Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
… Die verwandten Wesen würden es trotzdem machen, koste es, was es wolle.
*Kleiner Bruder*, erklang Lorns tiefe, ruhige Donnerstimme.
*Prinz Lorn.* Ladvarian zitterte so heftig, dass sie es sehen konnten.
*Ich habe ein … sss … Geschenk für dich, kleiner Bruder. Gib dies … sss … der Traumweberin.*
In der Luft vor Ladvarian erschien eine flache Schachtel mit schönen Holzschnitzereien. Als sie aufging, erblickte er einen schnörkellosen Anhänger aus weißem und gelbem Gold und einen ebenso einfachen Ring. Doch das Juwel, das in jene Schmuckstücke eingelassen war, ließ ihm die Nackenhaare zu Berge stehen. Er legte die Ohren flach an den Kopf an.
Es hatte keine Farbe, und doch war es nicht farblos. Ruhelos schimmerte es, begierig darauf, seine Verwandlung zu vollenden.
Es zerrte an ihm und versuchte, eine Verbindung mit seinem Geist zu knüpfen.
Er wich einen Schritt zurück. Als er zu Lorn hinauf schaute, wütend und verstört genug, um mit einem Trotz zu reagieren, der zugleich töricht und sinnlos gewesen wäre, stellte er fest, dass Lorns Schuppen das gleiche lichtdurchlässige Schimmern aufwiesen. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Winselnd trat er einen weiteren Schritt zurück.
*Hab keine Angst, kleiner Bruder. Es … sss … ist eine Gabe. Die Weberin wird sie für ihr Netz brauchen.*
Ladvarian nahm all seinen Mut zusammen und näherte sich wieder der Schachtel. *Ich habe noch nie ein solches Juwel gesehen.*
*Und du wirst nie wieder ein solches sehen*, erwiderte Lorn freundlich. *Etwas Derartiges wird es nie wieder geben.*
Immer noch argwöhnisch meinte Ladvarian: *Es hat keinen Rang. Es weiß nicht, was es ist.*
*Es weiß selbst… sss … noch nicht, was es ist*, stimmte Lorn ihm zu. *Aber es … sss … hat einen Namen: Schatten der Dämmerung.*
Nachdem Ladvarian mit der Schachtel den Rückweg nach Arachna angetreten hatte, starrten Draca und Lorn einander an.
»Du gehst ein hohes … sss … Risiko ein, indem du ihm solch ein Juwel aushändigst«, sagte Draca.
*Ich habe meine Gründe, viel … sss … zu riskieren*, antwortete Lorn. *Hexe hat ihr Netz… sss … beinahe fertiggestellt? *
»Ja … sss.« Zum ersten Mal, seitdem sie Jaenelle kennen gelernt hatte, konnte sie die Last ihrer Jahre spüren.
*Wir können den Makel nicht heilen, Draca*, sagte Lorn sanft. *Aber sie … sss … kann es.*
»Ich weiß. Als ich die Gabe der Magie verschenkte, tat ich es aus freien Stücken. Ich wusste, dass … sss … ich von da an niemals ändern könnte, was … sss … damit geschieht.« Draca zögerte. »Wenn sie dies … sss … tut, wird sie sterben.«
*Sie ist Kaeleers … sss … Herz. Sie darf nicht sterben.*
Lorn hielt inne, um dann mit weicher Stimme hinzuzufügen: *Die verwandten Wesen waren schon immer … sss … starke Träumer.*
»Werden sie stark genug sein?«
Die Frage, auf die keiner von beiden eine Antwort wusste, hing zwischen ihnen.
3 Kaeleer
Eine verstohlene Bewegung und das plötzliche Aufleuchten einer kleinen Kugel Hexenfeuers ließen Jorval aus seinem unruhigen Schlaf auffahren. »Priesterin?«
Jemand packte ihn am Haar und riss seinen Kopf empor. »Nein«, meinte die Frau mit dem silbernen Haarschopf, während sie Jorval mit dem Messer die Kehle durchschnitt. »Ich bin die Rache.«
4 Kaeleer
Genug«, sagte Daemon. Er führte Jaenelle in ihr Wohnzimmer. »Du musst dich unbedingt ausruhen.«
»Das Netz ist fast fertig. Ich brauche …«
» Erholung. Solltest du einen Irrtum begehen, weil du zu erschöpft bist, um einen klaren Gedanken zu fassen, wäre all das hier umsonst.«
Sie setzte zu einem matten Fauchen an, ließ sich dann aber kraftlos in einen Sessel sinken.
Am liebsten hätte Daemon sie wütend angeschrien, wusste jedoch, dass es keinen Sinn hätte. Sie hatte erschreckend schnell an Gewicht verloren und war nun viel zu dünn. Ihr Hindernisse in den Weg zu legen, würde sie nur zwingen, Energie zu verschwenden, auf die sie nicht verzichten konnte. Also entschied er sich, einen anderen Weg zu beschreiten.
»Vor ein paar Minuten hast du mir erzählt, du würdest noch ein paar Dinge benötigen, um das Netz zu vollenden.«
»Diese Dinge werden Zeit brauchen«, wandte sie ein.
Er beugte sich zu ihr herab und küsste sie sanft und verführerisch. Als er spürte, wie sie darauf ansprach, murmelte er an ihren Lippen: »Wir gönnen uns ein ruhiges Abendessen. Dann spielen wir ein paar Runden Wiege. Ich werde dich sogar gewinnen lassen.«
Ihr
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