Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
sogar Reisende aus dem Netz schleudern, sodass sie sich in der Dunkelheit verloren, aber unbeständig klang viel, viel schlimmer.
»Na gut«, sagte er schließlich. »Wir bleiben bei Rot.«
»Daemon«, meinte Jaenelle leise, »ich möchte, dass du mir etwas versprichst.«
»Alles.«
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Es dauerte einen Moment, bis sie ihre Fassung wiedergefunden hatte. »Vor dreizehn Jahren hast du alles gegeben, was du hattest, um mir zu helfen.«
»Und ich würde wieder alles für dich hingeben«, erwiderte er ebenso leise.
Sie schüttelte heftig den Kopf. »Nein, keine weiteren Opfer, Daemon. Nicht von dir! Das ist es, was du mir versprechen sollst.« Sie schluckte hart. »Der Bergfried wird der einzige sichere Ort sein. Ich will dein Versprechen, dass du dich zu besagtem Zeitpunkt auf dem Weg dorthin befindest. Ganz egal,
wem du den Rücken zukehren, gleichgültig, wen du zurücklassen musst, du musst vor dem Morgengrauen den Bergfried erreichen! Versprich es mir, Daemon.« Sie ergriff seinen Arm so fest, dass es schmerzte. »Ich muss wissen, dass du in Sicherheit sein wirst. Versprich es mir!«
Behutsam hob er ihre Hand an seine Lippen, um die Handfläche zu küssen. Er lächelte. »Ich werde doch nichts tun, was dazu führen könnte, dass ich zu spät zu meiner eigenen Hochzeit komme.«
Ein gequälter Ausdruck huschte über ihr Antlitz, und er fragte sich, ob sie ihn wirklich heiraten wollte. Nein. Er würde nicht anfangen, daran zu zweifeln. Er konnte es sich einfach nicht leisten, jetzt Zweifel aufkommen zu lassen. »Ich werde zu dir zurückkehren«, sagte er. »Das schwöre ich.«
Sie gab ihm einen kurzen, leidenschaftlichen Kuss. »Halte dich gefälligst daran.«
Jaenelle sah blass und erschöpft aus. Unter ihren Augen waren tiefe Schatten. Doch er hatte sie noch nie schöner gefunden.
»Bis in ein paar Tagen also.«
»Möge dich die Dunkelheit umarmen, Daemon. Ich liebe dich.«
Auf seinem Weg zu dem Dunklen Altar, der ein Tor zwischen den Reichen darstellte, kamen ihm Jaenelles letzte Worte nicht sehr beruhigend vor.
22 Kaeleer
Karla ließ sich vorsichtig in einem Sessel in Jaenelles Wohnzimmer nieder. Mithilfe der Kunst war sie in der Lage, von einem Ort zum anderen zu schweben. Es gelang ihr mittlerweile sogar, eine Zeit lang allein aufrecht zu stehen, wobei sie jedoch auf die Hilfe zweier Stöcke angewiesen war. Doch es ermüdete sie rasch, Energien durch ihren Körper zu leiten, und das Stehen tat ihr in den Beinen weh. Die tägliche Tasse
mit dem Heiltrank, den Jaenelle ihr regelmäßig braute, tat aber ohne Zweifel ihre Wirkung. Allerdings hatte Karla das unbehagliche Gefühl beschlichen, dass Jaenelle ihre Kräfte sehr bald für etwas anderes als das Herstellen von Tränken brauchen würde.
Es war ihre erste Begegnung mit Jaenelle, seitdem diese sich geweigert hatte, Kaeleer in den Krieg ziehen zu lassen. Doch obgleich Jaenelle es gewesen war, die Gabrielle und Karla zu sich gerufen hatte, hatte die Königin des Schwarzen Askavi ihnen den Rücken zugewandt und starrte aus dem Fenster.
»Ihr beide müsst die Männer noch drei Tage länger im Zaum halten«, sagte Jaenelle leise. »Es wird nicht leicht sein, aber es ist notwendig.«
»Warum?«, wollte Gabrielle wissen. »Beim Feuer der Hölle, Jaenelle, wir müssen Heere zusammenziehen und kämpfen ! Verstreut, wie wir im Moment sind, können wir uns kaum behaupten ; dabei kämpfen wir noch nicht einmal gegen die Heere, die zweifellos aus Terreille strömen werden, sondern bisher erst gegen diejenigen Terreilleaner, die sich bereits in Kaeleer befinden. Diese Mistkerle! Es ist an der Zeit, in den Krieg zu ziehen. Wir müssen es tun! Sonst werden nicht nur unsere Leute sterben; das Land wird ebenfalls zerstört.«
»Die Königinnen können das Land wieder heilen«, erwiderte Jaenelle, die sich noch immer nicht zu ihnen umgedreht hatte. »Das ist die besondere Gabe der Königinnen. Und von unseren Leuten sind bei weitem nicht so viele umgekommen, wie ihr zu glauben scheint.«
»Nein«, sagte Gabrielle verbittert, »sie sterben lediglich vor Scham, weil ihnen befohlen wurde, ihr Land im Stich zu lassen. «
»Ein wenig Scham fügt ihnen keinen Schaden zu.«
Karla legte Gabrielle beschwichtigend eine Hand auf den Arm. Sie bemühte sich, vernünftig zu klingen, als sie sagte: »Ich bezweifle, dass uns eine andere Wahl bleibt, Jaenelle. Wenn wir nicht aufhören, uns zurückzuziehen, und endlich beginnen, unsere Feinde
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