Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
sorgfältig ihren bodenlangen Umhang drapierte. »Sie ist bloß eine Maus, die in ihrem Loch hin und her huscht, während sich die Katzen zum Festtagsschmaus versammeln.«
»Selbst eine Maus kann beißen«, versetzte Dorothea.
»Diese Maus wird nicht beißen«, entgegnete Hekatah gelassen. »Sie ist viel zu zimperlich, um einen Schritt zu tun, der zu einem Blutbad führen würde.«
Dorothea war sich in diesem Punkt bei weitem nicht so sicher, wie Hekatah es zu sein schien. Allerdings ließ der Umstand, dass Jaenelle Alexandra nach der fehlgeschlagenen Entführung mit dem Leben hatte davonkommen lassen, auf eine gewisse Temperamentlosigkeit schließen. Sie selbst hätte das Luder gewiss nicht verschont. Diese Sanftmütigkeit Jaenelles gereichte ihnen zum Vorteil, aber trotzdem … »Du scheinst zu vergessen, dass der Höllenfürst Fänge hat und keineswegs zu zimperlich ist, um Gebrauch davon zu machen.«
»Was Saetan betrifft, habe ich nichts vergessen«, knurrte Hekatah wütend. »Sein Ehrgefühl behindert ihn, wie es das schon immer getan hat, und seine emotionale Schwäche wird ihm einen Maulkorb anlegen. Wenn wir ihm nur gut zusprechen, wird er den Schwanz einziehen und tun, was immer wir von ihm verlangen.«
Dorothea hoffte nur, der Sack vermoderter Knochen vor ihr würde Recht behalten. Sie mussten Saetan, Lucivar und Daemon aus dem Weg räumen. Wenn diese drei einmal ausgeschaltet waren, wären die terreilleanischen Heere in der Lage, die Königinnen und Kriegerprinzen Kaeleers zu vernichten. Im Laufe der Geschehnisse würden ganze Armeen niedergemetzelt werden, aber letzten Endes würden sie den Krieg gewinnen. Und dann würde sie über alle Reiche herrschen – nachdem sie der Dunklen Priesterin zu einer wohlverdienten und ewigen Ruhe verholfen hatte.
Der Gedanke ließ sie verzückt stehen bleiben. Da fiel ihr auf, dass Hekatah zum Aufbruch bereit war. »Wohin gehst du?«
Hekatah lächelte boshaft. »Nach Kaeleer. Es ist an der Zeit, den ersten Teil des Köders einzusammeln, der uns die Kontrolle über Jaenelle Angelline verschaffen wird.«
8 Kaeleer
Als Andulvar endlich Zutritt zu Jaenelles Wohnzimmer erhalten hatte, musterte er sie entgeistert. Ihm kamen auf der Stelle etliche Dinge in den Sinn, die er Daemon Sadi am liebsten angetan hätte. Verflucht noch mal, der Mann war ihr Gefährte und hätte sich um sie kümmern müssen! Sie war viel zu dünn, und die Haut unter ihren Augen wies vor lauter Erschöpfung dunkle Schatten auf. In ihren Augen lag ein eigenartiges, beinahe verzweifelt anmutendes Glitzern.
»Prinz Yaslana«, sagte Jaenelle leise.
Soso. Ihre Unterhaltung würde förmlich ablaufen.
»Lady«, erwiderte Andulvar steif. »Da ich offensichtlich nicht als dein Onkel hier bin, darf ich mich dann als Hauptmann deiner Wache an dich wenden?« Als sie zusammenzuckte, bereute er die schroffen Worte auf der Stelle. Sie sah nicht aus, als sei sie in der Lage, allzu viele verbale Schläge einzustecken.
»Ich … Es gibt da etwas, das ich dir zu sagen habe. Und ich brauche deine Hilfe.«
Er gab sich Mühe, freundlicher zu klingen. »Weil ich der Hauptmann deiner Wache bin?«
Sie schüttelte den Kopf. »Weil du der Dämonenprinz bist. Nach Saetan verfügst du über die größte Autorität in der Hölle. Die Dämonentoten werden auf dich hören – und dir folgen. «
Er trat auf sie zu und nahm sie behutsam in den Arm, da er befürchtete, sie könne zerbrechen, falls er sie so drückte, wie er es eigentlich tun wollte. »Was ist los, Gör?«
Sie lehnte sich gerade weit genug zurück, um ihm in die Augen blicken zu können. »Ich habe einen Weg gefunden, um
Dorothea und Hekatah und den Makel aus der Welt zu schaffen, mit dem die Angehörigen des Blutes aufgrund ihrer Machenschaften behaftet sind. Doch die übrigen Angehörigen des Blutes schweben in Gefahr, es sei denn, die Dämonentoten erklären sich bereit, mir zu helfen.«
Eine halbe Stunde später schloss Andulvar die Wohnzimmertür, tat zwei Schritte und sank dann kraftlos gegen die Wand.
Mutter der Nacht.
Er hegte keinerlei Zweifel am Gelingen des Plans. Jaenelle hätte nicht gesagt, dass sie es tun konnte, wenn sie selbst daran zweifeln würde. Aber … Mutter der Nacht!
Im letzten Krieg zwischen Terreille und Kaeleer hatte er gekämpft. Jener Krieg hatte beide Reiche verwüstet und Millionen das Leben gekostet. Und es hatte keinen Unterschied gemacht. Nun standen sie erneut am Rand der Klippe und kämpften gegen dieselbe
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