Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
ein Hauch Schärfe. Eigentlich ganz …
Er musste keuchen. Auf einmal war sein Körper angespannt, als befände er sich mitten auf dem Schlachtfeld, und Daemon verspürte das dringende Bedürfnis, sich zu bewegen. Sein Geist war nicht länger wie benebelt vor Müdigkeit. Nach den ersten paar Augenblicken konnte er spüren, wie er sich
wieder ein wenig entspannte, doch die Wachsamkeit blieb ihm erhalten.
Nachdem er die Tasse ausgetrunken hatte, wartete er ein paar Sekunden. Keine körperlichen Veränderungen, lediglich das Gefühl, dass seine Energiereserven erfreulich anwuchsen.
Behutsam legte Jaenelle das Fläschchen in die Schachtel. »Alles hat seinen Preis, Daemon«, meinte sie bestimmt.
Das ernüchterte ihn wieder. »Es macht süchtig?«
Der Blick, mit dem sie ihn bedachte, hätte einen Mann entzweischneiden können. »Nein, macht es nicht. Ich selbst benutze es manchmal – was du allerdings keinem aus der Familie auf die Nase binden wirst. Sie würden einen riesigen Aufstand machen, wenn sie es wüssten. Das hier wird dich aufrecht erhalten, auch wenn du weder Nahrung noch Schlaf bekommst. Doch wenn du die Dosis nicht alle sechs Stunden einnimmst, wirst du auf der Stelle zusammenbrechen und solltest besser damit rechnen, einen Tag lang durchzuschlafen.«
»Mit anderen Worten, wenn ich eine Dosis vergesse, werde ich es nicht schaffen, mich wach zu peitschen; ganz egal, was um mich her geschehen mag.«
Sie nickte.
»Na gut, ich denke daran.«
Sie hielt ein weiteres Fläschchen in die Höhe, in dem sich eine dunkle Flüssigkeit befand. »Dies ist ein Stärkungstrank für Saetan. Da ich davon ausgehe, dass er körperlich geschwächt sein wird, habe ich ihn stark gemacht. Wenn er ihn zu sich nimmt, wird ihm Hören und Sehen vergehen. Einfach zu gleichen Teilen mit Flüssigkeit mischen – mit Wein oder mit frischem Blut.«
»Wenn ich das Stimulans benutze, kann ich dann trotzdem mein Blut für den Stärketrank hernehmen?«
»Ja.« Es gelang Jaenelle nicht ganz, sich ein Grinsen zu verkneifen. »Aber solltest du tatsächlich dein Blut verwenden, dann gieß es ihm in den Rachen, bevor du ihm sagst, um was es sich handelt, denn dann wird ihm von der Mischung nicht bloß Hören und Sehen vergehen – und die ersten zwei Minuten wird er dir alles andere als dankbar sein!«
»Alles klar.« Er hoffte nur, Saetans derzeitige Verfassung würde ihm tatsächlich erlauben, sich lautstark darüber aufzuregen, unter Drogen gesetzt worden zu sein.
Jaenelle holte tief Luft und ließ sie langsam wieder aus den Lungen entweichen. »Das wäre alles.«
Daemon stellte die Tasse auf dem Arbeitstisch ab. »Ich möchte überwachen, wie mein Proviantvorrat gepackt wird. Es wird nicht lange dauern. Wartest du auf mich?«
Ihr Lächeln konnte nicht den gehetzten Blick in ihren Saphiraugen verscheuchen. »Ich warte auf dich.«
»Prinz … sss … Sadi.«
Daemon zögerte, dann wandte er sich zu der Stimme um. »Draca.«
Sie streckte ihm eine Hand entgegen, die sie zu einer losen Faust geballt hatte. Gehorsam hielt er seine Hand unter die ihre. Als sie ihre Hand öffnete, fielen winzige bunte Ringe in die seine – von der Art, die Frauen als Schmuck an ihren Kleidern trugen, damit sie im Licht glitzerten.
Verblüfft starrte er erst die Ringe, dann Draca an.
»Wenn der … sss … Zeitpunkt gekommen ist, gib sie … sss … Saetan. Er wird schon begreifen.«
Sie weiß es, dachte Daemon. Sie weiß es, aber … Nein, Draca würde den anderen nichts sagen. Die Seneschallin des Schwarzen Askavi würde ihr Wissen aus ganz persönlichen Gründen für sich behalten.
Als er weiterging, ließ er die Ringe in seine Jacketttasche gleiten.
Surreal fuhr zusammen, als ihre Zimmertür aufgerissen wurde.
»Was, im Namen der Hölle, glaubst du zu tun?«, wollte Daemon wissen und knallte die Tür hinter sich zu.
»Nach was sieht es denn aus?«, fuhr Surreal ihn an. Innerlich fluchte sie. Nur noch ein paar Minuten, und sie hätte es geschafft, sich unbemerkt davonzuschleichen.
»Es sieht danach aus, dass du etliche Stunden genauester Planung ruinieren möchtest«, versetzte Daemon barsch.
Das ließ sie innehalten. »Welche Planung?«, fragte sie misstrauisch.
Die Flüche, die folgten, waren so kreativ, dass sie selbst Surreal in Erstaunen versetzten. »Was, meinst du, habe ich getan, seitdem wir heute Morgen jenes Geschenk erhalten haben? Und was dachtest du überhaupt, im Alleingang ausrichten zu können?«
»Ich habe viele Jahre
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