Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
lang als Kopfgeldjägerin gearbeitet, Sadi. Zum Beispiel könnte ich …«
»Du hast jeweils einen einzigen Gegner ausgeschaltet«, knurrte er. »Damit wirst du in einem Heerlager nicht weit kommen. Und wenn du die Kräfte von Grau freisetzt, um dich der Wachen zu entledigen, kannst du mit Sicherheit davon ausgehen, dass die vier Leute, für die du die ganze Aktion überhaupt durchziehst, tot sein werden, wenn du schließlich bis zu ihnen vorgedrungen bist.«
»Du weißt nicht …«
»Ich weiß es sehr wohl!«, brüllte Daemon. »Ich bin im Würgegriff dieses Luders aufgewachsen. Ich weiß, wovon ich spreche!«
Ihre Wut konnte der seinen nicht standhalten, zumal er den Finger auf sämtliche Zweifel gelegt hatte, die sie selbst am Gelingen ihres Unternehmens gehegt hatte. »Du hast einen besseren Einfall?«
»Ja, Surreal, ich habe einen besseren Einfall«, entgegnete Daemon kalt.
Surreal fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und atmete bedächtig ein. »Ich könnte dir helfen … könnte sie ablenken oder so. Beim Feuer der Hölle, Daemon, diese vier Menschen sind auch für mich Familie; die einzige Familie, die ich je hatte. Sie bedeuten mir etwas. Lass mich dir helfen!«
Etwas Eigenartiges trat in seine Augen, als er sie anstarrte. »Ja«, ertönte seine seidenweiche Stimme. »Du könntest sehr hilfreich sein.« Seine Stimme veränderte sich und klang verärgert, dabei aber rational, als er die Nahrungsvorräte begutachtete, die sich auf ihrem Bett türmten. »Zumindest warst du vernünftig genug zu wissen, dass du dein eigenes Essen und
Trinken mitnehmen musst, da du besser nichts verzehrst, was von dort stammt.« Er ging auf die Tür zu. »Ich brauche noch zwei Stunden. Dann brechen wir auf.«
»Aber …« Der Blick, mit dem er sie bestrafte, ließ sie verstummen. »Zwei Stunden«, stimmte sie ihm zu.
Erst als er fort war, begann sie sich zu fragen, auf was genau sie sich eingelassen hatte.
Kleine Närrin, dachte Daemon, als er zurück zu Jaenelles Arbeitsraum stürmte. Wenn die Küchenangestellten nicht erwähnt hätten, Surreal habe ein ähnliches Vorratspaket bestellt, hätte er keine Ahnung gehabt, dass sie vorhatte, nach Hayll zu reisen, und wäre dementsprechend nicht auf ihre Anwesenheit dort vorbereitet gewesen. Oh, er konnte ihre Hilfe in diesem Spiel durchaus gebrauchen! Schon nach einer Minute war ihm klar gewesen, auf wie viele verschiedene Arten sie ihm hilfreich sein konnte. Aber, verdammt noch mal, wenn sie dort eingefallen wäre und alle aufgescheucht hätte, bevor er eintraf … Er musste Jaenelle zweiundsiebzig Stunden verschaffen. Mit einem offenen, sauberen Kampf ließen sich die anderen befreien, aber das ließe sich damit nicht erreichen.
Also würde er sein Spielchen spielen – und Surreal würde Gelegenheit bekommen, mit dem Sadisten zu tanzen.
Er betrat den Arbeitsraum und meinte schroff zu Jaenelle: »Ich brauche noch ein paar Dinge.«
Sie riss die Augen auf, als er ihr erklärte, was er benötigte, sagte jedoch nichts außer: »Ich glaube, ich gebe dir besser einen Ring, der einen Schild enthält, den niemand durchdringen kann.«
Da er davon ausging, dass sowohl Lucivar als auch Surreal ihm in ein paar Stunden das Herz aus dem Leib reißen wollen würden, hielt er dies für eine ausgezeichnete Idee.
Alle drei standen vor dem Raum, in dem sich der Dunkle Altar des Bergfrieds befand.
Jaenelle umarmte Surreal. »Pass auf dich auf, Schwester. Auf dich und auf die anderen.«
»Wir werden sie zurückholen«, meinte Surreal und erwiderte die Umarmung. »Darauf kannst du dich verlassen.« Mit einem Blick auf Daemon betrat sie den Altarraum und schloss geräuschlos die Tür hinter sich.
Daemon sah Jaenelle nur an. Sein Herz war zu voll, als dass er seine Gefühle in Worte hätte fassen können. Außerdem schienen Worte in diesem Augenblick so unangemessen. Er strich ihr mit dem Daumen über die Wange und küsste sie zärtlich. Dann holte er tief Luft. »Das Spiel beginnt um Mitternacht. «
»Und Mitternacht zweiundsiebzig Stunden später wirst du mit den Winden zurück zum Bergfried in Terreille reisen. Keine Pausen, keine Verzögerungen.« Sie hielt inne und wartete, bis er genickt hatte. Dann erst fügte sie hinzu: »Reist nicht mit Winden, die dunkler als rot sind. Die anderen werden unbeständig sein.«
Nur mit Mühe gelang es ihm, nicht ungläubig den Mund aufzureißen. Ein starker Hexensturm konnte einen Teil des Wegesystems durch die Dunkelheit destabilisieren und
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