Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
Preis. Wenn er schon die Freundschaft von fast jedem verlieren würde, der ihm jemals etwas bedeutet hatte, würde die Belohnung die Kosten rechtfertigen müssen.
»Ich kann es schaffen«, sagte er mit samtweicher Stimme, während er sie langsam umkreiste. »Ich kann Dorothea und Hekatah derart aus dem Gleichgewicht bringen, dass den anderen nichts geschieht, und diese beiden Ladys abgehalten werden, den Befehl zu erteilen, terreilleanische Heere in Kaeleer einmarschieren zu lassen. Ich kann dir zweiundsiebzig Stunden erkaufen, Jaenelle. Aber es wird mich teuer zu stehen kommen, weil ich Dinge tun werde, die man mir vielleicht niemals verzeihen wird. Deshalb möchte ich eine Entschädigung.«
Er konnte ihre leichte Verblüffung spüren, bevor sie sagte: »In Ordnung.«
»Ich möchte nicht länger einen Ring der Hingabe tragen.«
Schmerz trat in ihre Augen, der rasch unterdrückt wurde. »In Ordnung.«
»Stattdessen möchte ich einen Ehering.«
Strahlende Freude zeigte sich auf ihrem Gesicht, die sofort von tiefem Kummer verdrängt wurde. Sie lächelte ihn an, während ihr die Tränen in die Augen stiegen. »Das wäre wunderbar. «
Sie sagte es nicht nur, sondern meinte es auch so. Warum also der Kummer, die quälende Pein? Damit würde er sich bei seiner Rückkehr auseinander setzen müssen.
Sein Temperament ging bereits mit ihm durch, machte ihn nervös und gefährlich. »Ich nehme das mal als ein Ja. Es gibt ein paar Dinge, die ich brauchen werde, die ich selbst aber nicht gut genug für dieses Spiel herstellen kann.«
»Sag mir einfach, was du brauchst, Daemon.«
Er wollte es nicht tun, wollte nicht zu jenem früheren Leben zurückkehren, nicht einmal für zweiundsiebzig Stunden. Er würde das Leben verstümmeln, das er sich hier aufzubauen begonnen hatte, und der Hexensabbat und der übrige Erste Kreis würden niemals …
»Vertraust du mir?«, fuhr er sie jäh an.
»Ja.«
Kein Zögern, keinerlei Zweifel.
Endlich blieb er stehen und wandte sich ihr zu. »Weißt du eigentlich, wie verzweifelt ich dich liebe?«
Ihre Stimme bebte, als sie ihm antwortete. »So sehr, wie ich dich liebe?«
Er hielt sie fest umschlungen. Sie war seine Rettungsleine, sein Anker. Es würde gut werden. Solange er sie hatte, würde es gut werden.
Schließlich gab er sie widerwillig frei. »Komm schon, wir haben noch viel Arbeit vor uns.«
»Das wär’s«, meinte Jaenelle etliche Stunden später. Sorgsam packte sie die Schachtel, die all die Mittel und Zauber enthielt, die sie für ihn erschaffen hatte. »Jedenfalls fast.«
Daemon schlürfte von dem Kaffee, den er so stark gekocht hatte, dass man ihn beinahe beißen konnte. Körperlich war er völlig ausgelaugt. Geistig war ihm schwindelig zumute. Während
Jaenelle all die Zauber erschaffen hatte, um die er sie gebeten hatte, hatte er lernen müssen, wie man sie anwandte – sie hatte ihm also den Ablauf erklärt, während sie einen Zauber schuf, und ihn dann daran üben lassen, während sie sich an die Erstellung derjenigen machte, die er mit sich nehmen würde. Nachdem sie seinen Anstrengungen zugesehen hatte, hatte sie ihm weitere Anweisungen gegeben, wie sich die jeweilige Wirkung verfeinern ließe. Dass sie kein einziges Mal gefragt hatte, was er mit den Zaubern zu tun gedachte, erfüllte ihn mit Dankbarkeit. Andererseits wusste er natürlich auch nicht genau, was sie in seiner Abwesenheit tun würde. Es gab gewisse Dinge, die sich Schwarze Witwen gegenseitig nicht fragten.
Jaenelle hielt ein Fläschchen empor, das etwa die Größe ihres Zeigefingers besaß und mit dunklem Pulver gefüllt war. »Dies ist ein stimulierendes Mittel, und zwar ein starkes. Eine Dosis wird dich etwa sechs Stunden auf den Beinen halten. Du kannst es mit jeder Art Flüssigkeit mischen – « Sie beäugte den Kaffee. » – aber wenn du es mit solch einem Gebräu vermischst, dürfte es eine noch anregendere Wirkung entfalten.«
»Und das da ist eine Dosis?«, wollte Daemon wissen. Im nächsten Moment musste er sich auf die Zunge beißen, um nicht loszulachen. Er wünschte sich, ein Bild von ihrem Gesichtsausdruck zu besitzen.
»Hier drin befinden sich genug Dosen für die nächsten drei Tage und mehr!«, meinte sie trocken.
»Nun, ich sollte besser herausfinden, was es mit mir anstellt. « Daemon streckte ihr die Kaffeetasse entgegen.
Sie öffnete das Fläschchen und ließ etwas Pulver in die Tasse rieseln. Es löste sich auf der Stelle auf.
Er trank einen Schluck. Ein wenig nussig,
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