Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
schwarzen Juwelen, der stärkste Mann in der Geschichte des Blutes. Ich bin die einzige männliche Schwarze Witwe in der Geschichte des Blutes. Und ich bin der Höllenfürst. Obwohl ich immer noch im Reich der Lebenden weile, beherrsche ich das Reich der Toten. Wie konnte deine Familie annehmen, dass ich nicht meinte, was ich gesagt habe?
»Es ist nicht von Belang, ob sie es geglaubt haben oder nicht«, sagte er. »Meine Entscheidung steht fest.«
Sie schlug mit der flachen Hand auf die Armlehne ihres Sessels. »Du redest Unsinn. Das dhemlanische Volk hat sich doch beim letzten Mal auch nicht beschwert, als du den Zehnten wegen des Darlehens erhöht hast. Dieses Mal werden sie es auch nicht wagen, Klagen laut werden zu lassen.«
Sprachlos starrte er sie an und fragte sich, ob er ihr erklären
sollte, wie tief sie ihn soeben beleidigt hatte. Es dauerte eine Weile, bis er sein inneres Gleichgewicht so weit wieder erlangt hatte, dass er erwidern konnte: »Ich habe den Zehnten nicht erhöht, Hekatah. Das war ein persönliches Darlehen von mir an deine Familie.«
Jetzt starrte sie ihn entgeistert an. »Unser Geld? Du hast unser Geld benutzt?«
»Natürlich. Warum sollten die Dhemlaner für die finanzielle Torheit deiner Familie zahlen müssen?«
»Du hast uns also beinahe vier Millionen Goldstücke weggenommen?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich konnte es mir leisten … ein Mal.« Und der Zeitpunkt des letzten Darlehens hatte ihn so verärgert, dass er das Spielchen von Hekatahs Familie mit einer solchen Finesse mitgespielt hatte, dass sie gar nicht gemerkt hatten, wie ihnen geschah. »Du kannst ihnen selbstverständlich einen Teil deines vierteljährlichen Einkommens geben.«
»Als wenn dieses Almosen viel nutzen würde«, erwiderte Hekatah, die Augen voller Groll.
»Dreißigtausend Goldstücke im Vierteljahr sind ja wohl nicht gerade ein Almosen«, sagte Saetan mit schneidender Süße. »Zumal du keinen Haushalt zu führen hast« - er sah das nervöse Zucken, das sie schnell wieder unterdrückte, und das seinen Verdacht bestätigte - »und diese Einnahmen lediglich deine persönlichen Ausgaben abzudecken haben.« Er hielt inne. »Oder, wenn du das vorziehen solltest, könnte ich das Kapital freimachen, das ich als dein Hochzeitsgeschenk treuhänderisch verwalten lasse, und von dem du dein vierteljährliches Einkommen beziehst, und du könntest deiner Familie so viel davon abgeben, wie du möchtest.«
Sie erwiderte nichts. Das hatte er auch nicht anders erwartet.
Schließlich erhob Hekatah sich mühsam aus dem Sessel und stellte sich vor ihn, eine Hand auf dem gewaltigen Bauch, in dem sich sein Kind regte. Vielleicht hätte er sich ein wenig erweichen lassen, wenn er geglaubt hätte, dass es sich
um eine beschützende Geste handelte und nicht nur die Mahnung, dass sie über etwas verfügte, an dem ihm gelegen war.
»Ich werde nach Hayll reisen, um meiner Mutter und dem Rest meiner Familie beizustehen«, sagte sie.
Er zwang sich, keinen Einspruch zu erheben, da sie jegliche Besorgnis, die er zeigen könnte, lediglich als Waffe gegen ihn benutzen würde. »Hältst du das für klug?«, fragte er gelassen. »So kurz vor der Entbindung solltest du keine Reisen mehr unternehmen.«
»Ich breche nach Hayll auf.«
Die Herausforderung lag beinahe greifbar in der Luft.
»Ich würde es zu schätzen wissen, wenn du mir eine Nachricht senden würdest, damit ich weiß, dass du gut angekommen bist«, sagte Saetan.
Sie ließ die Schultern hängen. Es war das einzige Anzeichen, dass sie diese Auseinandersetzung verloren hatte. Dann verließ sie das Arbeitszimmer.
Er wartete ab, die Hände auf dem Tisch zu Fäusten geballt, und dachte über die Situation nach. Mit grausamer Nüchternheit reihte er im Geist einzelne Informationsfetzen aneinander und zog daraus eine Reihe unangenehmer Schlüsse.
Letztes Jahr hatte Hekatahs Vater ihn kurz vor Peytons Geburtszeremonie um Hilfe bei einer »finanziellen Lappalie« gebeten. Im Laufe einer Geburtszeremonie wurde die Macht, die ein Kind des Blutes von Geburt an besaß, auf die Probe gestellt und bestätigt. Das Kind erhielt dann das Juwel, das ein sichtbares Zeichen der Macht war, die in seinem Körper wohnte, wie auch ein Reservoir für überschüssige Kraft, die nicht benutzt wurde. Dies war auch der Zeitpunkt, an dem die Vaterschaft offiziell bestätigt oder verwehrt wurde. Ein Mann konnte ein Kind zeugen, es aufziehen und lieben, doch er hatte keinerlei Ansprüche auf das
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