufflackern spüren. Schlimmer noch war, dass er selbst nicht anders empfand.
»Die Königin befiehlt.« Er wusste, wie unzulänglich diese Worte klingen mussten, während sie alle von Berichten über Kämpfe in ihren Heimatterritorien erhielten.
»Das ist schön und gut, Höllenfürst«, meinte Aaron kühl. »Die Königin befiehlt. Aber offensichtlich hat bisher noch niemand die verwandten Wesen über diesen Umstand aufgeklärt. Keines der verwandten Mitglieder des Ersten Kreises muss im Bergfried bleiben.«
Alle sahen einander an und ließen diese Erkenntnis auf sich wirken. Schließlich war es Karla, die sich erkundigte: »Wo sind die verwandten Wesen?«
Saetan sah zu, wie die Regentropfen die Fensterscheibe hinabperlten.
Als Jaenelle allen Königinnen befohlen hatte, zum Bergfried zu kommen, hatte er aus einem Grund keinen Einspruch erhoben: Sylvia. Er hatte gewollt, dass sie sich im Bergfried aufhielt, wo sie in Sicherheit war.
Doch nun, da Jaenelle ihre Meinung geändert hatte – oder ihre Meinung geändert worden war –, würde er als Kriegerprinz von Dhemlan seine eigenen Befehle erteilen und sämtliche dhemlanischen Königinnen auf die Burg rufen. Es war ein Risiko. Die Burg verfügte nicht über die gleichen Verteidigungsanlagen wie der Bergfried. Kein anderer Ort war ebenso gut befestigt wie der Bergfried. Doch die Burg war errichtet worden, um einem Angriff standzuhalten, und sie war sicherer als jeder Ort, an den die Königinnen sich vielleicht zurückziehen müssten, sollten die Kämpfe eskalieren. Außerdem war die Burg so groß, dass die Königinnen ihre Kinder und Familien mitbringen konnten.
Er wollte, dass sie in Sicherheit war. Und ihre Jungen, Mikal und Beron, ebenfalls.
Die freche, eigenwillige, wunderbare Sylvia. Mutter der Nacht, er liebte sie!
Nachdem Jaenelle der Dunkelheit ihr Opfer dargebracht hatte, war der Stärkungstrank, den sie ihm zubereitete, so viel mächtiger geworden, dass sich wieder das hungrige Begehren eines Mannes in Saetan regte – und er es auch befriedigen konnte. Doch selbst zu jenem Zeitpunkt hätte er vielleicht der Versuchung widerstehen können, Sylvias Geliebter zu werden, hätte vielleicht die Stärke aufgebracht, lediglich ein Freund zu bleiben, wenn er nicht die Verwundbarkeit an ihr wahrgenommen hätte, die ein Vermächtnis ihres letzten Gefährten war. Sie hatte sich jeglichen sexuellen Freuden versperrt und war von keinem Mann fasziniert genug gewesen, um es doch noch einmal zu probieren – bis sie sich mit ihm angefreundet hatte.
Sie hatten ihre Liebschaft nie öffentlich bekannt gegeben. Auf sein Drängen hin hatten sie nach außen hin so getan, als seien sie nur Freunde. Oh, seine Gründe waren sehr logisch und wohlüberlegt gewesen! Er wusste, dass Luthvian erbost reagieren würde, wenn er offen der Geliebte einer anderen Frau werden würde, und er hatte nicht gewollt, dass sie ihre Wut an der restlichen Familie oder Sylvia ausließ. Abgesehen davon hatte er ihr ersparen wollen, dass die Leute sich von ihr zurückzogen, weil sie sich mit einem Hüter eingelassen hatte.
Anfangs hatte sie keinerlei Einwände erhoben; vor allem, weil sie erst dabei war, die Freuden des Bettes für sich wiederzuentdecken. Sie hatte akzeptiert, dass er im Schlafzimmer ihr Geliebter, außerhalb davon aber nur ein Freund war. Doch allmählich, im Laufe des letzten Jahres, war ihr die Geheimhaltung immer schwerer gefallen, und sie hatte begonnen, sich nach einer offiziellen Beziehung mit ihm zu sehnen.
Er hatte erwartet, dass sie ihn verlassen würde. Stattdessen hatte sie ihm eines Nachts während der Winsolfeierlichkeiten vor ein paar Monaten einen Heiratsantrag gemacht. Und, so
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