Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
Peyton mit weit aufgerissenen Augen.
»Was wäre das Phantommeer schon ohne Seeungeheuer?«, murmelte Saetan.
»Wie bekommen wir Seeungeheuer in den Teich?«, flüsterte Peyton Mephis zu.
»Papa wird sie für uns erschaffen«, wisperte Mephis zurück.
»Oooooh!« Peyton blickte zu Saetan empor. Seine goldenen Augen glitzerten erwartungsvoll.
»Falls wir so weit sind, meine Herren«, sagte Saetan und gab Mephis das Schiff zurück.
»Und wahrscheinlich werdet ihr bis zu den Knien voll Schlamm zurückkommen und nach Teichwasser stinken«, erklang eine weibliche Stimme.
Saetan drehte sich zu der Frau um, die nun im Türrahmen stand. Er konnte sich nicht über Lady Broghann, die Purpur tragende Hexe, beklagen, die als Gouvernante und Lehrerin der beiden Jungen angestellt war. Doch er war noch immer zu wütend auf Hekatah, um Widerspruch zu dulden, besonders von einer Frau.
Dann sah er den Schalk in ihren Augen, der den strengen Tonfall Lügen strafte.
»Ich gehe davon aus, dass sich eine gewisse Portion Schlamm nicht vermeiden lassen wird«, erklärte Saetan feierlich.
»Juchuuu!«, rief Peyton, woraufhin er erneut Mephis’ Ellbogen zu spüren bekam.
Der Welpe wird noch ganz grün und blau sein, bis er endlich von selbst erkennt, wann er besser schweigen sollte , dachte Saetan.
»Tja«, meinte Lady Broghann, »dann trinkt mal nicht so viel Grog, dass ihr die Schiffe auf Grund setzt.«
»Was ist Grog?«, erkundigte sich Peyton, der vor Ungeduld schon ganz zappelig war.
»Das wüsstest du, wenn du in der Stunde über die Seefahrt aufgepasst hättest«, erwiderte sie.
Während Peyton nachdenklich das Gesicht verzog, wandte sich Saetan ab und hustete, um nicht lachen zu müssen.
Als er endlich wieder in der Lage war, angemessen grimmig dreinzublicken, drehte er sich zu seinen Kapitänen um. »Sollen wir aufbrechen?« Da fiel sein Blick auf die Aufmachung der beiden Jungen. Die Hosen waren so abgetragen, dass sie beinahe verschlissen aussahen, und am linken Ärmel von Peytons Hemd war ein langer Riss - säuberlich geflickt, aber immer noch sichtbar. »Warum tragt ihr diese Sachen?«
»So sind Seeleute gekleidet, die auf Abenteuerfahrt gehen«, sagte Lady Broghann.
Neugierig musterte Saetan sie. »Wer sagt das?«
»Meine Mutter. Ich habe drei jüngere Brüder.«
Und ihre jüngeren Brüder hatten eine schlaue ältere Schwester.
»Eine Autorität, an der nicht gezweifelt werden darf«, sagte Saetan mit einer leichten Verbeugung.
»Wie schmeckt Grog?«, wollte Peyton wissen, dessen Gedanken längst um etwas kreisten, das ihm interessanter als Kleidung zu sein schien.
»Wie Milch«, erwiderte Saetan.
»Seeleute trinken Milch?«
»Kleine schon.«
Noch während Peyton darüber nachgrübelte, weswegen Mephis kicherte, führte Kommandeur Saetan die Kapitäne Mephis und Peyton zum Phantommeer, wo ihre Schiffe gegen die Niederträchtigen Nebel und Schrecklichen Strudel zu bestehen hatten … und gegen zahlreiche Seeungeheuer.
2
Hekatah stand am Fenster des privaten Empfangszimmers ihrer Mutter. Sie rieb sich den Bauch, um den Balg in ihrem Innern zu besänftigen, während sie auf den Hinterhof und die Gärten hinausstarrte.
Wie viel ahnte Saetan? War der Kommentar darüber, dass sie keinen Haushalt zu führen hatte, lediglich so dahingesagt, oder wusste er von dem kleinen Haus, das sie in Draega für ihre hübschen Geliebten unterhielt? Es war nicht so, dass sie den Sex mit Saetan nicht genoss. Er war ein ausgezeichneter Liebhaber. Wie konnte ein Mann, der jahrelang der Gefährte von Hexe gewesen war, nicht ausgezeichnet im Bett sein? Aber mit ihm hatte sie nicht so viel … Spaß. Sie konnte mit ihm nicht auf die gleiche Weise umspringen wie mit ihren Gespielen. Warum sollte sie sich also nicht ab und an mit einem Mann vergnügen, den sie beherrschen konnte? Außerdem tat sie nichts Verkehrtes. Treue und sexuelle Beschränkung wurden in der Ehe vom Mann verlangt, nicht von der Frau. Schließlich dienten die Männer.
Doch Kriegerprinzen hielten sich an ihre eigenen Gesetze, und ein Kriegerprinz, der Schwarz trug, war vielleicht nicht der Ansicht, dass der Status eines Eheringes ein ausreichender Grund war, um die Liebhaber seiner Frau geflissentlich zu übersehen.
Martella, ihre Mutter, betrat das Zimmer. Sie wirkte niedergeschlagen und verströmte ein Gefühl der Verlegenheit.
»Wir mussten zu einem anderen Metzger gehen. Von daher weiß nur die Dunkelheit, was uns die Köchin zum Abendessen vorsetzen
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