Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
seiest zu abstoßend, um gerettet zu werden. « Ihr Blick fiel auf seine Hoden – und sie lächelte. »Es ist nur noch totes Fleisch, aber hierfür ist es trotzdem nützlich.«
Er reagierte nicht, zwang sich dazu, nicht zu reagieren. Es war tatsächlich nur noch totes Fleisch – der letzte Körperteil, der neu belebt worden war, und nun der erste, der wieder abgestorben war. Er würde nicht reagieren. Und auf keinen Fall würde er an Sylvia denken. Nicht jetzt. Nie wieder.
Hekatah sah ihm tief in die Augen und trat näher auf ihn zu, immer näher. Mit einer Hand streichelte sie ihn, liebkoste ihn und umschloss ihn, um ihn für das Messer zu halten.
Da übertönte ein wütender Schrei die normalen Nachtgeräusche.
Hekatah fuhr zurück und wirbelte in die Richtung, aus welcher der Schrei gekommen war.
Surreal stürzte in das Lager, als sei sie von einer gewaltigen Hand durch die Luft geschleudert worden. Mit den Füßen landete sie zuerst auf dem Boden, doch es gelang ihr nicht, den Schwung abzufedern und stehen zu bleiben. Sie zog die Beine an und rollte sich ab. Schließlich kniete sie auf dem Boden und starrte in die Dunkelheit jenseits des Platzes, der vom Schein der Kerzen erleuchtet war.
»Du kaltblütiger, herzloser Bastard!«, schrie Surreal. »Du feiger Hurensohn!«
Dorothea kam aus ihrer Hütte gelaufen und rief: »Wachen! Wachen! «
Von drei Seiten des Lagers kamen Wachen herbeigerannt. Aus der Dunkelheit, die sich ihnen gegenüber befand, kam niemand.
»Wachen!«, brüllte Dorothea erneut.
Aus der Dunkelheit drang eine tiefe, belustigte Stimme. »Sie werden deinem Ruf nicht folgen, Liebling. Sie sind aufgehalten worden – für immer.«
Daemon Sadi trat aus dem Dunkel und blieb am Rand des Lichtkegels stehen. Sein schwarzes Haar war ein wenig vom Wind zerzaust. Die Hände hatte er lässig in seine Hosentaschen gesteckt. Sein schwarzes Jackett stand offen, sodass man das weiße Seidenhemd sehen konnte, das bis zur Taille aufgeknöpft war. Das schwarze Juwel an seinem Hals glitzerte vor Macht. In seinen goldenen Augen lag ebenfalls ein Glitzern.
Dieses eigenartige Glitzern in Daemons Augen ließ Saetan erbeben. Etwas stimmte hier nicht. Ganz und gar nicht!
Hekatah drehte sich halb um, das Messer an Saetans Bauch. »Ein Schritt mehr, und ich schneide ihm die Eingeweide aus dem Leib – und den Eyrier bringe ich ebenfalls um.«
»Tu dir keinen Zwang an«, meinte Daemon freundlich und betrat das Lager. »Das erspart mir die Mühe, zwei sorgfältig eingefädelte Unfälle zu arrangieren, was ich demnächst ohnehin hätte tun müssen, da der Haushofmeister und der Erste Begleiter immer … lästiger … wurden. Du tötest also die beiden, dann bringe ich euch um und kehre nach Kaeleer zurück, um einer trauernden Königin Trost zu spenden. Ja, das passt mir ausgezeichnet. Dir wird man die Schuld an ihrem Tod geben, und Jaenelle wird mich niemals ansehen und sich fragen, wieso ich als einziger Mann übrig geblieben bin, auf den sie sich noch verlassen kann.«
»Du vergisst den Hauptmann der Wache«, sagte Hekatah.
Der Anflug eines brutalen Lächelns umspielte Daemons
Mund. »Nein, und Prothvar und Mephis habe ich nicht vergessen. Sie bereiten mir längst keine Sorgen mehr.«
Im ersten Augenblick hatte Saetan das Gefühl, Hekatah habe ihm tatsächlich die Eingeweide aus dem Leib gerissen. Zwar war er körperlich unversehrt, doch in seinem Innersten tobte ein unerträglicher Schmerz. »Nein!«, rief er. »Nein, das kannst du unmöglich getan haben!«
Daemon brach in Gelächter aus. »Kann ich nicht? Wo sind sie dann, alter Mann?«
Da Saetan sich bereits genau dieselbe Frage gestellt hatte, wusste er keine Antwort darauf. Dennoch verspürte er den Drang, es zu verleugnen. »Du kannst das nicht getan haben. Sie sind Teil deiner Familie! «
»Meine Familie«, meinte Daemon nachdenklich. »Wie praktisch für sie, dass sie sich just zu dem Zeitpunkt entschlossen haben, mich in ihre so genannte Familie aufzunehmen, als ich der Gefährte der stärksten Königin in der Geschichte des Blutes wurde.«
»Das ist nicht wahr.« Saetan versuchte sich nach vorne zu lehnen, obgleich Hekatah ihm noch immer das Messer an den Bauch drückte. Es war verrückt, hierüber zu streiten, doch sämtliche Instinkte bäumten sich in seinem Innern auf und warnten ihn, dass es jetzt geschehen müsse, dass es ansonsten vielleicht keine Gelegenheit mehr gäbe, etwas an jenem Blick in Daemons Augen zu ändern.
»Ist es
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